Kulmbach Kleiderkammern suchen Winterware

Von Stefan Linß

Viele Kulmbacher sortieren ihre alte Kleidung aus. Die Spendenbereitschaft ist so hoch wie selten zuvor. Trotzdem mangelt es an Kinderklamotten, Schuhen und schmalen Hosen.

 
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Kulmbach - 5,2 Milliarden Kleidungsstücke füllen in Deutschland die Schränke. Viele davon passen oder gefallen nicht mehr. 40 Prozent der Bekleidung wird selten oder nie getragen, hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace in einer aktuellen Umfrage herausgefunden. Im Kulmbacher Land räumen viele Menschen auf und misten ihre Schränke aus. Sie haben sich in den vergangenen Wochen von Klamotten getrennt, um Bedürftigen zu helfen. Besonders die Kriegsflüchtlinge sind auf die Gaben dringend angewiesen.

In den Müll werfen? "Das würde ich nie übers Herz bringen", sagt eine Frau aus dem Landkreis Kulmbach. Sie bringt zwei große Kartons voller Herrenoberbekleidung in den BRK-Kleiderladen in der Fischergasse. Alle tadellosen Hemden, Hosen und Pullover stammen von ihrem kürzlich verstorbenen Mann. "Es ist schwer, sich davon zu trennen. Wegschmeißen kommt für mich aber überhaupt nicht in Frage."

Greenpeace hatte kritisiert, dass Mode zu einem Wegwerfartikel verkommen ist. In der Umfrage gab knapp die Hälfte der Befragten an, in den vergangenen sechs Monaten Textilien in den Müll getan zu haben. Ein hoher Anteil von 64 Prozent sortiert seine Anziehsachen aus, weil sie nicht mehr gefallen.

Viele Kulmbacher scheinen eine Scheu zu haben, die ausrangierte Kleidung in die Tonne zu geben. Den jüngsten Spendenaufrufen sind bereits viele gefolgt. Die sozialen Kleiderkammern nehmen große Mengen entgegen und geben es an die Bedürftigen aus.

Die Nachfrage nach der günstigen bis kostenlosen Kleidung ist in den vergangenen Monaten rasant gestiegen. Die zahlreichen Kriegsflüchtlinge aus Syrien und anderen Krisenländern haben einen großen Bedarf.

"Aktuell wird vor allem Winterkleidung benötigt", sagt Elke Fischer, die Leiterin des BRK-Kleiderladens in der Fischergasse in Kulmbach. "Besonders Schuhe in allen Größen sind gefragt." Zudem bittet das Rote Kreuz um Unterwäsche sowie um warme Mäntel, Jacken und weitere Winterbekleidung.

Auch die Regale mit den Kinderhosen wurden zuletzt fast leergeräumt. "Wir bräuchten dringend Hosen in der Größe 104 bis 146", sagt Elke Fischer.

Viele syrische Flüchtlinge haben zuletzt in dem Laden eingekauft. "Sie waren so dankbar und haben sich sehr über die Kleidung gefreut", berichtet Elke Fischer. Ein Problem ist, dass den Asylbewerbern viele Textilien nicht passen. Erwachsene Männer seien oft so schlank, dass sie die größte Kindergröße 170 tragen können.

Die Mitarbeiterinnen im Laden tun ihr Möglichstes, sie sortieren und räumen ein. Letztlich können sie die Kleiderständer nur mit den Teilen bestücken, die von den Spendern abgegeben wurden. Deshalb sind alle guten Gaben weiterhin sehr willkommen, teilt der BRK-Kreisverband mit.

"Ich staune immer wieder darüber, wie viele Menschen ihre gebrauchte Kleidung bei uns schon abgegeben haben", sagt Elke Fischer. "Mittlerweile kommen so viele, das ist wirklich enorm." Die Kulmbacher Kleiderkammer erhält sogar Spenden aus den Nachbarlandkreisen.

BRK-Kreisgeschäftsführer Jürgen Dippold betont, dass das BRK schnell und unbürokratisch hilft, wenn Flüchtlinge über die Balkanroute nach Kulmbach kommen. "Sie besitzen oft nur noch das, was sie auf dem Leib tragen." Gleichzeitig dürfen aber alle anderen Bedürftigen nicht vergessen werden, mahnt Dippold.

Die kalte Jahreszeit hat gerade erst begonnen, deshalb wird warme Kleidung weiterhin sehr gefragt sein. Wer sich in der Flüchtlingsarbeit beim BRK engagieren möchte, kann sich unter der Telefonnummer 0151/14822220 melden.

Besonders Schuhe in allen Größen sind gefragt.

Elke Fischer, BRK-Kleiderladen

Die Kleiderkammern

Der soziale Kleiderladen des BRK-Kreisverbands Kulmbach in der Fischergasse 8 bietet eine günstige Einkaufsmöglichkeit für jedermann. Bedürftige erhalten gegen Nachweis 50 Prozent Rabatt. Die Öffnungszeiten sind Montag, Mittwoch und Freitag von 13 bis 17 Uhr sowie Dienstag und Donnerstag von 9 bis 15 Uhr. Wer spenden möchte, kann seine sauberen und unbeschädigten Waren zu den Öffnungszeiten vorbeibringen. Eine weitere Abgabestelle ist beim BRK in der Flessastraße.

Die Kleiderkammer des Caritas-Kreisverbandes Kulmbach ist in der Bauergasse 3 und 5 untergebracht. Sie ist Montag und Donnerstag jeweils von 9 bis 11 Uhr geöffnet. Gesucht sind gut erhaltene, saubere Bekleidung, Schuhe, Wäsche, Spielsachen und aktuell besonders Fahrräder.

Kukatz, der Second-Hand-Shop für Kinder- und Jugendbekleidung, ist im Familientreff Negeleinstraße in Kulmbach zu finden. Die Öffnungszeiten sind Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 17.30 Uhr sowie Freitag von 9 bis 12 Uhr.

In Neuenmarkt steht das soziale Kaufhaus Ruth allen Menschen offen, die mit einem knappen finanziellen Budget haushalten müssen. Warenannahme ist jeden ersten Dienstag im Monat von 17 bis 18 Uhr im Kaufhaus Ruth in der Schulstraße 9 und während der Verkaufszeiten jeden Mittwoch von 17 bis 18 Uhr.

Die Kleiderkammer Thurnau "Komm. Greif zu!" in der Berndorfer Straße 16 ist freitags von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Warenannahme jeden letzten Freitag im Monat.

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