Icefall-Doctors erhielten nicht genügend Wertschätzung, konstatiert ein anderer nepalesischer Bergführer, Narendra Shahi Thakuri. „Der Eisbruch ist die technisch schwierigste Passage beim Mount Everest und nicht alle wollen ein solch großes Risiko auf sich nehmen.“
An gefrorenen Leichen vorbei zum Gipfel
Aber Ngima Gyalzen Sherpa sagt, das Bergsteigen sei immer gefährlich – egal, was man mache. Wer auf den Mount Everest will, geht an gefrorenen Leichnamen vorbei. Mehr als 300 Menschen starben auf dem steinernen Giganten. Und viele Tote sind nach wie vor Ort, auch weil Bergungen aufwendig und teuer sind.
„Ich gebe meinen Gedanken an den Tod nicht viel Raum“, betont Ngima Gyalzen Sherpa. Ihm gefalle die Bergsteigerei und andere Jobs gebe es im Himalaja ohnehin kaum. „Aber ich vermisse jeweils meine Familie, besonders meine Mutter, die sich Sorgen um mich macht.“
Info: Routen auf den Mount Everest
Klassiker
Wer auf den Gipfel des Mount Everest will, hat die Qual der Wahl. 20 bisher begangene Wege führen auf das Dach der Welt. Die beiden klassischen, meist bestiegenen Routen führen über den Südostgrat sowie über den Nord- und Nordostgrat auf 8848 Meter.
Extreme
Daneben gibt es Routen, die über den Westgrat (1963), die Südwestwand (1975), die Nordwand, den Südpfeiler (beide 1980), die Ostwand (1983), die Ostwand (Kangshung-Wand, 1988) und den Nordnordost-Couloir (1996) führen.
Normalroute
Routenverlauf: Basislager – Khumbu-Eisfall – Tal des Schweigens (Western Cwm) – Lhotse-Flanke – Südsattel – Südostgrat – Hillary Step – Gipfel.
Basislager – Khumbu-Eisfall
Diese Route gingen Edmund Hillary und Tenzing Norgay im Mai 1953 bei ihrer Erstbesteigung des Mount Everest. Das Basislager auf nepalesischer Seite befindet sich 540 Meter unterhalb des Khumbu-Gletschers. Diese 600 Meter hohe Eisbruch beginnt auf 5400 Meter und zieht sich bis zum Tal des Schweigens auf 6000 Meter. Die umstürzenden und brechenden Eisblöcken von teils gigantischer Größe sind extrem gefährlich und verändern sich jeden Tag je nach Wetter und Sonnenstrahlung. Jedes Jahr vor Beginn der Klettersaison im April/Mai sichern Sherpas die Passage mit Fixseilen und Leitern. Der Eisbruch gilt als einer der gefährlichsten Wege auf der Erde.
Tal des Schweigens
Weiter geht es in das Tal des Schweigens. Dieser Talkessel beginnt auf 6000 Meter und endet nach fast fünf Kilometern auf 6780 Metern Höhe. Hier wird auch das vorgeschobene Basislager errichtet.
Lhotse-Wand – Südsattel – Südostgrat
Von dort führt der Weg zur Lhotse-Wand auf der Westflanke des Lhotse. Der 8516 Meter hohe Lhotse ist der Nachbarberg des Mount Everest und mit ihm über den 7986 Meter hohen Südsattel verbunden. Die Lhotse-Flanke ist 60 Grad steil und umfasst 1000 Höhenmeter. Auf 7900 Meter erreicht man den Südsattel (South Col). Hier wird das letzte Lager vor dem Aufbruch zum Gipfel aufgeschlagen. Weiter geht es den Südostgrat (Southeast Rigde) hinauf bis zum Südgipfel auf 8751 Meter.
Hillary Step
Der Gipfel ist schon zum Greifen nah, da tut sich plötzlich das letzte große Hindernis auf – der Hillary Step. Eine zwölf Meter hohe, 70 Grad steile Felsstufe, die nach ihrem Erstbezwinger Edmund Hillary benannt wurde. Die schwierige Kletterpassage ist mit Fixseilen gesichert, die Sherpas vor jeder Klettersaison überprüfen und erneuern.
Stau auf dem Gipfel
Nach rund zwölf Stunden Kraxelei ist der Gipfel auf 8848 Metern erreicht. An den wenigen freundlichen Tagen im Mai stauen sich auf dem höchsten Punkt der Erde die Bergsteiger. Es kann zu mehrstündigen Wartezeiten kommen, bis man an der Reihe ist. Da niemand später als 14 Uhr den Gipfel wieder verlassen sollte, weil sonst die Gefahr des Auskühlens zu groß ist, müssen viele Bergsteiger 100 Meter unterhalb des Gipfels erschöpft wieder umkehren.
Gipfel
Endpunkt aller Routen über den Südost-, West-, Nordost- und Nordgrat sowie über den Hornbein-Couloir ist das gerademal zwei Quadratmeter große Gipfelplateau, auf dem an guten Klettertagen ein Kommen und Gehen wie auf einem Jahrmarkt herrscht.