Kulmbach Alter Schrecken und modernes Grauen

Werner Reißaus

Im Landratsamt ist derzeit eine Ausstellung der besonderen Art zu sehen: Sie verknüpft die Folgen des Dreißigjährigen Krieges in Oberfranken mit dem Schicksal heutiger syrischer Flüchtlinge.

 
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Bis zum Jahresende 2020 ist die Wanderausstellung "Dieweil das Land verheeret" im Foyer des Landratsamtes Kulmbach zu sehen. Unser Bild zeigt die Eröffnung mit Landrat Klaus Peter Söllner, Stefan Benz von der Uni Bayreuth und Marcus Mühlnikel vom Institut für Fränkische Landesgeschichte und weiteren Gästen. Foto: Werner Reißaus Quelle: Unbekannt

Kulmbach - "Dieweil das Land verheeret" - unter diesem Motto präsentiert sich eine Ausstellung der besonderen Art im neu geschaffenen Foyer des Landratsamtes Kulmbach. Sie zeigt Kriegserleben in Franken und Syrien vor 400 Jahren und heute. Und das mit Lebenserinnerungen, Briefen, Leichenpredigten und Chroniken aus dem Raum Bayreuth und Kulmbach, aber auch aus Bamberg, Würzburg und Coburg, die der Zeit des Dreißigjährigen Krieges entstammen und mit den Erfahrungen der in Oberfranken lebenden Kriegsflüchtlingen verknüpft. Alter Schrecken und modernes Grauen werden in dieser Wanderausstellung der besonderen Art sichtbar. Denn 400 Jahre Menschheitsgeschichte haben kaum an den Mitteln und den Folgen eines menschenverachtenden Krieges etwas verändern können.

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Eröffnet wurde die Ausstellung im Beisein von Landrat Klaus Peter Söllner, Stefan Benz von der Universität Bayreuth und Marcus Mühlnikel vom Institut für Fränkische Landesgeschichte. Wie Mühlnikel feststellte, wurde die Ausstellung unter der Mitwirkung von in Oberfranken gestrandeten Flüchtlingen gestaltet. Damit, so der Wissenschaftler, erhalten die hier lebenden, neu zugewanderten Mitbürger eine Stimme und die Chance zur Mahnung an die gesamte Völkergemeinschaft zur Friedenspflicht, zur Achtsamkeit und zur Toleranz.

Mühlnikel stellte fest: "Ausgangspunkt war der, dass wir sehr viele Quellen zum Dreißigjährigen Krieg in Franken haben. Trotzdem bleibt uns das Geschehen auf eine gewisse Art und Weise immer fern, weil wir keine Medien, keine Bilder, keine Filme vorliegen haben. Unsere Überlegung war dann, wir bringen den Dreißigjährigen Krieg mit einem anderen Konflikt zusammen, aus dem es Bilder und Videos gibt, wo aber die Menschen ganz ähnliche Sachen wie im Dreißigjährigen Krieg erlebt haben."

In der Ausstellung werden diese beiden "Welten" zusammengebracht. In der Planung ist noch, dass ein Film gedreht wird, in dem einzelne Stationen der Ausstellung von Mitarbeitern des Institutes für Fränkische Landesgeschichte erläutert werden. Der Film wird auch ins Internet gestellt. Dort wird es auch die Möglichkeit geben, online über die Ausstellung zu diskutieren.

Im Anschluss an die Eröffnung bestand die Möglichkeit des Gespräches mit den an der Konzeption beteiligten Akteuren des Instituts für Fränkische Landesgeschichte sowie den heute hier lebenden syrischen Flüchtlingen. Die Ausstellung ist bis Ende dieses Jahres zu sehen.