Das ist allen Besuchern bewusst. Die Körper stammen von Menschen, die ihre sterbliche Hülle für Lehr-Zwecke zur Verfügung gestellt haben. Etwa 20 000 Frauen und Männer entscheiden sich in den USA pro Jahr, mit ihrem Körper nach dem Ableben noch etwas Gutes zu tun.
Beinahe andächtige Stille herrscht im großen Saal des Egerland-Kulturhauses. Während im Hintergrund eine sakral anmutende Meditationsmusik läuft, flüstern die Besucher. Schockiert stehen sie etwa vor einer schwarzen Raucherlunge, während das gesunde Organ nebenan grauweiß ist.
Was mag das für ein Gefühl sein, täglich tote Körper zu präsentieren? Daniel Sperling, der seinem Cousin Jeremi Sperling hilft, ist nach wie vor beim Aufbau mulmig zumute. "Ohne Handschuhe geht gar nichts, und die Kinder lange ich gar nicht an", gesteht er. Nicht nachdenken, einfach handeln müsse er, wenn er die Hauthülle eines Körpers auffaltet oder den in 140 Scheiben geteilten Körper aufbauen muss, der in einem riesigen Glaskasten präsentiert wird. Jede Scheibe muss exakt auf ihrem Platz stehen - und das in der richtigen Position. Allein der Kopf, an dem Nase, Augen, eben alles zu sehen ist, besteht aus zehn Scheiben. "Damit wir nichts durcheinanderbringen, packen wir alle Körperscheiben immer in Abschnitten zusammen. Erst jetzt ist zu erkennen, dass es sich nicht nur um medizinisch interessante Scheiben handelt, sondern das Ganze tatsächlich ein menschlicher Kopf ist. Klingt gruselig, ist aber für Jeremi und Daniel Alltag. Den beiden jungen Männern aus Hamburg ist es ein Anliegen, dass die Körper pietätvoll präsentiert werden. Entsprechend ehrfürchtig behandeln sie die einzelnen Exponate.
Die Zuschauer sind von den Einblicken tief beeindruckt. "So etwas bekommt man sonst nie zu sehen", sagt ein Mann. Ob er seinen Körper auch für Lehrzwecke zur Verfügung stellen würde? "Ach, mich möchte sicherlich niemand haben. Aber eigentlich ist es egal, ob man mal verfault, verbrannt wird oder der Körper anderen zum Lernen dient", sagt er.