Innenminister Joachim Herrmann präzisiert Söders Worte und blickt noch einmal auf den extremen Strukturwandel im Landkreis Ende der 90er, Anfang der Nullerjahre zurück. Neben vielen anderen sieht der Innenminister es als größte Leistung Döhlers, dass er es vermocht habe, die 17 Bürgermeister unterschiedlicher Parteizugehörigkeit im Landkreis auf gemeinsame Ziele und Projekte einzuschwören.
Manchmal wollte er nicht reden
„Ist ja interessant, was ich angeblich alles gemacht habe“, kommentiert Döhler das viele Lob von allen Seiten. Das ist typisch. Döhler ist in seinen zwölf Jahren als Landrat vieles gewesen, aber gewiss nie ein Egomane, der immer im Mittelpunkt stehen wollte. Wegbegleiter können sich an für Politiker ganz und gar ungewöhnliche Szenen erinnern. Da wird etwa irgendwo im Landkreis bei einem Unternehmen Richtfest gefeiert, und fast jeden geladenen Volksvertreter drängt es ans Rednerpult. Auf einmal wird jemand auf Landrat Döhler aufmerksam. „Kommen Sie, halten Sie Ihre Ansprache“, fordert er den zwischen den Gästen Stehenden auf. Der entgegnet, dass er dem Bau und dem Unternehmen einen guten Erfolg wünsche, sonst aber bereits alles gesagt sei.
Döhler, studierter Biologe, ist nie der übliche Politprofi gewesen. Seine Stärke lag im Ziehen der Fäden im Hintergrund. In München hat dies dem einen oder anderen Entscheider einige graue Haare eingebracht. Landtagsabgeordneter Martin Schöffel kann sich noch gut erinnern, wie selbstbewusst, ja fast unmäßig Döhler sein konnte, wenn es um den Landkreis ging. „An einem Samstag sind der Karl und ich zusammen mit dem CSU-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Thomas Kreuzer, durch den Landkreis gefahren. Wir waren unter anderem in der Therme in Weißenstadt und in Bad Alexandersbad und haben uns über die mehr als 100 Millionen Euro gefreut, die hier investiert und vom Freistaat gut bezuschusst worden sind. Als dann beim Abschied Döhler zu Kreuzer gesagt hatte, das sei erst der Anfang, wir benötigen noch weit mehr, hat der Fraktionsvorsitzende nur noch gemurmelt: ,Ihr seid doch alle verrückt’ und ist abgedampft.“
Düsterer Start
Schöffel macht Döhler denn auch das wohl größte Kompliment: „Viele Menschen hier sind wegen dir wieder stolz auf das Fichtelgebirge.“
Dass in der Zeit seines Amtsantritts wegen dem Aus der Porzellanbranche und der infolgedessen immer weiter steigenden Arbeitslosenquoten die Lage in der Region tatsächlich höchst düster war, erwähnt Döhler, als er dann doch noch eine Rede hält. Seine Rolle habe er darin gesehen, Ideen zu entwickeln und die Menschen zu motivieren. „Ich hatte den einfachsten Job. Es sind die Leute hier, die so viel bewegt haben, dass der Begriff Fichtelgebirge heute wieder durchweg positiv besetzt ist.“ Dies war lange Jahre nicht der Fall. Döhler erinnert an ein Gespräch mit einem auswärtigen Investor, der gerne im Fichtelgebirge gebaut hätte. „Er sagte mir, dass seine Bank höhere Zinsen verlangen würde, sollte er hier tatsächlich investieren.“
Diese Zeiten sind vorbei. Mittlerweile ist die Region bei jungen Leuten hip. Die Melange aus moderner Industrie und Handwerk, hoher Kulturdichte, guter Infrastruktur an Schulen und öffentlichen Einrichtungen sowie Natur pur ist zu einem Markenzeichen für das Fichtelgebirge geworden.
Auf einmal wird es still
Trotz der Begegnungen mit hochrangigen Politikern und Vertretern aus der Wirtschaft hebt Döhler letztlich die Frauen und Männer im Landratsamt heraus. „Ich wollte, dass wir gestalten und nicht nur verwalten. Das haben fast alle verinnerlicht. Es ist fantastisch, wenn ein Mitarbeiter sagt, er organisiert das Radwegenetz im Landkreis einfach neben seiner eigentlichen Arbeit. Ihm liegt einfach die Region am Herzen. Auf solche Leute kann man nur stolz sein.“
Dann erhebt sich Jonas Döhler, und es wird still im Raum. Mit diesem Auftritt hat niemand gerechnet. Der junge Mann spricht davon, wie es ist, Sohn eines Politikers zu sein, „wenn zum Beispiel die Eltern in Wahlkampfzeiten leichenblass heimkommen“. Trotz allem ist Jonas dankbar für die Zeit. „Ich bin stolz auf dich, was du geleistet hast mit Integrität, Bodenständigkeit, Hingabe und Kompromissbereitschaft. Danke für die Zeit. Und: Ich freue mich auf das, was jetzt kommt.“ Dass Karl Döhler nie der Mann war und ist, der alles und jeden dominieren will, wird aus einem weiteren Satz seines Sohnes deutlich. „Danke auch dafür, dass wir Kinder unser Leben selbst leben durften.“