Ofarim selbst wollte sich zu dem Vorfall am Dienstag auf dpa-Anfrage zunächst nicht äußern. Laut seinem Management erwägt er, eine Strafanzeige zu stellen. Bisher habe es keine offizielle Entschuldigung seitens des Hotels gegeben. Er müsse die Vorkommnisse in Leipzig erst einmal verdauen und sei sichtlich schockiert. „Heute wäre der Geburtstag seines Vaters gewesen, deshalb möchte er zu diesem Thema auch erst einmal keine weiteren persönlichen Interviews geben“, hieß es. Der Tag sei generell schon schwer genug für ihn. Man bitte um Nachsicht und Verständnis.
„Shame on you“
Ein Sprecher des „Westin Leipzig“ sagte, dass man besorgt über den Bericht sei und die Angelegenheit extrem ernst nehme. Das Unternehmen versuche, Ofarim zu kontaktieren, um herauszufinden, was passiert sei. Ziel sei es, alle Gäste und Mitarbeiter unabhängig von ihrer Religion einzubeziehen, zu respektieren und zu unterstützen.
Zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer in den sozialen Medien zeigten sich schockiert. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, schrieb in einem Statement beim Kurznachrichtendienst Twitter, dass die Anfeindung erschreckend sei. Es sei zu hoffen, dass das Hotel personelle Konsequenzen ziehe. Er hoffe ebenso, „dass wir künftig auf Solidarität treffen, wenn wir angegriffen werden.“ Der Pianist Igor Levit schrieb an das Hotel gerichtet: „Shame on you“.
Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) schrieb bei Twitter, dass Ofarim am Montagabend Gast einer Aufzeichnung im Auftrag des MDR gewesen sei. Was er anschließend aus dem Hotel schildere, sei zutiefst beschämend.
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes sprach von einem „unfassbaren Fall von Antisemitismus“ und einem Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). „Eine rasche Antwort des Hotels ist überfällig. Aus unserer Sicht kann das nicht folgenlos bleiben“, schrieb die Bundesstelle auf Twitter.
Die Vorsitzende des Förderkreises Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Lea Rosh, sagte laut Mitteilung, dass dem Musiker die uneingeschränkte Solidarität des Vereins gelte. „Juden waren in Deutschland schon mal in Hotels unerwünscht. Das war 1933. Wir fordern eine lückenlose Aufklärung und personelle Konsequenzen.“
Auch sächsische Politikerinnen und Politiker äußerten sich. Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) hofft darauf, dass der Musiker Anzeige erstattet, damit man den Vorgang polizeilich untersuchen könne. „Sachsen ist ein weltoffenes Land“, betonte Wöller.
„Wir haben noch viel zu tun in Sachsen!“
Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) schrieb bei Twitter, es mache ihn wütend, was Ofarim widerfahren sei. Er spreche für die übergroße Mehrheit der Menschen in Sachsen, wenn er sich stellvertretend für die antisemitische Demütigung entschuldige. „Wir haben noch viel zu tun in Sachsen!“ Auch Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) zeigte sich bei Twitter bestürzt. „Antisemitismus darf keinen Platz haben. Nicht offen, nicht verdeckt. Nicht in Sachsen, nicht in Deutschland, nirgendwo.“
Das Bündnis „Leipzig nimmt Platz“ kündigte für den Abend eine Solidaritätsversammlung vor dem Hotel an.