Mortadella, ukrainisch gewürzt 800 Kilo Wurst für die Tafel

Sonny Adam
Fabian Stöffler zeigt die erste Charge: Die Würste wurden in Därme mit der ukrainischen Flagge und dem Logo des Beruflichen Schulzentrums abgefüllt, dann gebrüht und der Tafel gespendet. Foto: Sonny Adam

Eine im wahrsten Sinne „fleischgewordene“ Form der Solidarität beweisen Schüler der Fachschule für Lebensmitteltechnik in Kulmbach. Vom Veterinäramt haben  sie davon eigens eine  Genehmigung erhalten.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die angehenden Techniker der Fachschule für Lebensmitteltechnik haben ihr Wochenende geopfert, um mit den Hightech-Maschinen der Schule 800 Kilo Wurst zu produzieren. Die Wurst wurde nach Art einer Mortadella hergestellt, aber typisch ukrainisch gewürzt – und dann an die Tafel gespendet.

Schweinefleisch, Rindfleisch und Trinkwasser – das sind die Hauptbestandteile für die Wurstherstellung, um die sich sieben Schüler aus ganz Deutschland gemeinsam mit dem stellvertretenden Schulleiter Michael Bamberger sowie  den Lehrern Thomas Eberle und Sandra Hatzold kümmerten.

Die Schule hatte eigens eine Ausnahmegenehmigung erhalten, damit die Wurst auch in Verkehr gebracht werden darf. Dazu hat das Veterinäramt alle Zutaten und die technische Ausstattung kontrolliert.

Clou bei der Herstellung

Damit war der Weg frei für die besondere Wurst,  die Schüler herstellen wollten –  „Lyubitelskaja Wurst“, also   „Lieblingswurst“ nach typisch ukrainischem Geschmack. „Wir verwenden eine ukrainische Gewürzmischung,  ein Original-Rezept“, sagt Thomas Eberle, der  das Brät eigenhändig verfeinerte. 

Da die Fachschule für Lebensmitteltechnik über kleine Industriemaschinen verfügt, war die Herstellung für die Schüler kein Problem. Ein Hochleistungs-Kutter stellte aus Rind- und Schweinefleisch feines Brät her. Darunter  wurde  Speck als Einlage gemischt sowie Wasser und die Gewürze. Bamberger spricht von einer  Wurst nach Art der Mortadella, die sich aber von der italienischen Spezialität unter anderem durch  das Format und die feinere Einlage unterscheide.

Der Clou bei der Herstellung der Wurst allerdings war die Abfüllung. Denn die Schüler füllten das Brät nicht in neutrale Därme, sondern in eigens angefertigte weiße Kunststoffhüllen, die mit der Ukraine-Flagge und dem Logo des Beruflichen Schulzentrums bedruckt sind. Da die Würste  noch gebrüht wurden, werden sie bis Anfang Juli haltbar sein.

Maschinen wurden gesponsort 

Die Leiterin der Kulmbacher Tafel, Elfriede Höhn, die die Wurst gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Detlef Kosow im Kühlwagen abholte, war sichtlich gerührt über die Mühe der Schüler.

Insgesamt stellten die angehenden Fleischtechniker 800 Kilo Wurst für den guten Zweck her. Auch die Bayreuther Tafel bekommt einen Anteil.

„Inzwischen ist die Situation so, dass über die Hälfte unserer Kunden Flüchtlinge aus der Ukraine sind. Wir haben stetig steigende Zahlen“, berichtet Elfriede Höhn. Der Ansturm an der Tafel sei riesig. Doch bislang reichten die Lebensmittel aus. „Bis jetzt konnten wir noch immer allen etwas anbieten. Aber wir geben jetzt nur noch zwei statt drei Tüten pro Kunde ab“, so Höhn.

Die Wurst bekommen natürlich nicht nur Flüchtlinge aus der Ukraine, sondern alle Tafel-Kunden, die sie möchten.  

Sehr beeindruckt von der Hilfsaktion zeigte sich auch Landrat Klaus Peter Söllner. Er würdigte die Arbeit der Schüler und staunte über die Professionalität und die Ausstattung der Schule. 

Die Hightech-Maschinen wurden  von der Lebensmittelindustrie gesponsort und zur Verfügung gestellt. Ohne die Unterstützung aus der Wirtschaft könne eine derartige hochwertige Ausstattung nicht gewährleistet werden, sagte Söllner.  Der Leiter des Beruflichen Schulzentrums, Alexander Battistella, war sehr stolz auf die Produzenten und lobte die Probierwurst. Die Beschaffenheit der ukrainischen Lieblingswurst ähnele ein bisschen einer Jagdwurst. Die Würzung  deftig, aber nicht so, dass außergewöhnliche Gewürznuancen hervorstechen würden.

 „Die Wurst schmeckt einfach so richtig gut“, freute sich Schulleiter Alexander Battistella über die Spendenaktion. 

Bilder