Klub für Migranten Hier macht Deutschlernen Spaß

Sandra Langer
Bärbel Uschold von der Diakonie Hochfranken (links) und die ehrenamtliche Mitarbeiterin Elena Dzygar (rechts) haben einen Sprachklub für Menschen mit Migrationshintergrund ins Leben gerufen. Foto: Langer

Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin der Diakonie Hochfranken bietet in Hof einen Sprachklub für Menschen mit Migrationshintergrund an. Dabei geht es darum, im Deutschen fitter zu werden – und nebenbei auch viel zum Lachen zu haben.

 
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Bei Kindergeburtstagen ist das Spiel ein Klassiker: Jeder bekommt ein Kärtchen, auf dem ein Wort steht. Mittels geschickter Fragen gilt es herauszufinden, was der andere hat, oder wer das gleiche hat. In der Diakonie am Park in Hof spielen Erwachsene, und weil sie die deutsche Sprache noch nicht gut beherrschen, wird das Spiel zur Herausforderung. Am Ende haben die zehn Frauen und zwei Männer viel gelacht und viel gelernt.

Elena Dzygar leitet als ehrenamtliche Mitarbeiterin der Diakonie den neuen Hofer Sprachklub für Menschen mit Migrationshintergrund. Bei Kaffee und Keksen wird dort geplaudert und gespielt. Jeder ist willkommen – egal, wie groß seine Deutschkenntnisse sind. Obwohl es kein klassischer Sprachkurs ist, dreht sich alles um die deutsche Sprache, und die Teilnehmer lernen eifrig. Elena Dzygar, die 2020 nach Deutschland kam, weiß aus eigener Erfahrung: „Menschen mit Migrationshintergrund haben ein starkes Bedürfnis, Deutsch zu lernen.“ Der klassische Sprachkurs reiche als Angebot oft nicht aus.

Dzygar absolvierte in ihrer Jugend in Russland drei Hochschulabschlüsse, unter anderem in Fremdsprachen. Trotzdem musste sie sich in die deutsche Sprache erst wieder einfinden, als sie sich viele Jahre später in Hof für einen zweijährigen Masterstudiengang einschrieb. Dass Menschen mit Migrationshintergrund sich überwiegend in ihrer eigenen Community bewegen und dort ihre Muttersprache sprechen, mache die Sache nicht einfacher. „Ich hatte die Idee, ein Angebot zu schaffen, wo man in freundlicher Atmosphäre sprechen kann – entspannt und ohne Angst, Fehler zu machen.“

Bärbel Uschold ist Integrationslotsin und Koordinatorin der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe bei der Diakonie Hochfranken. Sie sagt zu dem neuen Angebot: „Es ist natürlich toll, wenn Ehrenamtliche mit so einer Idee und einem fertigen Konzept zu mir kommen.“ Uscholds Aufgabe ist es, ehrenamtliche Mitarbeiter und Flüchtlinge untereinander zu vernetzen, Räume zur Verfügung zu stellen, und die Angebote zu koordinieren und zu bewerben.

Für den kürzlich gestarteten Sprachklub, ursprünglich auf rund zwölf Teilnehmer ausgelegt, haben sich gleich so viele Interessenten gemeldet, dass es eine Warteliste gibt. Nun müsse man zunächst einmal sehen, wie viele Leute dabei bleiben und ob welche nachrücken können. Vielleicht rufe man einen weiteren Termin ins Leben und teile nach Anfängern und Fortgeschrittenen auf.

Aktuell stammen fast alle Besucher aus der Ukraine sowie einer aus Kroatien. Zwei Gäste haben beim ersten Treffen festgestellt, dass das Format nicht das Richtige für sie ist, und haben sich wieder abgemeldet. Äthiopische und arabische Frauen waren angemeldet, kamen aber bisher nicht. „Wir arbeiten mit einem Höchstmaß an Flexibilität und tauschen uns regelmäßig aus“, sagt Bärbel Uschold. Elena Dzygar ergänzt: „Das Wichtigste ist, dass die Leute etwas mitnehmen können. Die Treffen sollen interessant sein und Spaß bringen.“

Nach dem Üben gängiger Floskeln für eine Unterhaltung – Zustimmung ausdrücken, widersprechen, Gegenfragen stellen – steht das Thema „Essen“ auf dem Programm. Schnell werden die Tücken des Deutschen deutlich. Lehrerin Dzygar erklärt: „Beim Essen verwendet man im Deutschen meistens keinen Artikel.“ Teilnehmerin Lydia kontert: „Ich habe einen Apfel.“ Gelernt und diskutiert wird am runden Tisch, von Frontalunterricht keine Spur. Besonderen Spaß macht das Bilden von „verrückten“ Sätzen, wie Elena Dzygar es nennt. „Fische wachsen in dem Garten“, sagt eine Teilnehmerin. Allgemeines Gelächter. Alle haben verstanden.

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