Schon der Anblick tut weh: Bei einem wichtigen Hindu-Festival verstümmeln sich viele Gläubige in Malaysia selbst. Teilnehmer sagen, sie spüren keinen Schmerz. Wie kann das sein?
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Das religiöse Fest, das unter anderem auch in Indien, Sri Lanka und Singapur begangen wird, wird zu Ehren von Murugan abgehalten, einer der populärsten Gottheiten unter tamilischen Hindus. Mit dem Ritual gedenken die Teilnehmer des Sieges Murugans über einen Dämon – dank eines Speers, den er von seiner Mutter Parvati erhalten hatte.
Eigentlich ist Malaysia muslimisch geprägt, aber die ersten tamilischen Auswanderer aus Indien nahmen Ende des 19. Jahrhunderts ihre Bräuche und Traditionen mit, als sie nach Malaysia zogen. Das Land war damals britische Kolonie, viele fanden Arbeit auf Plantagen. Heute ist Thaipusam in Teilen Malaysias ein offizieller Feiertag.
Zentrum der Feierlichkeiten sind die Batu Caves in der Nähe der Hauptstadt Kuala Lumpur. In den riesigen Kalksteinhöhlen befinden sich heilige Hindu-Schreine. Zehntausende Gläubige nahmen am Donnerstag (25. Januar) seit den frühen Morgenstunden an der Prozession teil und stiegen die 272 Stufen zu einer Statue von Murugan empor. Auch auf der Insel Penang pilgerte eine riesige Zahl Gläubiger zu einem bekannten Tempel.
Die Selbstverstümmelungen sind ein Opferakt, mit dem Gläubige Murugan um Hilfe anflehen, etwa für die Heilung eines geliebten Menschen. Die Anhänger bereiten sich sorgsam auf die Rituale vor und haben wochenlang gebetet und gefastet. Oft sind sie in einer Art Trance, wenn ihre Haut mit Haken und kleinen Speeren durchbohrt wird.
„Dies ist eine Form strenger Buße, die Lord Murugan gewidmet ist“, sagt der 34-jährige Harish. Er hatte sich Hunderte kleine Haken tief durch die Haut gezogen, an denen kleine Gefäße hingen, aber es floss kaum Blut. „Die meisten von uns spüren keinen Schmerz, da wir unseren Körper Lord Murugan geweiht haben. Und er übernimmt den Schmerz. Das ist es, woran wir glauben: Das ist göttliche Besessenheit.“
Religionen
Der Hinduismus besteht aus verschiedenen Religionen, die sich überlagern und gegenseitig beeinflussen, in Lehre, Götterwelt und Riten aber teilweise große Unterschiede aufweisen.
Veden
Vor 4000 Jahren entstanden die ersten heiligen Schriften, die Veden, danach bildeten sich die großen Richtungen des Brahmanismus, Vishnuismus, Shivaismus heraus.
Götter
Der Hinduismus besitzt keinen Stifter, sondern hat sich in vielen Sekten aus der vedischen Religion entwickelt. Hindus huldigen einer Götterwelt, die wichtigsten Götter sind Brahma (Weltenschöpfer), Vishnu (Welterhalter), Shiva (Weltenzerstörer).
Wiedergeburt
Zentral sind die Lehren von der Wiedergeburt und vom Karma. Demnach wirken gute und schlechte Taten fort und bestimmen das Schicksal.
Anhänger
Mit rund 900 Millionen Anhängern ist der Hinduismus die drittgrößte Weltreligion und vor allem in Indien, Nepal, Bangladesch, auf Sri Lanka und Bali verbreitet.