Oberfranken - Aufatmen in den Landkreisen Bayreuth, Hof, Kulmbach, Coburg, Lichtenfels, Kronach und Wunsiedel. Am Montag konnten mit einem Tag Verspätung die ersten Menschen gegen das Coronavirus geimpft werden. -

1000 Impfdosen bleiben in Depot

Geplant war der Impfstart ursprünglich für Sonntag. Jedoch hatte es am Wochenende Schwierigkeiten mit dem Impfstoff gegeben. „Um Restzweifel auszuschließen haben wir gemeinsam entschieden, die gestrige Charge nicht zu verwenden. Wir wollen der Bevölkerung nur 100-prozentig einwandfreie Impfstoffe anbieten“, fasste Christian Meißner – Vorsitzende des Bezirksverbandes Oberfranken des Bayerischen Landkreistages und Landrat des Landkreises Lichtenfels – die Lage am Montagnachmittag zusammen.

Zweifel an der Einhaltung der Kühlkette

Das Problem am Wochenende: Beim Auslesen der Temperaturlogger, die in den zentral beschafften Kühlboxen beigelegt wurden, seien Zweifel an der Einhaltung der Kühlkette für den Impfstoff aufgekommen, heißt es auf der Internetseite des Landkreises Bayreuth. Obwohl Biontech noch am Sonntag die Qualität der Impfdosen bestätigt hatte und damit der Impfstoff freigegeben war, entschieden sich die Landräte der betroffenen Landkreise am Montag gegen eine Verwendung. 1000 Dosen bleiben somit vorerst im Depot.

„Problematischer“ Impfstoff nochmals geprüft

Nach der nun vorliegenden Stellungnahme des Impfstoffproduzenten seien noch einige Punkte klärungsbedürftig, heißt es in dem Schreiben des Bayerischen Landkreistags. Der „problematische“ Impfstoff werde zurückgeholt, fachlich nochmals geprüft und neu bewertet. Sollte das Ergebnis positiv sein, werde der Impfstoff schnellstmöglich verwendet. Laut dem Schreiben erhielten die betroffenen kreisfreien Städte und Landkreise eine neue Impfstoff-Lieferung am Montag.

Applaus für Impfstoff-Lieferung

Vielerorts in Oberfranken war am Montag trotz der Impf-Panne Euphorie zu spüren. In Bayreuth wurde mit 30 Stunden Verspätung um 15 Uhr Helmut Held (77) aus dem Hospitalstift in der Lisztstraße geimpft. Auch er wäre am Sonntag der erste gewesen, der die Impfdosis erhalten hätte. Die erste Bayreutherin, die geimpft wurde, war Erna von der Grün-Kraus mit 86 Jahren.

„In Heimen viele schwere Fälle“

200 neue Impfdosen wurden dafür am frühen Nachmittag angeliefert für Stadt und Landkreis Hof angeliefert worden. Sie wurden durch sogenannte mobile Impfteams an Bewohnerinnen und Bewohner von insgesamt drei Seniorenheim verimpft. Als erste wurden am heutigen Montag drei Seniorenheime in Schwarzenbach an der Saale, Naila und Hof angefahren. „Gerade in den Heimen haben wir viele schwere Fälle,“ so Dr. Katrin Schubert, die als Ärztin des Impfteams in Schwarzenbach an der Saale im Einsatz war.

Impfstoff kommt mit Blaulicht

Mit Blaulicht kam auch der heiß-ersehnte Corona- Impfstoff am Montag vor dem Küpser Alten- und Pflegeheim Sonnenblick an. Einrichtungsleitung, Pflegedienstleitung, Pfleger, Ärzte und das Impfteam hatten dem Verwaltungsleiter des Kronacher Impfzentrums, Ralf Schmidt, einen Empfang beschert, den er wohl nie vergessen wird. Er hatte den Impfstoff diesmal selbst in der Verteilungsstelle abgeholt und nach Küps transportiert. „Und dann standen da alle, haben applaudiert, fotografiert und hatten Freudentränen in den Augen. Ich kam mir vor wie ein Star“, berichtete Schmidt.

Landkreis Wunsiedel vernichtet Impfdosen

Nach der Impfstoff-Panne vom Sonntag, von der auch der Landkreis Wunsiedel betroffen war, holten auch die Mitarbeiter des BRK am Montag den Impfstoff selbst ab, um auch wirklich sicher zu gehen, dass die Kühlkette eingehalten wird. „Wir haben insgesamt 150 Impfdosen erhalten“, sagte BRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Ulbrich auf Nachfrage. Die 100 Impfdosen, die der Landkreis am Sonntag erhalten hat, werden vernichtet. „Wir gehen da kein Risiko ein.“ Die Corona-Impfungen begannen am Montagnachmittag. Zunächst waren die Bewohner des Seniorenheimes „Haus Epprechtstein“ in Kirchenlamitz an der Reihe.

Landrat Söllner verteidigt Entscheidung

Auch der Landkreis Kulmbach startete am Montag die Impfaktion. Der langjährige Chefarzt der Unfallchirurgie am Klinikum Kulmbach, Dr. Hans Hunger (81) und die 96-jährige Elisabeth Charlotte Zimmermann aus Kulmbach waren die ersten, die das Vakzin erhielten. Beide überstanden die Impfung, auf die sich eigenen Angaben zufolge sehr gefreut hatten, ohne jede Nachwirkung. Landrat Klaus Peter Söllner hatte sich erleichtert gezeigt, dass die Impfungen jetzt starten konnten und die Entscheidung der oberfränkischen Landräte verteidigt, aus Sicherheitsgründen erst einmal am Sonntag die geplanten Impfungen auszusetzen.

Alten- und Senioreneinrichtungen haben Priorität

Zu Wochenbeginn sollen die Impfungen nun bayernweit vor allem in den Alten-und Senioreneinrichtungen zügig fortgesetzt werden. Der Betrieb in den meisten der 99 Impfzentren in den Landkreisen und kreisfreien Städten Bayerns soll erst im Laufe des Januars richtig anlaufen.