Münchberg - Die ökologischen Belange sind im Augenblick nicht mehr auf den Titelseiten - die Veränderung unseres Klimas geht dennoch weiter. Welche Auswirkungen auf den Wald zu erwarten sind, hat Peter J. Annighöfer in seinem Vortrag "Liegt die Zukunft des deutschen Waldes im Ausland?" beim Evangelischen Bildungswerk erläutert. Annighöfer ist Professor für Wald- und Agroforstsysteme an der Technischen Universität München. Wie sich der Wald verändern wird, dafür könne er kein Patentrezept verkünden. "Was an Stelle der bisherigen Hauptbaumart Fichte in unserer Region wachsen wird, ist noch nicht ausgemacht." Mischwald sei generell weniger anfällig. Trotzdem: "Standortanalysen sind wichtig. Nicht alles ist überall gut." Man solle sich nicht scheuen, dies und das auzuprobieren. Dass die Temperaturen nicht linear, sondern zunehmend steigen, zeigte der Professor an Grafiken auf. Dass sich die Arktis erwärmt und der Meeresspiegel steigt, habe auch bei uns Auswirkungen. Stark vereinfacht: Am Äquator erwärmt sich die Luft, steigt hoch, zieht in weitem Bogen nach Norden, wo sie abkühlt und um den 30. Breitengrad zu Boden zieht; die Erwärmung der Arktis verlangsamt diese Bewegung. Das vermehrte CO2-Aufkommen verändert die Atmosphäre: Sie reflektiert das kurzwellige Sonnenlicht weniger, das zunehmend in langwellige Wärmestrahlung umgewandelt wird - die Temperaturen steigen. Vegetation, insbesondere Wald, bindet CO2, was durch die zunehmenden CO2-Konzentrationen für einen Ausgleich im System nicht mehr ausreicht: "Das Tempo des Klimawandels überfordert die Anpassungsfähigkeit der Natur." Die CO2-Zunahme zu reduzieren, sei eine politische Aufgabe, die bislang eher wenig erfolgreich war, merkte Annighöfer an: "Es geht derzeit um den Erhalt des Waldes überhaupt." Der Holzpreis liege brach. "Dass Waldbesitzer mittlerweile Subventionen brauchen, ist klar." Beim Waldumbau gehe es darum, Versuche zu beobachten. Die Douglasie scheine sich zu bewähren, auch wenn sie weniger standsicher sei. Die Birke sei früher als Unkraut im Wald angesehen worden, sei aber sehr standhaft. Baumarten aus wärmeren Gebietenseien eine Möglichkeit - wenn sie mit den Böden zurechtkommen. Annighöfer regte an, nicht Sprösslinge zu setzen, sondern anzusäen. "Was hochkommt, fühlt sich wohl." Gleichzeitig müsse die Kommunikation zwischen Forst und Jagd geführt werden. "Ich freue mich über jedes Bäumchen, das hochkommt. Aber eigentlich pflanze ich nur Reh-Futter an", merkte in der Diskussion ein Privatwaldbesitzer an. Der Verbiss müsse reduziert werden, was mit der Jägerlobby ziemlich schwierig sei. Annighöfer schob einen anderen Gedanken ein: "Wollen wir auf jeder Fläche alles? Holz, Jagd, Bodenpflege? "Wir müssen uns einigen, was wir wollen und wohin wir wollen." Man dürfe Versuch und Irrtum nicht scheuen: "Alles versuchen - auch wenn es nicht immer zum Erfolg führt."