Buchschmuck ist ein schönes Wort. Zweierlei enthält es, das Wert besitzt und Freude macht: das Buch als Gefäß für Erkenntnis, Wissen und Vergnügen; den Schmuck als eine Zutat, die das Leben verfeinert, ohne unverzichtbar zu sein. Vor die Wahl gestellt, ein pragmatisches Taschen- oder ein edel gebundenes Buch, die reine Textversion eines Werkes oder eine illustrierte Ausgabe zu erwerben, entscheiden sich Bibliophile (wörtlich: Bücherfreunde) nicht ungern für die teurere, ansehnlichere Variante. Denn ein schönes Buch schmückt seinerseits einen Wohn-, Arbeits-, Lebensraum, über seinen literarischen oder informativen Gehalt hinaus. Freilich liegen die Epochen lang zurück, da Bücher grundsätzlich rare Kostbarkeiten, meist Heiligtümer und ihre kunstvolle Auszierung eine Art Gottesdienst waren. Vor allem gilt dies für die liturgischen und biblischen Handschriften des Mittelalters, von denen die Bayerische Staatsbibliothek unlängst in der Münchner Hypo-Kunsthalle 72 Exemplare aus den Jahren von 780 bis 1180 präsentierte. So empfindlich und derart unersetzlich sind sie, dass sie die meiste Zeit in schützenden Klima-Tresoren ruhen. Nun lassen sich alle Exponate, dazu weitere drei, aus der Nähe und uneingeschränkt gründlich in dem Band "Pracht auf Pergament" betrachten, den Claudia Fabian und Christiane Lange im Hirmer-Verlag herausgegeben haben (344 Seiten, 49,90 Euro). Voller Symbole stecken die erhabenen Malereien, die, oft auf Goldgrund, Episoden aus dem Leben Jesu oder der Heiligen verherrlichen, auch Evangelisten und weltliche Herrscher in überhöhenden Darstellungen vorführen und nicht selten von Einbänden aus Gold, Elfenbein und Edelsteinen ummantelt sind. Codex nennt der Fachmann solch ein Manuskript, Evangeliar oder Evangelistar, Sakramentar oder Perikopen das, was es enthält - alles wohllautende Begriffe. Und allerdings war die Kultur des Mittelalters nicht nur eine der Bilder, auch der Kalligrafie: Die Schrift selbst diente den heiligen Texten zur Zier. Ähnliches gilt heute: Erst Worte machen Bücher schön.