Tatsächlich geht es Schlag auf Schlag: Die Kostümschneider und Bühnenbildner haben bereits mit der Arbeit begonnen. Kommende Woche startet für das Ensemble des Stücks „Kalte Freiheit“ ein Workshop. „,Kalte Freiheit’ stammt aus unserer Fertigungs-und-Entwicklungs-Produktion. Nach dem Workshop mit den Künstlern steht eine erste Präsentation an. Deren Ergebnisse fließen mit in die Proben ein. So entwickelt sich das Stück in mehreren Stufen“, beschreibt der für die Pressearbeit der Festspiele zuständige Christof Kaldonek. Das Musical aus der Feder der künstlerischen Leiterin Birgit Simmler mit der Musik des tschechischen Komponisten Ondřej Soukup beruht auf historischen Begebenheiten, über die Václava Jandečková ein Buch geschrieben hat. Birgit Simmler erarbeitete daraus eine fiktive Handlung für die Luisenburg.
1,3 Tonnen an 15 Ankern
Zurück auf die Bühne. Um die 20 Mitarbeiter der Spezialfirma, der Bühnentechnik und des Bauhofs hängen buchstäblich in den Seilen, um das 1,3 Tonnen schwere Dach nach und nach in Form zu bringen. Letztlich wird es an zwei Gitterrohrmasten mit einer Höhe von 21,5 Metern aufgehängt, die das Zeltdach auf einer maximalen Höhe von 14 Metern über dem Zuschauerraum halten. Verankert werden die insgesamt 400 Meter langen Stahlseile an 15 Spezialankerpunkten, die im Gelände verteilt sind. „Totgehangen“ nennt der technischer Leiter Fabian Schröter die Art der Aufhängung in der Fachsprache.
Totgehangen hat sich die Plane auch im wörtlichen Sinne in wenigen Jahren. Der Stadtrat beschloss im Januar, ein neues Zeltdach anzuschaffen, das ab der Spielzeit 2025 oder 2026 den Zuschauern Schutz vor Regen gewährt. Durch das Lagern in der Kiste wirft die Zellmembran Falten, was auf Dauer zu Schäden führt. Noch macht das aktuelle Dach, das die Handwerker erstmals 2006 hochzogen, einen guten Eindruck, allerdings täuscht der. Einige Jahre sind kein Problem, aber auf Dauer muss eine neue Zeltbahn her. Fabian Schröter: „Es ist aber alles sicher, niemand muss sich Gedanken machen.“
Ein unglaublicher Aufwand
Wieder werfen die Handwerker die beiden motorisierten Winden an. Unter den Augen von zweitem Bürgermeister Manfred Söllner ziehen sie die Plane hoch. Auf einmal ertönt laut ein „Stopp!“. Die Drainage fehlt. Es dauert nicht lange, und alles passt. Erneut bewegt sich das mattweiße Ungetüm ein paar Meter in die Höhe. Auf der Tribünenseite ziehen die Zeltbauer derweil die Plane glatt. Eine Prozedur, die sich mehrmals wiederholt und einige Kraft erfordert.
„Man macht sich als Zuschauer sicher keine Gedanken, welcher Aufwand hier betrieben wird“, sagt Christof Kaldonek. Im Gegensatz zu einem „normalen“ Theater, das einfach auf- und zugesperrt werden müsse, seien auf der Luisenburg Jahr für Jahr langwierige Vorbereitungen notwendig, bis alles angerichtet sei. „Letztlich ist es auch dieses besondere Zeltdach, das dazu beiträgt, die Bühne in einen wahrhaft magischen Raum zu verwandeln.“