Michaela Kaniber in Arzberg Wastl-Bier schmeckt auch der Ministerin

Christl Schemm

Michaela Kaniber würdigt im Arzberger Stadtteil Schlottenhof die Idee und das Engagement der Dorfgemeinschaft für das neue kleine Brauhaus. Bürgermeister Stefan Göcking: „Großbrauereien sollten sich warm anziehen.“

 
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Landrat Peter Berek ist Bäcker, Landtagsabgeordneter Martin Schöffel Brauer. Deswegen waren die beiden CSU-Politiker genau an der richtigen Stelle, als am gestrigen Donnerstagmittag die bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber, das neue kleine Brauhaus in Schlottenhof offiziell eröffnete. Denn in dem umgebauten ehemaligen Kiosk wird auch der Teig für das mittlerweile fast schon legendäre Schlottenhofer Brot zum Backen vorbereitet. Dies inspirierte Schöffel dazu, in seinem Grußwort scherzhaft die Grimm´sche Märchenfigur Rumpelstilzchen zu zitieren: „Heute back´ ich, morgen brau´ ich…“. Das Kind der Königin holt sich der Abgeordnete selbstverständlich übermorgen nicht, aber er unterstrich mit dem Zitat, dass das Backen und Brauen oft genug zusammengehören.

Arzberg wieder ein Brauereistandort

Mit der Schlüsselübergabe ist es nun hochoffiziell: In dem Arzberger Stadtteil wird nicht nur gebacken, sondern jetzt auch gebraut. Damit ist Arzberg wieder ein Brauereistandort. Zwar nicht zu vergleichen mit München oder Kulmbach, aber immerhin Sitz einer kleinen Brauhauses, aus dessen blitzblanken Sudkesseln Zoigl-Bier fließt - und später auch noch andere Sorten sprudeln sollen. Bei der Eröffnung der Mini-Braustätte nippte auch Ministerin Kaniber an dem frisch gezapften Gerstensaft und würdigte das große Engagement der Dorfgemeinschaft Schlottenhof für die Idee zu dem Brauhaus und die Realisierung des Projekts.

Gerade in so herausfordernden und unsicheren Krisenzeiten wie momentan sei es wichtig, einen Tag wie diesen zum Anlass zu nehmen, um positive Dinge zu feiern und zu genießen, sagte Bürgermeister Stefan Göcking, der zahlreiche Gäste zu dem kleinen Festakt begrüßte. Durch den Umbau des leerstehenden Kiosks in eine für die Allgemeinheit nutzbare Einrichtung würden das Ortsbild und das Zusammengehörigkeitsgefühl im Dorf verbessert. Augenzwinkernd fügte der Bürgermeister an: „Großbrauereien sollten sich warm anziehen. Das Wastl-Bier ist in der Rankingliste der beliebtesten Biersorten schon jetzt ganz weit nach oben geklettert.“

Dank an alle Unterstützer

Weil ohne ein finanzielles Budget derartige Projekte nicht umsetzbar wären, dankte Göcking allen Fördergeldgebern, Unterstützern, Gönnern und Spendern. Vor allem gebühre der Dorfgemeinschaft Schlottenhof mit ihrem Vorsitzenden Erwin Scherer Dank für ihr enormes Engagement, ihre Eigeninitiative und ihr Durchhaltevermögen. „Ihr habt da zusammen mit den beteiligten Braumeistern, unserer Bauverwaltung, den Handwerksfirmen und den Planern etwas Herausragendes auf die Beine gestellt“, lobte der Rathaus-Chef. Den Ausspruch Otto von Bismarcks, dass es ein „Grundbedürfnis der Deutschen sei, beim Biere schlecht über die Regierung zu reden“, werde man in Arzberg ad absurdum führen. Und: Bier sei ein überzeugender Beweis dafür, dass Gott die Menschen liebt.

„Die kleine Dorfgemeinschaft Schlottenhof ist von München so weit entfernt, dass es in Bayern fast nicht weiter geht. Darum freuen wir uns umso mehr über Ihren Besuch in Franken“, sagte der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft, Erwin Scherer, zur Ministerin. Denn dadurch könne der Verein erkennen, in den vergangenen 13 Jahren das Richtige getan zu haben. Sinn und Zweck der Dorferneuerung sei es, wieder Leben in die Dörfer zu bringen. „Seit der Gründung unserer Dorfgemeinschaft haben wir dieses Ziel immer vor Augen gehabt“, betonte Scherer. Mit dem Bau des Brauhauses sei ein weiterer Baustein dieses Ziels in die Realität umgesetzt worden.

Viele Spenden und Erlöse

Das Brauhaus sei mit erheblichen staatlichen Mitteln über das Amt für Ländliche Entwicklung gebaut worden. Auch die Stadt Arzberg hat die Maßnahme laut Scherer maßgeblich gefördert. Nicht zu vergessen sei, was die Dorfgemeinschaft geleistet habe. Die Brauerei- und Inneneinrichtung habe der Verein selbst finanzieren müssen. Dies sei nur mit den vielen Spenden und Erlösen aus Aktionen und einer Gewährsträgerspende der Sparkasse möglich gewesen. „Mit diesem Haus wird die gute Stube von Schlottenhof neben unserem Dorfgemeinschaftshaus und unserem Dorfplatz mit Backhaus um ein gutes Stück reicher und attraktiver“, zeigte sich der Vorsitzende überzeugt. Zur Erinnerung an den Besuch in Schlottenhof übergab er der Ministerin einen „Zeggerer“, eine Taschenart, deren Ursprung bis auf die Römerzeit zurückgeht.

Gut informiert über das Dorf und den Brunnen-Wastl, den Namensgeber für das Schlottenhofer Bier, zeigte sich Ministerin Manuela Kaniber. Schlottenhof sei gesegnet ob der vielen Menschen, die hier für eine gute Sache zusammenarbeiteten. Und Erwin Scherer sei ein Segen für die Dorfgemeinschaft. Oftmals suchten Menschen Haare in der Suppe, anstatt sich einzubringen. Dies sei in Schlottenhof und Arzberg nicht so. Bei dem neuen Brauhaus gehe es nicht nur um Brauen und Backen, sondern auch um Begegnung und Traditionspflege. Finanzieller Rückenwind für das Projekt sei aus der Förderoffensive Nordostbayern gekommen.

Großes Engagement

„Die Stadt Arzberg hat die Chance ergriffen, das leerstehende Gebäude in Schlottenhof zu erwerben und zu sanieren“, sagte Kaniber. Beeindruckend sei das große Engagement der vielen Helferinnen und Helfer. „Schlottenhof ist ein Paradebeispiel für aktive Bürgerbeteiligung.“ Die Ministerin erläuterte zudem die Idee der Dorferneuerung und betonte, das eigenverantwortliche Handeln zu stärken, sei der Ansatz bei allen Instrumenten der Ländlichen Entwicklung.

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