Hof Töpen: Mann rettet Mädchen das Leben

Jan Grünzners Knochenmark-Spende hilft der Neunjährigen aus den USA, die Leukämie zu besiegen. Der Retter bleibt bescheiden.

 
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Für Jan Grünzner ist es selbstverständlich zu helfen, wenn man helfen kann. Er hofft, dass er die kleine Macy aus Ohio im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten eines Tages besuchen kann. Foto: Gödde Quelle: Unbekannt

Töpen - Jan Grünzner ist kein Mann großer Worte. Im olivgrünen T-Shirt seines Arbeitgebers sitzt der Töpener mit verschränkten Armen auf der Couch in seinem Elternhaus. Mit ruhiger Stimme erzählt er, wie er einem kleinen Mädchen, das an Leukämie erkrankt war, das Leben gerettet hat. Oft schulterzuckend, als wäre es eine Kleinigkeit. Das Rampenlicht ist seins nicht, Stolz schimmert manchmal aber schon durch bei dem bulligen Mann mit den kurzgeschorenen Haaren. "Ich tue einfach das, was sich richtig anfühlt."

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Jan Grünzner ist 27 Jahre alt und Zeitsoldat. Im Juni 2016 wirbt die Stefan-Morsch-Stiftung in der Kaserne Kümmersbruck um Knochenmark-Spender. Der Töpener denkt nicht lange nach und lässt sich registrieren. "Ich hab das einfach gemacht, weil ich helfen wollte", sagt er. Und zuckt mit den Schultern. Selbstverständlich helfe er, wenn er kann. Und er kann: Drei Monate später ruft die Stiftung bei ihm an. Er kommt als Spender infrage. Manche, die sich zuvor schon haben registrieren lassen, ziehen hier zurück. Nicht Jan Grünzner: "Wenn, dann ziehe ich es auch durch. Und es ist ja auch keine große Sache", sagt er. Er lässt sich gründlich über Prozedur, Aussichten und Risiken informieren.

Im Oktober 2016 fährt Jan Grünzner dann nach Nürnberg ins Klinikum Nord. Die Vorbereitungs-Untersuchungen stehen an. Die Ärzte recken den Daumen nach oben. Er ist gesund und geeignet, die Spende abzugeben. Dass es sich beim Empfänger um ein kleines Mädchen in den USA handelt, das weiß Jan Grünzner zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Unter Vollnarkose lässt er sich das rote Knochenmark aus dem Beckenbereich entnehmen. "Viele denken ja immer noch, dass einem mit einer dicken Spritze direkt in den Rücken gestochen wird", sagt Jan Grünzner. Man müsse unterscheiden zwischen unterschiedlichen Methoden zur Entnahme der Spende: Entweder entnehmen die Ärzte das Knochenmark direkt aus dem Beckenbereich oder es wird Blutplasma abgezapft. "Die direkte Knochenmark-Spende hat aber die Vorteile, dass sie schneller geht und die Konzentration höher ist." Berichte von Komplikationen bei Knochenmark-Spenden schrecken viele Menschen ab, was Jan Grünzner nicht verstehen kann. Er hält die Sicherheitsvorkehrungen für ausreichend. Unter anderem dürfen Spender nicht älter als 61 Jahre sein und werden vor der Spende eingehend untersucht. "Am Ende bleiben nur zwei stecknadelgroße Löcher übrig an der Stelle, an der Mark entnommen wird", sagt Jan Grünzner. Zwei Tage Druckschmerz - das war‘s.

Und dann? Dann brauchte Jan Grünzner noch etwas Geduld. Zwar wurde die Knochenmark-Transplantation sehr schnell durchgeführt. Der Spender wusste bis dato so gut wie nichts über die Empfängerin. "Bei solchen Transplantationen wartet man zwei Jahre, bis man sagen kann, ob sie erfolgreich war oder nicht", erklärt der Soldat. Und auch erst nach diesem Zeitraum bietet die Morsch-Stiftung den Beteiligten an, miteinander Kontakt aufzunehmen. "Ich wollte natürlich gerne wissen, wer die Spende bekommen hat", sagt Jan Grünzner. Vorher kannte er nur Alter und Geschlecht der Empfängerin. Im Herbst stellt die Stiftung schließlich den Kontakt her - per E-Mail. Jan Grünzner erfährt, dass die Empfängerin seiner Spende Macy heißt, neun Jahre alt ist und aus Ohio in den USA kommt. Seither schreibt Grünzner mit den Eltern und den Großeltern hin und her, dank Google-Übersetzer kein Problem. Allerdings nicht mit Macy selbst. Die ist wohl zu beschäftigt damit, endlich, nach all den schwierigen Jahren, in denen die schwere Krankheit sie begleitete, das normale Leben einer Neunjährigen zu spielen - mit Reiten, Schwimmen und Zeltlager. "Die Familie war unendlich dankbar", sagt Jan Grünzner. Grünzner bekommt Fotos von Macy und ihrer Familie und sieht, dass es dem Mädchen jetzt endlich wieder gut geht.

Das freut den Spender, der das Ganze eigentlich gar nicht so gerne an die große Glocke hängen möchte. "Ich möchte gar nicht im Mittelpunkt stehen", sagt er.

Zum Neujahrsempfang in Töpen Ende Januar war aber genau das angesagt. Aus den Händen von Bürgermeister Klaus Grünzner, seinem Onkel, bekam der 27-Jährige eine Urkunde der Gemeinde, die sein Engagement für todkranke Menschen würdigte. Schon damals spielte Grünzner seine Rolle in der Angelegenheit herunter. "Die Stammzellenspende war für mich ein kleinerer Eingriff. Da kann ich jedem nur die Angst nehmen, der mir dabei nacheifern will."