Wenn von Kommunikation in einem Gemeinwesen die Rede ist, so meinen die Menschen damit Medien und Telefon, E-Mail, Brief und SMS, die digitalen Informationswege oder auch die Verlautbarungen während einer Pressekonferenz. Um Sprache geht es fast immer dabei. In den Völkern der Bienen dient dazu der Tanz. Die Insekten, obwohl an der Stelle eines Gehirns nur mit einem winzigen Nervenzellhaufen ausgestattet, vermögen kraft ihrer kollektiven Intelligenz höchst vertrackte logistische und technische Leistungen wie den Bau ihrer Waben zu vollführen; und sie unterrichten einander genau über Futterquellen. Für lohnende Pollen-Reviere in der Nähe reicht der Rundtanz: Eine Biene, fündig geworden, kehrt mit dem Ertrag in den Stock zurück, wo ihre Kolleginnen an ihr die Art der Ausbeute wittern und aus der Schnellig- und Beweglichkeit ihrer Kreisbewegungen die Güte und Menge des Vorkommens erfahren. Um entlegenere Fundstätten anzuzeigen, wählt die wegweisende Biene den ausgeklügelteren Schwänzeltanz: Ihn absolviert sie, Mal um Mal von einer Mittellinie ausgehend, in zwei immer wieder, aber abwechselnd durchlaufenen Halbkreisen; so gibt sie sehr präzis Auskunft über Richtung und Entfernung des Ziels, mit der Sonne als Kompass. Zum dreißigsten Mal jährt sich der Todestag des Forschers, der 1923 die Sprache der Bienen enträtselte: Der Österreicher Karl von Frisch, 1886 in Wien geboren und am 12. Juni 1982 in München gestorben, nahm 1973 für seine Entdeckungen den Nobelpreis entgegen, zusammen mit seinem Landsmann Konrad Lorenz und dem Briten Nikolaas Tinbergen; zu dritt bereiteten sie der Verhaltensforschung als junger biologischer Teildisziplin das Feld. Sogar für eine hoch entwickelte "innere Uhr" der Bienen fand Frisch Anhaltspunkte; vor allem aber gilt er als der Entschlüssler ihrer Tänze, die nicht einfach körpersprachlicher Ausdruck sind wie etwa der Buckel einer zornigen Katze, sondern ein Stück Choreografie in der Natur.