Agent Fresco „Destrier“
(Long Branch Records)
Die Band aus Island erfindet mit der Verquickung von Heavy Metal und Pop ein neues Genre – krassen Ideen, unermüdlicher Arbeit und extremen Talent sei es gedankt. Das neue Werk spult Emotionen vor dem Hörer ab; es klingt intensiv und herzergreifend schön. Unglaublich wie die Nordlichter Balladeskes und absolute Härte nahtlos verbinden.

Tocotronic
„(Das rote Album)“
(Universal Music)
Was wäre der ganze derzeitige, sich in den Charts tummelnde Deutsch-Pop-Hype ohne die Pionierarbeit der „Hamburger Schule“, ohne eine Band wie Tocotronic? Auch weiterhin führt an der Hamburger Truppe kein Weg vorbei, wenn es um anspruchsvolle und brillante Texte in unserer Muttersprache geht.

Bob Dylan
„Shadow In The Night“
(Columbia Records)
Der Altmeister überrascht uns gleich doppelt: Zum einen klingt sein kratzig-grantelnder Sprechgesang immer verschärfter – zum anderen covert Mister Dylan auf diesem Album ausschließlich den Säulenheiligen Frank Sinatra. Selbstverständlich absolut in der ihm eigenen Art: brüchig und schräg, absolut durchdacht. Einfach nur grandios.

Mbongwana Star
„From Kinhasa“
(World Circuit)
Ganz anders als alles. Afrikanische Musik von handgemachter Art, die aber irgendwie nach Electro und HipHop klingt, ohne dies wirklich zu sein. Leicht düster, ab und an verspielt und sehr intensiv. Die Zukunft der Weltmusik beginnt hier.

Julia Holter
„Have You In My
Wilderness“ (Domino Records)
Traumhaft und hypnotisch. Wie nicht von dieser Welt. Die kalifornische Musikerin verbindet schwelgerischen Singer/Songwriter-Folk mit Electro der bombastischen Art zu einem rauschhaften Ganzen. Genre-Grenzen werden nebenbei aufgelöst.

Funeral Fo A Friend
„Live At Islington Academy“
(Uncle M Records)
Melodisch. Kraftvoll. Überschwänglich. Einfach nur geil wie bei diesem Live-Konzert von Band und Publikum steil gegangen wird. Post Hardcore in solcher Intensität erlebt man – gerade auf Tonträger eingefangen – nur sehr selten.

Royal Thunder
„Crooked Doors“
(Relapse Records)
Retro und modern zugleich. „Female fronted Metal“, wie harte Musik mit Frauengesang neudeutsch heißt, ist gerade schwer im Kommen, und starke Acts wie Blues Pills, Arch Enemy oder auch Avatarium gibt es zuhauf. Hammer-Gesang, feinste Gitarrenarbeit und herausragendes Songwriting machen Royal Thunder aus Atlanta für mich zur Top-Band.

Gazpacho
„Molok“
(Kscope Records)
Gazpacho, die sich nach einem spanischen Nationalgericht benannt haben Norweger, gelten als ewiger Geheimtipp des Progressive Rock. Leider! Bringt doch niemand in diesem eher auf handwerkliche Höchstleistungen ausgelegten Genre so wunderbar Balladeskes, Melodiöses und Herzergreifendes zusammen, ohne in den Kitsch abzurutschen.

Frank Carter & The Rattlesnakes
„Blossom“
(International Death Cult)
Böse, giftig und kompromisslos – aber irgendwie auch... charmant. Alles, was Punk in seinen Anfangsjahren mal ausgezeichnet hat, bringt uns der aggressive Schreihals Frank Carter (Ex-Gallows) zurück. Der Mann ist ganz einfach der Maßstab für sämtliche zukünftige Genre-Releases. Punk’s not dead!

Alabama Shakes
„Sound & Color“
(Rough Trade Records)
Die effektvolle Mischung aus Southern Rock, Psychedelic, Blues und Soul bringen so gekonnt nur diese vier Amis hin. Sängerin Brittany Horvath setzt mit ihrer faszinierenden stimmlichen Präsenz allem noch eins drauf. Auch hier gilt: Genregrenzen sind zum Überwinden da.

Kendrick Lamar
„To Pimp A Butterfly“
(Universal Music)
Wer bislang mit HipHop nicht viel anfangen konnte, der sollte dem Genre doch noch mal eine Chance geben. Kendrick Lamar achtet nicht nur auf gelungene Wort-Kaskaden, sondern lässt in seine kunstvollen musikalischen Collagen so ziemlich alles einfließen: von Disco über Jazz bis zu Frank-Zappa-Artigem. Dieses Stück Musik hier wird die Zeit überdauern.

Black Trip
„Shadowline“
(Steamhammer)
2015 war ein Thin-Lizzy-Jahr. Ob die Nachfolgeband Black Star Riders oder die Epigonen Dead Lord – zahlreiche Acts warteten mit Alben im Geiste der Ex-Hardrock-Superstars um den verstorbenen Phil Lynott auf. Black Trip aus Schweden, die ebenfalls in diesem Fahrwasser cruisen, liefern dabei einen echten Hammer ab: kraftvoll und melodisch. Hardrock, der nicht nur rockt, sondern auch berührt.

Blind Guardian
„Beyond The Red Mirror“
(Nuclear Blast)
Überdreht und bombastisch – ein Konglomerat aus Gitarren und Orchester, schwerem Schlagzeug-Gewitter, queen-artigen Samples und Chören. Das alles auch noch aberwitzig auf 150 hochgeschraubt. Die Basis der Musik von Blind Guardian ist immer noch Heavy Metal – doch der spielt in einer ganz eigenen Liga: hoch dosiert, grell und großartig.

Marmozets
„The Weird And
Wonderful Marmozets“
(Roadrunner Records)
Diese blutjunge Band aus Yorkshire hat das Zeug, groß zu werden. Ihr Debüt mit Alternative, Prog und Math Rock ist erstens kompositorisch und handwerklich herausragend und wird zweitens durch Becca Macintyres exzessiven, tiefenwirksamen Gesang zusätzlich geadelt.

Publicist UK
„Forgive Yourself“
(Relapse Records)
Das Erbe der legendären Dark-Wave-Truppe Joy Division wollten schon viele Bands antreten. Einigen wenigen wie den Editors und Interpol ist dies auch durchaus gelungen – nicht zuletzt durch das Einbringen ganz eigener Noten. Ein ernsthafter Konkurrent erwächst nun mit Publicist UK, einem Projekt diverser szenebekannter Extrem-Metaller die dem düsteren Sound von Joy Division auch noch die nötige Härte verleihen können. Ein Album, das wächst.

Coheed and Cambria
„The Color Before The Sun“
(300 Entertainment)
Endlich ein Lebenszeichen von einer der musikalisch wie inhaltlich eigenständigsten Bands im populären Musikgeschäft. Die New Yorker haben ihren brillanten Sound aus Pop und Wave, aus Glam, Metal und Prog nochmals verfeinert. File under: hochmelodisch und treibend.

Die Nerven
„Out“
(Glitterhouse Records)
Wer, sagen wir mal, Sonic Youth, den frühen Nick Cave und intelligente jedoch etwas spröde Texte zu schätzen weiß – der kann in den „Nerven“ aus Stuttgart ab sofort eine weitere neue Lieblingsband finden.

Tribulation
„The Children of The Night“
(Century Media)
Die Mischung macht’s. Schaumgeboren aus Old School Death Metal, der „New Wave Of British Heavy Metal“ und der typischen Hintergrundmusik zu Horrorfilmen lässt die vier Schweden mit ihrem originellen Mix nicht nur für aufgeschlossene Metaller, sondern wohl auch für den ein oder anderen Gothic-Fan relevant werden.

Devin Townsend Project
„Townsend Presents: Ziltoid
Live At The Royal Albert Hall“
(InsideOutMusic)
Hammer. Superlative her! Das fast dreistündige Konzert in der altehrwürdigen Londoner Halle zeigt eins der musikalischen Genies unserer Zeit in Bestform. Der kanadische Wundergitarrist bietet in diversen Audio- und Video-Formaten in einer aberwitzigen Tour de Force sein komplettes 2014er-Werk „Z“ plus einen Querschnitt durch seine lange Karriere im Dienste des progressiven Metal. Eine musikalische Droge.

Du Blonde
„Welcome Back to Milk“
(Mute Records)
Du Blonde, das neue Projekt von Beth Jeans Houghton, ist Psych-Folk-Trash-Pop der Extraklasse. Pop, der ab und an zu Alternative Rock mutiert und sich gerne auch mal krachig präsentiert – dabei aber immer seinen Glamour behält.

Twitching Tongues
„Disharmony“
(Metal Blade)
Eines der bedeutendsten Heavy- Metal-Labels der Welt lebt auch mit diesem Release seinen Glauben: nah an den Wurzeln und Traditionen, jedoch immer originell genug um das Genre weiterzuentwickeln: In diesem Fall ist das ein raffinierter Bastard aus etwas Doom und Hardcore sowie Sludge von einem Brüderpaar und seinen Mitstreitern aus Los Angeles. Vergleiche würden hinken.

Ane Brun
„When I’m Free“
(Balloon Rangers Recordings)
Balladesker (Dance-)Pop aus dem hohen Norden, für Erwachsene: Ane Bruns hohe, doch zu keiner Zeit nervende Stimme verleiht den bereits in sich funkelnden Songs ein strahlendes Gepräge. Auch hier gilt: Die Dame aus Skandinavien ist schon viel zu lange ein Geheimtipp.