Deutscher auf La Palma Erst der Vulkan, dann der Vermieter

Martin Dahms

Gut ein Jahr nach dem Vulkanausbruch von La Palma freut sich Thomas Klaffke, endlich wieder sein Haus beziehen zu können. Doch der Vermieter hat zwei böse Überraschungen für ihn.

 
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Thomas Klaffke will sich nicht von der Insel vertreiben lassen. Foto: Martin Dahm

Auf diese Nachricht hatte Thomas Klaffke sehnsüchtig gewartet: Er durfte zurück in sein Haus. Er packte einen Staubsauger ins Auto und machte sich auf den kurvenreichen Weg nach La Bombilla, nahm schließlich die vor einigen Monaten geschlagene Piste quer durchs Lavafeld und sah endlich sein Haus, idyllisch über dem Meer gelegen und unbeschadet wie damals, als er es verlassen musste, bereit für den Wiedereinzug. Aber Klaffke kam nicht zum Saugen. Jemand hatte die Schlösser ausgewechselt. Er ahnte schon, wer.

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Der Vulkan von La Palma, der im vergangenen Jahr vom 19. September bis zum 13. Dezember Lava und Asche spie, hat mehr als tausend Häuser unter sich begraben und ein besiedeltes Terrain von gut zwölf Quadratkilometern im Westen der Insel zur Mondlandschaft gemacht. Gleich neben der Mondlandschaft liegt die Siedlung La Bombilla, gerade noch verschont vom Lavastrom. Stattdessen steigt aber in dieser Gegend seit dem Vulkanausbruch Kohlendioxid aus dem Boden auf und sammelt sich in den Räumen der Häuser und kann sie zu tödlichen Fallen machen. Deswegen darf hier bisher niemand in seine alte Wohnung zurückkehren. Nach vielen Monaten des Wartens wurde für Thomas Klaffke vergangene Woche eine Ausnahme gemacht: Sein Haus liegt etwas außerhalb der Siedlung und 26 Meter höher und ist deswegen außer Gefahr.

Der Vermieter lebt auf Teneriffa

Der Erste, der davon erfuhr, war Klaffkes Vermieter, der in jenem Haus einst aufgewachsen war, aber seit langen Jahren auf der großen Nachbarinsel Teneriffa als Anwalt arbeitet. Er setzte nach La Palma über, fuhr nach La Bombilla und wechselte die Schlösser des Hauses aus. Am Donnerstag traf er sich mit Klaffke zum Gespräch und sagte ihm: „Der alte Mietvertrag ist abgelaufen. Morgen unterzeichnen wir einen neuen.“

Am nächsten Tag war der Vermieter aber nicht mehr auf La Palma. Stattdessen schickte er Klaffke eine Mail mit dem Aktenzeichen 023.6075 und forderte ihn zur Nachzahlung der Miete und Nebenkosten für die Monate Oktober 2021 bis November 2022 in Höhe von 9016,19 Euro auf.

Klaffke ist baff. Er liebt La Palma und die Palmeros. Man merke doch, dass sein Vermieter schon länger auf Teneriffa lebe, sagt Klaffke, dort tickten die Menschen anders. Der Vermieter war am Dienstag nicht erreichbar, um seine Version der Geschichte zu erzählen. Klaffke wird jedenfalls so schnell nicht in sein Haus – das als Dreizimmerpension zugleich seine gewöhnliche Einkommensquelle ist – zurückkehren können. Ein Gericht muss entscheiden, ob sich der Hausbesitzer mit dem Schlösserwechsel zum Hausbesetzer gemacht hat und ob für ein Haus, dessen Betreten verboten ist, Miete fällig sein kann.

Klaffke, ein gebürtiger Wilhelmshavener, lebt vorerst weiter im Norden La Palmas bei Bekannten, deren Haus er renoviert, so wie er vor zehn Jahren das Haus in La Bombilla renovierte, um es in „Tom’s Hütte am Meer“ zu verwandeln. Dort will er wieder hin. Wenn ihn sein Vermieter lässt.