Ohne Folgen bleiben die Beleidigungen nicht, da die Übeltäter mit einer Anzeige rechnen müssen. Ein "Bullenschwein" kann unter Umständen schon mal 1400 Euro kosten - je nachdem, ob es sich um einen Wiederholungstäter handelt. Auch dessen Verdienst spielt bei der Bemessung der Strafe eine Rolle.
Die Ausnüchterungs- oder Arrestzellen sind keine Orte für Zartbesaitete. Wer die Nacht hier verbringt, dem haben die Beamten zuvor alle Gegenstände abgenommen, mit denen sich der Betrunkene oder Randalierer selbst verletzen könnte. "Ketten oder sonstiger Schmuck, Feuerzeuge, Geldbeutel, Stifte, Schlüssel und was sie noch so alles dabeihaben, registrieren wir und verschließen alles in einem Fach, damit nichts wegkommt." Doch auch ohne "Werkzeuge" halten die Insassen die Beamten der Nachtschicht meist auf Trab. "Viele schreien und schimpfen stundenlang, bis sie ruhig werden."
Manch einer kotet mitten in den Raum oder übergibt sich auf die Fliesen und die abwaschbare Gummi-Matratze. Damit die Beamten nicht auch noch die übelsten Gerüche aushalten müssen, ist in den Zellen ein Ventilator eingebaut, der die abscheulich stinkende Luft nach außen befördert. Der Einschaltknopf befindet sich vor der Tür gleich oberhalb des Lichtschalters. Arm dran ist am Morgen die Putzfrau, die die Sauerei wegwischen muss.
Mindestens jede Stunde vergewissern sich die Beamten, ob es den Insassen gut geht. "Es gibt zudem einen Notfallknopf in der Zelle", sagt Hörath. Allerdings macht sich manch einer einen Spaß draus und drückt ihn alle paar Minuten. Für die Beamten heißt das jedesmal, dass sie in den Keller sprinten müssen. "Da hilft nur ein ernstes Wort."
Gerade diejenigen, die in der Nacht den Mund nicht zubringen, sind meist am frühen Morgen regelrecht am Hund und kommen nicht aus dem Bett. "Es kommt schon vor, dass mal einer sagt, er wolle sich noch ausschlafen. Aber wir sind hier ja kein Hotel." Dennoch kommt es auch in der Polizeiinspektion Marktredwitz vor, dass sich ein Insasse über ein mehr oder weniger gepflegtes Frühstück freuen darf. "Wir bringen hier nicht nur Betrunkene oder Randalierer unter, sondern auch mal Menschen, bei denen ein Haftbefehl vorliegt. In derartigen Fällen gibt es einen genau geregelten Verpflegungssatz." In der Praxis bedeutet das, dass die Beamten dem Häftling eine Käsebreze oder ein Nusshörnchen mitbringen, wenn sie sich selbst eine Brotzeit holen.
Der Polizeialltag ist hart und häufig frustrierend. Auch in Marktredwitz und Selb gibt es nach Einschätzung von Hannes Hörath immer mehr "Berufsklienten", also Täter, die wiederholt Ärger bereiten. "Die Bandbreite reicht vom zwölfjährigen Bürschchen bis zur 70 Jahre alten Oma, die kratzt, beißt und uns verflucht."
Ob nach den meist alkoholbedingten Taten auch mal eine Entschuldigung zu hören ist? "Wer das erste Mal über die Stränge geschlagen hat und uns beleidigt oder angreift, entschuldigt sich am Morgen danach schon mal. Den meisten ist es egal."