Internettrend Tiktok-Trend lässt Durchfallmittel knapp werden

Martin Gebhardt Foto: Miedl

Ein Trend auf einer Social Media Plattform hat Folgen für die regionale Verfügbarkeit eines wichtigen Durchfallmedikaments.

 
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Ein neuer Trend im sozialen Netzwerk Tiktok macht unter Jugendlichen die Runde – und mal wieder schlägt er hohe Wellen: Mit dem Durchfallmittel Elotrans, so die Behauptung im Netz, lassen sich typische Katersymptome nach einer durchzechten Nacht lindern. Wir sind der Ursache und den Auswirkungen des Gerüchts mit Apothekensprecher Martin Gebhardt aus Schönwald auf den Grund gegangen.

Die Ursache des Internettrends

Der Trend rühre daher, dass mit Elotrans der Flüssigkeitshaushalt ausgeglichen und der Körper mit Elektrolyten versorgt wird. Das soll sich auf die Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum positiv auswirken. „Doch dem ganzen wohnt der Irrglaube inne, woher der Kater eigentlich kommt“, sagt Martin Gebhardt von der Strauß-Apotheke in Schönwald und Sprecher der Apotheker im Landkreis Wunsiedel. Denn diese Ursache sei eher auf eine genetische Veranlagung zurückzuführen, die darüber entscheidet, wie gut der Körper Alkohol verarbeiten und abbauen kann.

Nachfrage führt zur Verknappung

Der Apotheker bestätigt, dass auch in der Region die Nachfrage nach dem Mittel, das vom Hersteller Stada selbst unter Herz-Kreislauf-Präparate kategorisiert wird, merklich gestiegen sei. „Inzwischen müssen wir auf die Nachlieferung mindestens bis Ende Oktober warten“, ergänzt Gebhardt und verdeutlicht damit, dass auch seine Branche unter Lieferproblemen leidet. Für den Apotheker gibt es schon genug Probleme in der Medikamentenbeschaffung oder durch die Rabattverträge mit den Krankenkassen, die es oft unmöglich machen auf Mitbewerberprodukte auszuweichen. Da kommt so ein weiteres Störfeuer zur Unzeit: „Wenn fragwürdige Internettrends zu einer zusätzlichen Nachfrage führen, dann leiden an erster Stelle diejenigen, die tatsächlich auf dieses Medikament angewiesen sind – in diesem Fall Kinder mit schweren Durchfallerkrankungen.“

Gefährliche Nebenwirkungen

Doch nicht nur die, denen das Mittel nun fehlt, bekommen die Auswirkungen zu spüren. Die Jugendlichen, die sich in dem Glauben, ihren Kater mit Elotrans erträglicher zu machen, befinden, setzen sich enormen Risiken aus. „Einige Inhaltsstoffe können in hoher Dosis großen Schaden anrichten“, mahnt Gebhardt: Kalium, wenn es hoch dosiert eingenommen wird, führe möglicherweise zu Herzflimmern. Das Natriumchlorid darin stehe im Verdacht Blutdruckerkrankungen zu fördern und die Glucose im Präparat könne schlicht in Verbindung mit Alkohol dazu führen, dass man an Gewicht zunimmt.

Viele Risiken von Medikamenten seien zwar für gesunde Jugendliche eher unbedenklich, doch wenn man beispielsweise eine unentdeckte Herzerkrankung habe, dann kann die Einnahme gravierende Folgen haben. „Mit Medikamenten – egal welcher Art – sollte man nie spaßen“, betont Gebhardt.

Der bessere Weg gegen den Kater

„Am besten sollte man gar nicht erst zu viel trinken, um einen Kater zu vermeiden“, scherzt der Schönwalder Apotheker. Was aber, wenn es doch ein mal soweit kommt und der Kopf schmerzt?

„Mein erster Rat ist, dass man beim Feiern zwischen den alkoholischen Getränken immer etwas nichtalkoholisches trinken sollte, um den Flüssigkeitshaushalt stabil zu halten.“ Wenn der Kopf dann aber schon dröhnt, dann heißt es: viel Wasser trinken, ausschlafen und im Extremfall zur klassischen Schmerztablette greifen.

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