Höchstädt Kinder nehmen Schulhaus in Beschlag

Also lautet ein Beschluss: Dass der Mensch was lernen muss! Das macht natürlich in einer freundlichen Umgebung viel mehr Spaß. Beste Voraussetzungen für Kinder aus Höchstädt und Thierstein. Allerdings ist das generalsanierte Gebäude schon wieder zu klein.

 
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Ein Bild, ein Diktat oder gar ein Tadel? Die Höchstädter Schulleiterin Christa Liebner gab sich geheimnisvoll: „Manchmal treten beim Aufräumen in Schulen eigenartige Funde zutage“, sagte sie und wandte sich vielsagend an Bürgermeister Gerald Bauer. Dem mochten in dem Moment viele Gedanken durch den Kopf gegangen sein, hatte er doch selbst einen Teil seiner Grundschulzeit in eben diesem Gebäude verbracht, das er am Freitag als Rathauschef nach einer Generalsanierung einweihen durfte.

Alle vier Klassen in einem Haus

Mit einem offiziellen Teil am Vormittag und einem großen Schulfest am Nachmittag nahmen Kinder und Lehrer das Gebäude ganz offiziell wieder in Beschlag – wenngleich schon seit Anfang des Schuljahres der Unterricht wieder stattfindet. „Wir sind angekommen“, sagte Christa Liebner. „Auch wenn die Handwerker das Interesse der Kinder mitunter mehr wecken als der Unterricht.“ Sie erinnerte an den Beginn der Sanierung 2019, als die Klassen 3 und 4 ins Thiersteiner Schulhaus zu den Jahrgängen 1 und 2 umziehen mussten. Für ein Jahr, hieß es damals. „Daraus wurden drei“, sagte die Schulleiterin. Allerdings hätten Schüler und Lehrer in dieser Zeit schnell gemerkt, dass das gemeinsame Leben viel schöner ist.

Es kam schneller als gedacht, dass die Thiersteiner und Höchstädter Kinder wieder gemeinsam ihre Grundschulzeit verbringen können. Nachdem sich die Kirche aus der Trägerschaft der Kinderhorte zurückgezogen hatte, der Platz in beiden Kindertagesstätten aber zu knapp war, entschlossen sich beide Gemeinden zur Zusammenarbeit. Sie gaben die räumliche Trennung der Grundschule auf, einigten sich auf den Standort Höchstädt und richteten im Thiersteiner Schulhaus den Hort ein. „Wir haben alle Befindlichkeiten über den Haufen geworfen“, sagte dazu Bürgermeister Gerald Bauer. Der erinnerte an die Einweihung des Schulhauses 1961, den Bau der Mehrzweckhalle 20 Jahre später, und dass bis zuletzt immer nur einzelne Teile des Hauses erneuert wurden.

Durften mal wieder die Schulbank drücken (von links): Die Schulamtsdirektoren Günter Tauber und German Gleißner, die Bürgermeister Thomas Schobert und Gerald Bauer, Michael Geiser, dritter Bürgermeister der Stadt Marktleuthen, Schulleiterin Christa Liebner, zweiter Bürgermeister von Höchstädt Uwe Döbereiner, Regierungspräsidentin Heidrun Piewernetz, der Hohenberger Bürgermeister Jürgen Hoffmann, Landtagsabgeordneter Martin Schöffel und stellvertretender Landrat Roland Schöffel. Foto: Gerd Pöhlmann

Vor gut fünf Jahren ergab sich – nach Rücksprache mit der Regierung von Oberfranken – die Möglichkeit, über eine FAG-Förderung Schulhaus und Mehrzweckhalle zu sanieren. Grundlegende Untersuchungen wurden angestellt und dabei auch die ein oder andere Schadstoffquelle identifiziert. „Letztlich“, sagte Bauer, „blieb nur noch der Rohbau übrig.“ So wurde der Dachstuhl statisch gestärkt, die Elektrik „vom Anschlusskasten bis zur Glühbirne“ erneuert, die Geschossdecken verstärkt und vieles andere mehr. Den vier Klassen der Grundschule Thierstein-Höchstädt stehen nun moderne Klassenzimmer zur Verfügung. „So schön unsere Schule jetzt ist, sie ist doch eigentlich schon wieder zu klein“, gab Gerald Bauer einen Ausblick auf zukünftige Pläne. Um den vier Klassen differenzierten Unterricht zu ermöglichen, sei ein Anbau unumgänglich, sagte Bauer. „Wir hoffen auf Unterstützung, um unsere Kinder in der kleinen Schule bestmöglich unterrichten zu können.“

Rund drei Millionen Euro Kosten

Ohne einen konkreten Betrag nennen zu wollen, sagte Regierungspräsidentin Heidrun Piewernetz eine „wohlwollende Begleitung“ durch die Regierung von Oberfranken zu. „Solche Maßnahmen müssen unterstützt werden. Geld kann nicht sinnvoller eingesetzt werden, als für gute Rahmenbedingungen für Kinder“, sagte die Regierungspräsidentin. Für eine kleine Gemeinde wie Höchstädt sei ein solches Projekt ein finanzieller Kraftakt. Bei einer Gesamtsumme von rund drei Millionen Euro (für die Sanierung von Schule und Sporthalle) sei eine Förderung von rund zwei Millionen Euro geflossen. „Auch wenn die Gemeinde finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, so war es doch eine richtige und richtungsweisende Entscheidung“, sagte Heidrun Piewernetz und lobte die Zusammenarbeit zwischen Höchstädt und Thierstein.

Auf die wichtigste Frage des Vormittags antworteten die Mädchen und Jungs mit einem schallenden „Ja“: Ob es ihnen denn gefalle im neuen Höchstädter Schulhaus, hatte Landtagsabgeordneter Martin Schöffel von den Kindern wissen wollen. „Es ist wichtig, Schulen auf dem Dorf zu haben.“

Mehr als nur ein Lernort

Schulamtsdirektor Günter Tauber lobte die schönen, hellen, die Arbeit erleichternde Räume. „Schule ist ja mehr als ein Lernort. Schule ist ein Lebensort“, sagte er. Für das Selb-Werk gratulierte Geschäftsführer Andreas Zuber. Stellvertretender Landrat Roland Schöffel, der selbst einige Jahre an der Schule unterrichtet hatte, wünschte den Lehrerinnen und Schülern eine wundervolle Schulzeit. Die Schüler gaben ihrer Freude mit mehreren Liedern Ausdruck, als Chor, Flötenensemble und Orff-Gruppe. Pfarrerin Ellen Meinel, Diakon Michael Plötz und Religionslehrerin Martina Plötz stellten das Gebäude und alle, die darin ein- und ausgehen, unter den Segen Gottes.

Bürgermeister Gerald Bauer dankte allen am Bau Beteiligten und nahm dann von Christa Liebner das geheimnisvolle Geschenk entgegen: ein Porzellanteller, der zur Einweihung 1961 angefertigt wurde.

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