Motorradmuseum Draisendorf Metall in seiner schönsten Form

Jürgen Henkel

Das Motorradmuseum Draisendorf öffnet nach der Corona-Pause am Pfingstsonntag wieder  seine Türen. Günter Mühl zeigt darin, das Ergebnis einer nie endenden  Leidenschaft.

 
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Mitten im kleinen und beschaulichen Draisendorf gibt es ein  besonderes Museum, das Bikerherzen seit 1997 höher schlagen lässt: das Motorradmuseum von Günter Mühl. Nach einer zweijährigen Corona-Zwangspause öffnet das Museum an diesem Pfingstsonntag wieder seine Pforten  für die Besucher. Die außergewöhnliche Privatsammlung von Günther Mühl erwartet wieder Gäste aus nah und fern, die jene alten Motorräder, Mopeds und schier unendlich viele kleinere Objekte besichtigen können, die Mühl in Jahrzehnten zusammengetragen hat und seit 1997 auch der interessierten Öffentlichkeit zeigt.

Der Weg führt Besucher erst einmal über eine kleine Treppensteige in ein von außen unscheinbares Dachgeschoss, das es aber in sich hat. Über 80 schwere und leichte Motorräder sind dort aufgestellt, der Schwerpunkt liegt auf Maschinen aus den 1920er- und 1930er-Jahren. Das älteste Motorkraftrad in der Sammlung ist eine Mars von 1905. Auch ein schmuckes Opel-Motorrad von 1928 ist besonders wertvoll.

Dem Auge wird hier viel geboten. Stück an Stück reihen sich die alten Motorräder aneinander. Auch Mopeds und alte Fahrräder mit Hilfsmotor  erwarten auf rund 250 Quadratmetern die Museumsgäste. Die historischen Krafträder spiegeln die Geschichte der Fortbewegung auf zwei motorisierten Rädern wider. Schon der Anblick begeistert, auch wenn die Maschinen nicht mehr knattern.

Accessoires aus dem Bikerleben

1997 hat Mühl sein Museum eröffnet, unterstützt von seiner Frau Mechthild, die für die Gäste auch das  „Café Nostalgie“ eingerichtet hat. Mühl hatte schon länger Krafträder gesammelt – oder „angeschleppt“, wie er es nennt –, dann aber rund 50 Stück nach Frankfurt verkauft. Doch er konnte sein Hobby doch nicht einfach aufgeben. So fing er erneut zu sammeln an und hat nun eine Sammlung, die jeden Winkel des Anwesens füllt. Die schönsten und ältesten wiederum sind in der Ausstellung zu sehen.

Aber nicht nur das: Accessoires aus dem gesamten Universum des Bikerlebens sind in Draisendorf zu besichtigen. Dazu zählen alte Motorradlampen, Klingeln und Spraydosen, Werbeschilder für Motorenöle von Shell, DEA und Elf, Stücke alter Tankstellenausstattungen, ein Wimpel und Werbemittel für Autoclubs, historische Bilder, Fahrradhilfsmotoren und  mehr.

Einige Ausstellungsstücke mögen die Aufmerksamkeit besonders auf sich ziehen. So sind auch Schilder mit der Aufschrift „Landesgrenze“ zu sehen, zudem eine von mehreren   Puppen in DDR-Grenzeruniform. Dazu hat der rüstige Ruheständler eine ganz eigene Geschichte zu erzählen. So machte er sich in der „Zwischenzeit“ zwischen der Wende in der DDR 1989 und der Wiedervereinigung im Herbst 1990 in mehreren Dörfern jenseits der Grenze auf „Objektsuche“. Dortige Bewohner wollten allerlei alte Stücke loswerden, darunter Schilder, Krafträder und einen alten Volksempfänger.

Vorbei an den DDR-Grenzposten

„Die wollten ihr Zeug loswerden,  und ich habe Tauschwaren dabeigehabt und erhielt einiges im Gegenzug. Das war alles in meinem Fahrzeug.“ Doch die Rückreise mit den neuen Objekten erwies sich als nicht so einfach wie gedacht. Von acht bis zwölf Uhr hielten ihn die damals noch aktiven DDR-Grenzer am Grenzposten zurück und filzten ihn und das Auto. Einiges musste er wieder abgeben, manches durfte er ausführen. „Das waren vier lange Stunden“, blickt er heute auf diesen Vormittag im Grenzstreifen zwischen Bundesrepublik und DDR zurück. Später besorgte er sich noch jene Grenzeruniform, die heute eine Puppe im Museum trägt.

Sein Sammlerhobby prägt den  Senior bis heute. Er führt nicht nur begeistert durch sein Museum, das er,  unterstützt von seiner Frau,  aufgebaut hat, sondern sammelt fleißig weiter. „Oben passt schon lange nix mehr rein“, sagt er über die Früchte seiner Sammelleidenschaft. Was seine Frau wiederum lächelnd mit dem Hinweis kommentiert: „Für mein eigenes Fahrrad ist schon lange kein Platz mehr.“ Bis heute bekommt er immer wieder Motorräder und Zubehör angeboten. „Da rufen Leute an und sagen: ‚Ich hab noch Motorradklamotten und alte Fotos vom Großvater mit seinem Motorrad.‘ Das schau’ ich mir schon an, wenn es interessant klingt.“

Neben der großen Sammlung im Dachgeschoss hat Mühl immer wieder  Sonderausstellungen organisiert, etwa zu besonderen Marken von Motorrädern, zu Krafträdern mit Seitenwägen oder besonderen Fahrrädern; diese dann stets im Hof des Anwesens. Auch sein erstes eigenes Moped von 1956 ist zu sehen. Sein skurrilstes Objekt  ist ein Zweitakt-Fahrradhilfsmotor der Marke Rex, den der Elektromeister Karl Abicht aus Hof eigenhändig zum Viertaktmotor umgebaut und  genutzt hat.

Gut zu wissen

• Das Motorradmuseum in Draisendorf ist am  Pfingstsonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet  sowie  am 3. Juli und 7. August und nach Vereinbarung. 

•  Das Museum hat Besucher aus ganz Deutschland und dem Ausland. Immerhin ist das kleine und besondere Museum auch im „Museumsführer Deutschland“ aufgelistet.

•  Das Café Nostalgie bleibt vorläufig noch geschlossen.

•  Kontakt: Motorradmuseum, Draisendorf 30, Regnitzlosau. Telefon: 09283/1419.

 

 

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