Hof Hilfe in kalten Winternächten

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Menschen ohne festen Wohnsitz gibt es auch in Hof. Ob zurzeit jemand im Freien schläft, ist ungewiss. Markus Schnabel von der Diakonie appelliert, die Augen offen zu halten.

 
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Hof - Wochenlang campiert eine Frau im Auto auf Supermarkt-Parkplätzen. Ein junger Mann wohnt mal bei jenem, mal bei einem anderen Freund, weil er keine Wohnung hat. Eine andere Frau wird nach mehreren Wochen aus dem Krankenhaus entlassen - aber nicht mehr zu ihrer Familie zurück. Auch sie ist auf einmal ohne Obdach. All diese Menschen hangeln sich irgendwie durchs Leben auf der Suche nach Schlafgelegenheiten.

Drei Beispiele, die eher nach Großstadt klingen, sich aber im Fichtelgebirge und in Hof zugetragen haben. Tatsächlich sind Menschen ohne eigene Bleibe oftmals unauffällig. Viele, wie die drei Beispiele, entsprechen gar nicht dem Klischee des "Landstreichers". Andere tauchen auf einmal auf und verschwinden wieder, ohne dass man wüsste, wohin. Auch wenn manche Wohnungslose bei Bekannten unterschlupfen können - gerade jetzt im Winter sind Menschen ohne eine eigene Bleibe besonders gefährdet.

Markus Schnabel, Leiter des Thomas-Breit-Hauses der Diakonie Hochfranken in der Hofer Sedanstraße und auch zuständig für die Hofer Bahnhofsmission, appelliert an die Bevölkerung, die Augen offen zu halten und im Notfall zu helfen: " Obdachlosigkeit ist gefährlich, im Winter lebensgefährlich." Schon bei Temperaturen um die null Grad könne es beim Leben im Freien zu Erfrierungen kommen.

Wie viele Menschen derzeit in Hof tatsächlich ohne ein Dach über dem Kopf sind und ob gar jemand im Freien schläft, kann Schnabel nicht sagen. "Wenn wir die Fälle kennen würden, würden wir von uns aus auf die Menschen zugehen." In den vergangenen Jahren gab es laut Schnabel in Hof Menschen, die im Winter in Buswartehäuschen oder in Waggons am Güterbahnhof Zuflucht gesucht hatten. Die meisten Obdachlosen halten sich seinen Worten zufolge in Großstädten auf, wo es mehr Angebote wie Wärmestuben, Obdachlosen-Arztpraxen oder Suppenküchen gibt. "Ein paar dürften aber wahrscheinlich auch in Hof leben."

Im Thomas-Breit-Haus können obdachlose Männer Zuflucht finden. Vier Schlafplätze sind hier frei. Die im vergangenen Jahr neu eingerichtete Notwohnung für wohnungslose Frauen ist derzeit zwar voll belegt - doch auch weiteren Frauen bietet die Diakonie Hilfe an, wie Markus Schnabel versichert.

Insgesamt steigt die Zahl der Obdachlosen in Deutschland. Derzeit wird sie auf 40 000 geschätzt: "Die Gründe hierzu sind vielschichtig", sagt Schnabel. Als Ursachen nennt er weniger bezahlbaren Wohnraum, Langzeitarbeitslosigkeit teils über Generationen hinweg, Armut, Ausgrenzung, psychische Erkrankungen, soziale Schwierigkeiten - und menschliche Tragödien. Den "Landstreicher", der mehr oder weniger freiwillig umherzieht, gebe es hingegen immer weniger, sagt Schnabel.

Und was ist zu tun, wenn man tatsächlich bei Minusgraden jemanden entdeckt, der im Freien schläft?

Kontaktaufnahme: "Wer jetzt bei niederen Temperaturen jemand draußen ungeschützt schlafen sieht, sollte die Person wecken und ansprechen." Man sollte den Menschen nach der Gesundheit fragen und wo er schlafen will. Wenn jemand unsicher ist, kann man auch die Polizei um Hilfe rufen und wenn der Mensch in akuter Gefahr schwebt natürlich den Rettungsdienst.

Alkohol: "Nicht jeder Obdachlose ist alkoholkrank", stellt Schnabel klar. Dennoch will er auf Probleme mit Alkohol hinweisen: "Alkohol erweitert die Gefäße. Das kühlt den Körper aus", sagt er. "Dadurch merken Alkoholisierte auch bei eisiger Kälte nicht, dass sie vielleicht längst unterkühlt sind."

Helfen: "Sie können fragen, ob eine Schlafstelle gebraucht wird", rät Schnabel. Nicht jeder Obdachlose könne sich mit einem Übernachtungsheim und den strengen Regeln dort anfreunden. "Viele leben schon lange sozial völlig isoliert - ihnen fällt das oft schwer." Falls aber doch jemand Interesse hat, kann man im Thomas-Breit-Haus in Hof anrufen. Und wer sich tagsüber bei einem heißen Getränk aufwärmen will, ist in der Bahnhofsmission im Hofer Bahnhofsgebäude willkommen.

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Telefonnummern

Thomas-Breit-Haus: 09281/3175

Bahnhofsmission: 09281/3936

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