Neues Baugebiet mit Biogas Erste Häuser bald bezugsfertig

Bei frostigen Temperaturen machten sie sich ein Bild vom Fortschritt der Arbeiten am Hammerberg-West und dem neuen Nahwärmenetz (von links): Bauamtsleiter Stefan Büttner, KUM-Vorstand Markus Brand, Silvia Soares (KUM), Landtagsabgeordneter Martin Schöffel, Klimaschutzmanager Christopher Thieser, Gerald Hoch, Abteilungsleiter „Erneuerbare Energien“ beim KUM, Geschäftsführer Waldemar Berger von Berger Immobilien, Oberbürgermeister Oliver Weigel, Stadträtin Alexandra Himmer-Heinrich, Unternehmer Reinhard Himmer von der Hirsch KG, Landwirt und Biogasanlagen-Betreiber Christian Heuschmann sowie Lothar Winkler, leitender Baudirektor vom Amt für Ländliche Entwicklung in Oberfranken. Foto: /Peggy Biczysko

Am Hammerberg-West wird eifrig gebaut. In Kürze folgt das zweite Mehrfamilienhaus. Bei einer Besichtigung steht die nachhaltige Versorgung mit Nahwärme im Fokus.

 
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Marktredwitz - Eisig pfeift der Wind auf der Anhöhe von Haag. Dass es bei dem Treffen mit dem Amt für Ländliche Entwicklung im neuen Baugebiet Hammerberg-West um Nahwärme geht, könnte passender nicht sein. Wie gut, dass der Rohbau des ersten Mehrfamilienhauses der Berger Immobilien bereits steht. Eilig sucht die Besichtigungsgruppe Schutz in den Mauern. „Wir hätten unser Treffen in der Themenwoche der bayerischen Verwaltung zum Thema ,Nachwachsende Rohstoffe’ nicht besser platzieren können als im ersten Baugebiet von Marktredwitz, das komplett mit Nahwärme ausgestattet ist“, unterstreicht Oberbürgermeister Oliver Weigel.

1,2 Millionen investiert

Zentrale Versorgungsstelle hier am Hammerberg-West mit seinen rund 50 Bauparzellen ist die Biogasanlage des Landwirts Christian Heuschmann. 1,2 Millionen Euro hat das Kommunalunternehmen Marktredwitz (KUM) investiert, um ein „vorbildliches Modell zum Klimaschutz“ in Zusammenarbeit mit dem Amt für Ländliche Entwicklung umzusetzen. „Wir bearbeiten das Feld Klimaschutz seit 2014, und das Angebot in Haag wird von den Bauherrn sehr gut angenommen“, versichert Oliver Weigel.

Förderung für Dörfer

Dass das Amt für Ländliche Entwicklung mit im Boot ist, macht der leitende Baudirektor Oberfrankens, Lothar Winkler, unter anderem daran fest, dass die Bayern-CSU entschieden habe, über fünf Millionen Euro aus der Reserve der Dorferneuerung zu geben. „Da lag eine Unterstützung der Nahwärme in Haag auf der Hand.“ Die Kombination Dorferneuerung, Neubaugebiet und Nahwärme könne hier perfekt umgesetzt werden. „Wir haben 100 000 Euro an Fördermitteln zur Verfügung gestellt“, so Winkler, der in Haag ganz angetan ist von der Realisierung des Nahwärmenetzes.

Energie hat hohen Stellenwert

„Vielen ist jetzt wieder bewusst, welch hohen Stellenwert die Energie hat. Wenn Putin den Gashahn zudreht, sind wir hier nicht auf die Lieferung angewiesen. Wir müssen selbst überlegen, wie wir mit Energie umgehen und wie wir sie alternativ beziehen können“, fasst der Baudirektor zusammen. „Wir brauchen dafür entsprechende Fördermittel. Was wir in Marktredwitz auf die Beine stellen, ist wirklich toll!“

Firma Hirsch seit 2006 am Netz

Auch Landtagsabgeordneter Martin Schöffel ist begeistert davon, „wie das Baugebiet hier wächst“. Das sei ein richtiges Vorzeige-Projekt. „Wir brauchen dringend Bauflächen, und ich bin froh, dass die Landwirte den Weg mit uns gehen“, so Schöffel. Schon seit 2006 sei die Firma Hirsch in Haag an die Biogasanlage angeschlossen, die nun erweitert worden ist. „Eine echte Win-Win-Situation“, wertet der Abgeordnete. „Damit ist der russische Gasmarkt nicht mehr ganz so entscheidend für uns, wenn wir die Wärme aus der Nachbarschaft beziehen.“ Der Wunsiedler Weg sei die Blaupause für die Entwicklung im ländlichen Raum, hält Schöffel ein Plädoyer für die regionale Energie. Biogas sei umso höher zu schätzen, zumal die Umsetzung der Energiewende ohne Atom und Kohle schwierig sei. „Die Biogasanlagen in Deutschland können eine Leistung wie drei Atomkraftwerke bringen“, so Schöffel. Daher müsse man dem Thema Biogas noch mehr Aufmerksamkeit schenken.

12 000 Euro pro Anschluss

Damit das gesamte neue Baugebiet in Haag mit Nahwärme versorgt werden kann, „haben wir eine Spitzenlast-Anlage mit Flüssiggas draufgesattelt“, erläutert Gerald Hoch, der Abteilungsleiter „Erneuerbare Energien“ beim KUM. „Das ist eine Reserve für Ausfälle und kalte Tage.“ 1,7 Kilometer Wärmeleitung sei in dem Ortsteil verlegt worden. Der erste Kunde sei schon seit November am Netz. „Wir kaufen Landwirt Heuschmann die Wärme ab und betreuen die Kunden.“ Für kleine Häuser koste der Anschluss 12 000, für große 18 000 Euro, rechnet Hoch vor. Dafür sparten sich die Bauherrn eine eigene Heizanlage, den Kamin und den Kaminkehrer.

„Ohne Mais geht es nicht“

„Das ist eine Chance für uns in Haag, die Biogasanlage weiter zu betreiben“, meint Landwirt Christian Heuschmann. Denn 2026 liefen die 20 Jahre EEG-Förderung aus. „Doch die Anlage ist bis dahin nicht abbezahlt“, gibt er zu bedenken. „Wir müssen immer auf dem neuesten Stand der Technik sein.“ Allein die Nachrüstung dreier Sensoren habe wieder 30 000 Euro gekostet, rechnet der Betreiber vor. „Es ist deshalb wichtig, dass von der Politik ein Signal pro Biogas kommt.“ 30 Prozent Mais – „ganz ohne geht es nicht“ – und 40 Prozent Mist aus der Landwirtschaft und der Bullenstation in Wölsau würden hier verwendet. „Außerdem haben wir auf über zehn Hektar die durchwachsene Silphie angepflanzt.“

Wichtiges Kaufargument

Die Nahwärme können ab Juni die ersten Bewohner des Mehrfamilienhauses nutzen. Dann sind die bereits verkauften sechs Eigentumswohnungen laut Bauherr Waldemar Berger bezugsfertig. „Das zweite Haus ist zur Hälfte verkauft, Baubeginn ist in Kürze.“ Eines der Kaufargumente sei die Energieversorgung.

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