Lichtenberg Pannen sind einkalkuliert

Tape und Ersatzreifen sind für Stefanie Stöcker und Florian Färber beim "Carbage-Run" unerlässlich. Foto: Gödde Quelle: Unbekannt

Mit einem klapprigen Vehikel auf Schnitzeljagd quer durch Europa: das machen Stefanie Stöcker und Florian Färber aus Lichtenberg Ende Juli - für einen guten Zweck.

 
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Lichtenberg - Man stelle sich dieses Szenario vor: Ein junges Pärchen steht mit einem gerade noch fahrtüchtigen Auto mitten in Slowenien und bekommt diese wahnwitzige Aufgabe: Findet eine Packung Kondome, Geschmacksrichtung Kiwi. Es sind Aufgaben wie diese, die vom 30. Juli bis 3. August auf Stefanie Stöcker und Florian Färber aus Lichtenberg warten. "Carbage-Run" nennt sich dieses organisierte Chaos-Unterfangen aus Auto-Rallye und skurrilen Challenges, bei dem die meisten bei bloßer Erwähnung nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Das Paar aus Lichtenberg nicht: Es macht zum zweiten Mal mit und erweitert die Teilnahme um eine weitere Dimension: den Dienst am Nächsten.

Benefiz-Weißwurst und Scheckübergabe

Am 29. Juli, am Tag vor dem Start im Schwarzwald in der Nähe von Freiburg, lädt das "Team 28" zum Benefiz-Weißwurstessen in die Kaminstube nach Bad Steben ein. Am

21. September ist dann die Dankes-Veranstaltung an gleicher Stelle, wo auch die Scheckübergabe an "Die Gruppe" stattfinden soll. Stefanie Stöcker und Florian Färber hoffen auf einen vierstelligen Euro-Betrag als Resultat.

Wer für "Die Gruppe" spenden möchte, kann auf folgendes Konto bei der Sparkasse überweisen: IBAN: DE79780500000222588949, BIC: BYLADEM1HOF. Das Konto wurde eigens für diesen Zweck eröffnet. Sponsoren-Aufkleber auf dem Auto variieren in der Größe übrigens nicht je nach Spendensumme.

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www.team-28.de

www.die-gruppe-ggmbh.de

"Die Idee kam mir beim Fliesenlegen", sagt Florian Färber lachend. Der Küchenchef aus der Lichtenberger Harmonie war gerade dabei, das in Thüringen entstehende Eigenheim zu bearbeiten, als ihm der Gedanke kam: "Man kann doch etwas Verrücktes machen und gleichzeitig etwas Gutes." Und so war die Idee geboren: Das Paar, er 34, sie 35 Jahre alt, fährt auf eigene Kosten (mittlerer vierstellige Euro-Betrag) bei der Rallye mit und sammelt gleichzeitig Spenden von Firmen, deren Namen dann als Aufkleber auf dem Auto des "Teams 28", so nennen sich die Lichtenberger, prangen. Die Spenden gehen eins zu eins an die Jugendhilfe-Organisation "Die Gruppe".

Die Hofer "Gruppe" kümmert sich um Jugendliche, die straffällig geworden sind, und hilft ihnen, in der Gesellschaft wieder Fuß zu fassen. Die Initiative gefiel Stefanie Stöcker und Florian Färber so sehr, dass sie sie unterstützen wollten. Mittlerweile haben sie ein ganzes Team um sich geschart, das bei der Planung und dem Spendensammeln hilft. Wöchentlich trifft man sich.

Dass sie nicht nur für sich allein fahren, motiviert das Pärchen nur noch mehr. Im vergangenen Jahr waren Stöcker und Färber schon einmal beim "Carbage-Run" dabei; damals ging es durch Osteuropa. Mit dem alten Opel war ihnen aber wenig Glück beschieden. Dass niemand mit einem modernen, völlig intakten Auto an den Start geht, dafür trägt das Reglement des "Carbage-Run" - ein Kunstwort aus "car" (Auto) und "garbage" (Müll) - Sorge: Das Sportgerät der Wahl darf einen Zeitwert von 500 Euro nicht übersteigen. Also suchen die Teilnehmer im Internet.

Die Wahl der Lichtenberger fiel auf einen Ford Escort XR3i, Baujahr 1994, 136 PS, 407 Euro auf Ebay und mit ziemlich hässlichem Blümchenmuster. Zuletzt ging die Elektronik zu Bruch. Kurzum: perfekt für die Zwecke des "Carbage-Run" (wobei das Auto selbstverständlich Tüv hat).

Das Vehikel steht somit fest, die Route ist aber noch weitgehend unbekannt. "Klar ist nur, dass es in der Nähe von Freiburg losgeht und das Ziel in Barcelona ist", sagt Florian Färber. Jeden Morgen am Start bekommen die Teams ihre Roadbooks mit den Routen und den Aufgaben. Sie haben fünf Tage Zeit - also geht es täglich 500 bis 600 Kilometer quer durch Westeuropa mit einem Auto, das schon bessere Tage gesehen hat, und mit Challenges, die an der Grenze des Machbaren liegen.

Rückblende, Slowenien, im vergangenen Jahr: Zu den Aufgaben gehörte, in Bären-Kostümen ins Ziel zu fahren. "Leider gab es nur vier Kostüme weit und breit, und mit denen fuhren zwei Teams dann ins Ziel", erzählt Färber. Alle anderen, also mehr als 200 Teams, gingen leer aus.

Was sich die Veranstalter für dieses Jahr an Aufgaben überlegt haben, darauf sind die Lichtenberger gespannt. Warum tut man sich so etwas an? "Man wird mit solchen Bildern belohnt", sagt Florian Färber und zeigt ein beeindruckendes Bergpanorama aus dem letzten Jahr.

Und: "Kein Teilnehmer lässt den anderen stehen." 2017 haben fleißige Hände teamübergreifend mal eben einen kaputten Motor gewechselt. Und wie wirkt sich das alles auf die Beziehung aus? "Man bekommt sich schon mal in die Haare", sagt Stefanie Stöcker lachend.

Neun Tage will das Paar unterwegs sein. Die Rückreise führt in einem westlichen Bogen ganz privat wieder zurück, mit Zwischenstopp zum Schiefertrüffelsammeln im Elsass. 7000 Kilometer in neun Tagen. Da sollte das Auto schon mitmachen, denn: "Am Tag danach müssen wir beide wieder arbeiten."

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