Naila Gerch und Gery feiern fränkisch

Manfred Köhler
Gert Böhm und Gery Gerspitzer (von links) begeisterten als Gerch und Gery über 100 Besucher im Gasthaus Synderhauf in Döbra, einem Ortsteil der Stadt Schwarzenbach am Wald. Bis Oktober treten sie noch achtmal zusammen in der Region auf. Foto: Köhler Quelle: Unbekannt

Beim Auftakt der Frankenpost-Jubiläumstour werden Gert Böhm und Gery Gerspitzer in Döbra umjubelt. Die Mischung aus Liedern und Geschichten zeigt: Mundart ist Trumpf.

 
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Schwarzenbach am Wald/Döbra - Treffen sich zwei alte Freunde auf der Straße: "Und?", fragt der eine. "Na scho", antwortet der andere. "Und selber?" "Passt scho." Mit diesem "Männerdialog", einem Gerch-Klassiker, wird auf den Punkt gebracht, wie sich mit sieben Wörtchen alles sagen lässt, wenn zwei sich gut verstehen.

Nächste Stationen

Samstag, 1. Februar , 20 Uhr, Festhalle Hallerstein; Freitag, 17. April , 20 Uhr, Jochen-Klepper-Haus Selb-Plößberg; Samstag, 25. April , 20 Uhr, Eventhalle Strobel Selbitz; Sonntag, 17. Mai , 17 Uhr, Jahnturnhalle Rehau; Sonntag, 7. Juni , 17 Uhr, Bürgersaal Weißenstadt; Sonntag, 28. Juni , 17 Uhr, Bürgersaal Helmbrechts; Sonntag, 27. September , 17 Uhr, Stumpfs Restaurant "Zum Kreuzstein" Hof; Samstag, 10. Oktober , 20 Uhr, Fichtelgebirgshalle Wunsiedel.

Karten dafür gibt's im Ticketshop unserer Zeitung oder hier online: www.lesershop-online.de

Wer genau aufgepasst hat am Sonntag beim Auftakt der Frankenpost-Jubiläumstour 2020 von Gerch & Gery im Gasthaus Synderhauf in Döbra, der konnte auf der Bühne etwas ganz Ähnliches live erleben: Mit Blicken oder Gesten, allenfalls mit ganz wenigen Worten, spielten sich da zwei Vollblut-Unterhaltungsprofis gegenseitig die Bälle zu und gestalteten miteinander und doch jeder für sich ein über zweistündiges Programm, das perfekt harmonierte. Und das, wohlgemerkt, ohne vorher zu proben. Man versteht sich eben. Entertainer Gery Gerspitzer stammt aus Rehau, der Hofer Gert Böhm lebt seit vielen Jahren im Rehauer Stadtteil Sigmundsgrün. Beide wurden bereits mit dem Kulturpreis der Stadt Rehau ausgezeichnet. Gery holte Gert Böhm auch schon mal in seine Sendung "Gerys gut gelaunte Gäste" auf Extra-Radio. Und schließlich führte der Direktor der Bad Stebener Spielbank, Udo Braunersreuther, die beiden erstmals für einen gemeinsamen Auftritt auf der Bühne zusammen. "Das sollte eine einmalige Sache sein", erinnert sich Gery. Aber dann fielen zwei besondere Jubiläen zusammen. Und Gerch und Gery trafen sich auf ein Bier, um ein Programm dafür auf die Beine zu stellen.

Die Frankenpost wird heuer 75. Und den "Hofer Spaziergänger" Gerch gibt es seit genau 100 Jahren. In 54 Jahren hat Gert Böhm sage und schreibe 2800 Gerch-Geschichten verfasst. Das Bemerkenswerte: "Überhaupt erst zwei Leute haben diese Geschichten geschrieben", erklärt der ehemalige Frankenpost-Geschäftsführer Gert Böhm dem über 100-köpfigen Publikum im Gasthaus Synderhauf. Vor ihm selbst sei das 46 Jahre lang der Gerch-Erfinder Karl Röder gewesen, der damalige Chefredakteur des Hofer Anzeigers. Und auch wenn Gert Böhm seinen Vorgänger inzwischen übertroffen hat, ans Aufhören denkt er nicht: "Vielleicht geht es ja noch ein bisschen weiter", verspricht er. Obwohl manche der Geschichten, die "so oder ähnlich passiert sind", schon über 30 Jahre auf dem Buckel haben, sie sind so typisch (zwischen)menschlich und zeitlos, dass sie sich auch gestern abgespielt haben könnten. Gert Böhm schickt seinen Gerch ins Symphonie-Konzert, den Bauch von Schlachtschüsselfleisch und Sauerkraut gebläht; er zeigt, wohin es führen kann, wenn man in einem Sarg Schutz vor dem Regen sucht - und er lässt das Beeren-Einkochen im Keller sprichwörtlich aus dem Ruder laufen. Viele seiner Geschichten leben von Missverständnissen: Ein Mann sucht Linderung für sein Rückenleiden und verirrt sich zu "Massagen bei Eva", wo er von der "Masseurin" in Strapsen empfangen wird; eine alte Bäuerin reißt sich einen Spreißel ins linke Hinterteil und landet bei einem "Doktor der Rechte"; oder eine Verkehrsteilnehmerin packt kurzerhand das Radar-Kästchen der Polizei ein und will sich die vermeintliche Mikrowelle von ihrem Mann wieder reparieren lassen.

Immer drei Geschichten hintereinander lässt Gert Böhm vom Stapel, dann folgt Gery mit drei Liedern, die oft grandiose Kabarett-Einlagen darstellen. Wie auf Knopfdruck schaltet er zwischen fränkisch oder niederbayerisch hin und zurück - immer dann, wenn er Darbietungen seines Idols Fredl Fesl interpretiert und dann wieder eigene Lieder singt. Bei Gery muss man auf Nuancen achten, viele Gags funktionieren über Bedeutungsveränderungen zwischen Hochdeutsch und Mundart. Bestes Beispiel: "Wer mitsingen will, das Lied ist in D-Dur. Ich habe es schon mal in G-Moll gespielt, aber da ist jemand gegangen." Und weil es geschrieben nicht so leicht runtergeht wie live auf der Bühne: Das Schlüsselwort des fränkisch-deutschen Kalauers ist G-Moll. Warum es so schön ist, mit Dialekt zu arbeiten, erklärt Gert Böhm: "Die Mundart schafft Identität und Zusammenhalt in einer anonymen Welt." Wie gut das funktioniert, hat der gemeinsame Auftritt von Gerch & Gery in Döbra gezeigt.

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