In Marktredwitz Die Renaissance der Kochkiste

Herbert Scharf
Bei der Kostprobe des Eintopfs aus der Holzkiste (von links): Bürgermeister Horst Geißel, Andrea Martens, Jowita Maciejewski und Volker Dittmar. Foto: Herbert Scharf

Feiert die Kochkiste aus der Kriegs- und Nachkriegszeit in der Energiekrise eine Renaissance? Das Egerland-Museum holt sie mit einem Workshop aus der Vergessenheit.

 
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„Die Kochkiste: Wenig Energie – viel Geschmack“ heißt der Titel eines Workshops, den ab 5. Oktober das Egerland-Museum im Egerland-Kulturhaus anbietet. Die Leitung hat, wie schon einmal vor Jahren, Andrea Martens, frühere Angestellte im Egerland-Kulturhaus. Vorgesehen sind mehrere Kurse mit dem energiesparenden Kochen und allerlei Wissenswertem über die Konservierung von Lebensmitteln sowie Verwertung von Lebensmittelresten.

Energiesparende Wunderkiste

Bei einem Pressegespräch stellten An-drea Martens, ihre Nachfolgerin Jowita Maciejewski, Museumsleiter Volker Dittmar und Bürgermeister Horst Geißel Wissenswertes über die Kochkiste vor. „Unter einer Kochkiste versteht man ein wärmedämmend ausgekleidetes Behältnis, in das einzelne Töpfe mit erhitzten Speisen eingestellt werden können, damit diese dann ohne weitere Energiezufuhr, über einen Zeitraum von Stunden, fertig garen.“ So stellt Wikipedia die energiesparende Wunderkiste vor. Ein Instrument, das vor allem in energiearmen oder -teuren Zeiten sehr beliebt war.

„Mit der Energiekrise ist die Kochkiste wieder aktuell geworden“, stellte Bürgermeister Geißel bei dem Pressegespräch fest. Gerade in Kriegs- oder Nachkriegszeiten habe sich die Kochkiste großer Beliebtheit erfreut. Nicht nur wegen der Einsparung von Energie, sondern auch bei berufstätigen Frauen, die das Gericht einfach nur kurz erhitzten und dann unbeaufsichtigt in der Kiste weitergaren ließen. Derzeit lebe die Idee der Kochkiste mit Workshops in erster Linie wegen der Einsparung teurer Energie wieder auf.

Schon vor dem ersten Weltkrieg beliebt

Museumsleiter Volker Dittmar wies darauf hin, dass man derzeit vor einem harten Winter stehe. Einem Winter, in dem Energie teuer werde. Da komme das Stromsparen mit der Kochkiste absolut recht. Längst vor und im ersten Weltkrieg sei die Kochkiste beliebt gewesen. Viele Veröffentlichungen aus dem früheren Sudetenland belegten das. Er bedankte sich bei Jowita Maciewski, die ihre Vorgängerin im Egerland-Kulturhaus für einen Workshop über dieses Thema gewinnen konnte.

Die Wirkungsweise der Kochkiste erläuterte anschließend Andrea Martens. Dabei handelt es sich, wie der Name schon sagt, um eine Kiste aus Holz, luftdicht abgeschlossen mit einem Deckel. Die Kiste selbst ist gefüllt mit Holzwolle, notfalls auch mit alten Zeitungen oder Tüchern.

Das Gericht wird zunächst kurz herkömmlich auf dem Ofen oder Herd aufgewärmt. Anschließend kommt der Topf, zum Beispiel mit Gulasch, einem Eintopf, aber auch Schaschlik gefüllt, in die Holzkiste. Dort gart es, dicht verschlossen, weiter.

Dauert länger, schmeckt aber trotzdem

Gerichte aus der Kochkiste brauchen zwar bis zum Garwerden in etwa doppelt soviel Zeit wie auf dem Herd, verrät Martens. Frühzeitig angerichtet, habe das aber neben dem Energiesparen weitere Vorteile. Denn alles gare völlig ohne Aufsicht weiter, könne außerdem nicht anbrennen – und schmecke hervorragend.

Wichtig, so Martens, sei hier das Zeitmanagement, das eine lange Garzeit einplanen müsse. Ein weiterer Vorteil: Das Essen könne in der Kiste auch schon mal zwölf bis 13 Stunden warm gehalten werden.

Was man außerdem beim Garen von Fleisch nicht unterschätzen dürfe: Selbst das härteste Fleischstück werde in der Kochkiste absolut weich. Im Notfall, wenn eine Kiste gerade nicht zur Hand ist, könne auch ein Federbett den gleichen Zweck erfüllen.

„Die Workshops im Egerland-Kulturhaus sind keinesfalls nur für Frauen gedacht“, sagte Martens. Auch Männer seien dabei herzlich willkommen. Mit einer Kostprobe eines schmackhaften Eintopfs – selbstverständlich aus der Kochkiste - stellte Andrea Martens unter Beweis, dass das auf diese Weise gegarte Essen auch wirklich schmeckt.

Workshop

Die Termine
Der erste Workshop für das Kochen mit der Holzkiste findet am 5. Oktober von 19 bis 22 Uhr im Egerland-Museum mit Andrea Martens statt. Die Kursgebühr beträgt 10 Euro. Die Zahl der Teilnehmer ist auf zehn beschränkt. Anmeldung ist möglich unter Telefon 09231/3907 oder im Internet unter sektretariat@egerlandmuseum.de. Weitere Termine sind der 19. Oktober, der 2., 16. und 30. November sowie der 14. Dezember.

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