Hilfe für Nachbarn Wenn der Körper nicht mehr kann

Eine Krankheit kann einen Menschen aus dem Leben reißen und viele Probleme verursachen. Dann sind die Menschen auf Hilfe angewiesen, so wie die alleinerziehende Mutter Bettina S. aus Hof. Foto: Africa Studio -

Das Jahr 2020 wurde für Bettina S. zur Odyssee – dreimal war die Mutter im Krankenhaus, kann aktuell nicht mehr arbeiten. Gezeichnet durch diese Zeit sucht sie jetzt mit ihren zwei Töchtern nach einer neuen Wohnung.

 
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Hof - Bettina S. (Name geändert) sitzt in Hof an ihrem Küchentisch. Sie wirkt schwach und ausgelaugt. Ihre Hand wandert mehrmals über ihren Bauch. „Wie geht es Ihnen?“ So genau kann das die Frau Mitte 40 nicht sagen - fast wirkt es so, als könne sie noch gar nicht begreifen, was in diesem Jahr mit ihrem Leben geschehen ist.

Es fängt mit Krämpfen im Rücken an

„Mama ist noch sehr abgeschlagen, vergisst manchmal Dinge oder ist verwirrt“, sagt die Tochter von Bettina S. Sie sitzt mit am Küchentisch, hält sich an einem kleinen Hund fest. „Eigentlich war alles immer im Ordnung“, sagt Bettina S. und denkt an die vergangenen Jahre zurück. Seit fast zehn Jahren lebt sie mit ihren Kindern in Hof. Als Minijobberin hatte sie jahrelang einen festen Job, versorgte ihre beiden Töchter – ein recht normales Leben. Bis sie Anfang des Jahres plötzlich Krämpfe und Schmerzen im Rücken bekommt. „Ich bin von Arzt zu Arzt, aber keiner konnte etwas feststellen.“ Der Blick der Mutter ist gesenkt, die Arme auf dem Tisch abgestützt.

Bei den Schmerzen bleibt es nicht. Ende April geht es ihr so schlecht, dass sie tagelang nicht mehr aufstehen kann. „Als würden Blitze durch meine Arme und Beine fahren – so hat es sich angefühlt“, sagt die Frau heute. Für Bettina S. beginnt eine Odyssee. Sie kommt in die Klinik. Die Diagnose der Ärzte ist bitter: Der Innenraum des Bauches ist entzündet, sie hat eine Blutvergiftung. Eine Not-OP folgt - drei Wochen muss die Mutter im Krankenhaus bleiben. Es soll nicht der letzte Klinikaufenthalt in diesem Jahr gewesen sein.

Mit der Krankheit kommen finanzielle Sorgen

Ihre Töchter sind in dieser Zeit allein, müssen sich selbst versorgen. Die Rechnungen für Miete, Autoversicherung, GEZ flattern ins Haus, während das Familienoberhaupt im Krankenhaus liegt. „Wie sollte ich mich um die Rechnungen kümmern? Ich war doch im Krankenhaus, konnte nicht arbeiten…“ Der Schmerz steht der alleinerziehenden Mutter ins Gesicht geschrieben. Immer hatte sie für ihre Familie sorgen können. Viel war am Ende des Monats nicht übrig geblieben, aber für ein einfaches Leben - für die Miete, Nahrungsmittel, kleine Wünsche der Kinder- hatte es immer gereicht.

Die kleine Familie steht im Frühjahr vor einem Berg voller Probleme. Bettina S. ist nach wie vor schwach, liegt die meiste Zeit und muss umsorgt werden. Die nächsten Operationen sind bereits anberaumt. Ihre älteste Tochter versucht indes mit den bürokratischen Hürden zurechtzukommen. Zu verstehen, welche Posten bezahlt werden müssen, wo sie welche Nachweise einreichen soll. „Das waren Dinge, mit denen ich mich noch nie beschäftigt habe“, erklärt die Tochter.

Weitere Operationen folgen

Auch wenn es am Anfang kaum möglich erscheint, irgendwie schafft es die kleine Familie, an Land zu gewinnen – mühsam und in kleinen Schritten. Das Amt bewilligt Arbeitslosengeld – nicht viel – aber das Inkassoverfahren wegen der nicht gezahlten Miete kann abgewendet werden. Indes muss die Mutter wieder ins Krankenhaus, muss mehrstündige Operationen über sich ergehen lassen. Seit April ist sie krankgeschrieben. Wann sie wieder arbeiten kann, ob sie wieder arbeiten kann – das weiß keiner.

„Ich habe mein ganzes Leben lang gearbeitet. Ich kann mir ein Leben ohne Arbeit gar nicht vorstellen“, sagt Bettina S. Sie wirkt zerbrechlich; je länger das Gespräch dauert, desto mehr nimmt ihre Konzentration ab. „Ich möchte arbeiten. Aber gerade geht es nicht.“ Ihr Körper hat unter den letzten Monaten gelitten: Sie spürt ihre Hände und Beine nicht mehr. Die Treppen hoch in die Wohnung sind an manchen Tagen kaum zu erklimmen.

Familie sucht Wohnung im Erdgeschoss

Eine Wohnung im Erdgeschoss würde Erleichterung bringen. Aber wie eine passende Wohnung finden? Wo das Geld hernehmen, um umzuziehen? Die wenigen Ersparnisse sind aufgebraucht, selbst das Geld für die ausstehenden Krankenhausrechnungen in Höhe von 300 Euro ist nicht da. Und auch die Zuzahlungen zu Arzneien und medizinischen Geräten belasten Monat für Monat das Konto. Eine harte Zeit.

Während Mutter und Tochter an dem Küchentisch mit der roten Plastiktischdecke sitzen, streicheln sie beiden den kleinen Hund. Sie erzählen von der vierten Operation, die im nächsten Jahr ansteht. Am Fenster klebt eine große Schneeflocke aus Plastik. Weihnachten ist nicht mehr weit.

Welchen Wunsch die Familie hat? Gesundheit, sagt die Mutter. „Ich möchte wieder arbeiten, möchte meine Hände und Füße wieder spüren.“ Sie fährt sich noch einmal über den Bauch. „Denn was bleibt vom Leben übrig, wenn man nicht mehr raus kann?“

Spendenkonto

Wenn Sie Bettina S. unterstützen wollen, überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto von „Hilfe für Nachbarn“, der gemeinsamen Aktion von Frankenpost und Sparkasse Hochfranken:

IBAN: DE 29 780 5000 002 200 20416

BIC: BYLADEM1HOF

Für Spenden ab 200 Euro gibt es eine Spendenquittung (bitte Adresse auf der Überweisung vermerken). Für kleinere Beträge reicht der Kontoauszug zur Vorlage beim Finanzamt. Online-Banking-Kunden können jetzt auch per QR-Code an die Aktion „Hilfe für Nachbarn“ spenden.

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