Kulmbach Kopfschütteln in Kulmbach

Weder der Landrat noch der Oberbürgermeister schreien Hurra hinsichtlich des Kronacher Vorstoßes, einen gemeinsamen neuen Schlachthof zu planen.

 
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Kulmbach - Einen kommunalen Schlachthof wie ihn der Kronacher Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärtner fordert, gibt es in Kulmbach. Er ist Eigentum der Stadt und wird vom Landkreis unterstützt. Und auch mit einem Neubau hat man sich dort bereits vor rund einem Jahrzehnt ausführlich befasst. Das Ergebnis: Es gibt keinerlei Zuschüsse für Schlachthofbauten. Selbst der Ansatz, mit diesem Schlachthof ein Vorzeigeobjekt für ganz Europa zu verwirklichen, hat damals nicht gezogen. Zehn bis zwölf Millionen Euro wurden vor rund einem Jahrzehnt als Kosten für ein solches Projekt ermittelt. Daran ist der Plan letztendlich gescheitert, obwohl die örtlichen Politiker sich mit ganzer Kraft dafür eingesetzt hatten. "Das hätte keinen wirtschaftlichen Erfolg gehabt", sagt Kulmbachs Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) und fügt trocken hinzu: "Wenn das in Kronach klappt, ist es gut."

In Kulmbach habe man, nachdem man erkannte, dass ein Neubau illusorisch ist, auf die Erhaltung des bestehenden Schlachthofs gesetzt und dabei in den vergangenen zehn Jahren große Erfolge verbuchen können. "Das Minus von rund einer halben Million Euro im Jahr konnten wir deutlich senken. Wir sind bereits in der Nähe einer schwarzen Null", erklärt Schramm. Dieser Erfolg sei dank der engen Zusammenarbeit zwischen Stadt und Landkreis Kulmbach und eines sehr engagierten Schlachthofleiters errungen worden.

Inzwischen hat der Schlachthof mit viel Aufwand auch seine EU-Anerkennung erhalten und schon vor Jahren hat sich selbst der Deutsche Tierschutzbund positiv über die Arbeit und die Abläufe im Kulmbacher Schlachthof ausgesprochen. Frigga Wirths, Referentin des Deutschen Tierschutzbundes, war bereits vor Jahren nach einem Besuch in der Einrichtung zu dem Schluss gekommen, der Kulmbacher Schlachthof komme mit seinem Verfahren den Anforderungen des Tierschutzes am nächsten. Sie werde diese Einrichtung als beispielhaft empfehlen.

Der Kulmbacher Schlachthofleiter Dirk Grühn setzt auf Service und darauf, Nischen zu finden, die sich zum Geschäftsmodell machen lassen. Der Kulmbacher Schlachthof bietet erfolgreich einen Lieferservice mit einem eigenen Kühl-Lkw an. Zahlreiche Biobauern aus der Region lassen ihre Tiere in Kulmbach schlachten, weil sich die Einrichtung auf die speziellen Bedürfnisse der Biobauern eingestellt hat und seit Langem bereits auf Tierschutz großen Wert legt. "Wir haben uns in Kulmbach eine Basis geschaffen, auf der wir für unsere heimischen Bauern und Metzger da sind. Das läuft sehr gut", macht Oberbürgermeister Henry Schramm deutlich. Er weist darauf hin, dass die Einrichtung, direkt gegenüber vom Max Rubner Institut gelegen, seit langen Jahren auch bundesweiter Forschungsstandort ist. Die Kulmbacher Fleischforscher haben im Schlachthof sogar eigene Räumlichkeiten angemietet.

Über Kooperationen, sagt Schramm, könne man immer sprechen. Es sei aber nicht ersichtlich, warum Kulmbach sein Projekt, mit dem man seit zehn Jahren erfolgreich sei, nicht fortführen solle. Der Abgeordnete Baumgärtner habe vor einigen Monaten einmal kurz mit ihm wegen dieses Themas telefoniert. Zu intensiven Gesprächen sei es aber nie gekommen. Das wäre laut Schramm aber zuerst nötig, bevor dieses Thema in die Öffentlichkeit getragen wird.

Der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner (FW) betont, er habe von den Kronacher Überlegungen "offiziell noch nie gehört". Der Betrieb eines Schlachthofs sei nicht einfach, aber die Einrichtung in Kulmbach habe sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt und sei jetzt auf einem guten Weg. "Strukturelle Maßnahmen haben gegriffen, der Betrieb wurde auch mit Unterstützung des Landkreises saniert." Ausschlaggebend für das Engagement des Landkreises sei das Lebensmittelzentrum Kulmbach mit seinen vielen Einrichtungen auf diesem Sektor. "Das war für den Landkreis das schlagende Argument. Als Lebensmittelzentrum brauchen wir auch einen Schlachthof. Auch mit dem Blick auf die Universität ist der Schlachthof ein nicht unbedeutender Mosaikstein." Eine klare Absage erteilt auch Klaus Peter Söllner den Kronacher Überlegungen nicht. Zwischen den Zeilen wird es aber doch deutlich: "Wir sind der Auffassung, dass der Schlachthof am Standort Kulmbach Zukunft hat."

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