Projekt Maschinen mieten per App

Professorin Heike Markus (Dritte von links) zusammen mit ihrem internationalen Projektteam. Foto: Hochschule Hof

Die Hochschule Hof will geringe Auslastungen in Unternehmen mit einer Internet-Plattform nutzbar machen.

 
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Die Hochschule Hof arbeitet derzeit an einem Projekt, das – so ihre Einschätzung – mittel- und langfristig revolutionär für die Entwicklung der Industrie 4.0 sein könnte. „Rent a machine“ heißt das internationale Vorhaben: Forschende und Studierende wollen eine Internet-Plattform schaffen, die für alle Unternehmen des produzierenden Gewerbes zugänglich ist und auf der letztlich freie Produktionskapazitäten aller Art weltweit abrufbar und vermietbar sein sollen. Im Kern geht es dabei um die Frage: Wie kann künftig noch schneller und flexibler produziert werden?

„Wir möchten eine vernetzende Plattform schaffen, die es ermöglicht, freie Kapazitäten von Maschinen mit Hilfe einer Orts- oder Umkreissuche ausfindig zu machen und für den eigenen Bedarf zu mieten“, erklärt Prof. Dr. Heike Markus, Leiterin des Masterstudiengangs Operational Excellence an der Hochschule Hof. Interessant sei dies einerseits für Unternehmen, die zum Beispiel Großaufträge nicht rechtzeitig alleine mit eigenen Ressourcen bewältigen können. Oder eben andererseits auch für Unternehmen, die durch eine schlechtere Auftragslage häufigere Stillstände der eigenen Maschinen verzeichnen und diese geringe Auslastung durch Vermietung begrenzen möchten. Sie können ihre Kapazitäten auf der Plattform eintragen, verbunden mit Daten der Maschinen und ihren finanziellen Vorstellungen für eine Nutzung.

Als wäre es die eigene Maschine

Kern des Projektes ist die Nutzung des sogenannten beckn OpenData-Protokolls, das standardisierte Schnittstellen miteinander verknüpft und zugänglich macht. „Die zugehörige App“, erklärt Heike Markus, „ soll dann eine vollständige Transparenz aller notwendiger Maschinendaten herstellen und so Betriebe in die Lage versetzen, möglichst überall und jederzeit produzieren zu können – ganz so, als wäre es die eigene Maschine.“ Parallel dazu ließen sich mit der App auch weitere operative Fragen klären. „Es geht insgesamt um die gezielte Steigerung von Flexibilität, Geschwindigkeit und Wertschöpfung.“

Aktuell entwickelt die Hochschule dazu in Kooperation mit dem Unternehmen ETS Didactic GmbH aus Kinding im Altmühltal den Prototyp einer Maschine, mit der das System getestet, verbessert und schließlich auf jede mögliche andere Maschine umgelegt werden soll. An der Entwicklung des Systems beteiligt ist außerdem die Technologiestiftung FIDE im indischen Bangalore. Der Prototyp soll bis November des laufendes Jahres fertiggestellt sein. Auch in Bezug auf die Einführung in den Markt ist die Projektleiterin optimistisch: „Es bestehen bereits Kontakte zu großen Unternehmen, die erstes Interesse an der Applikation formuliert haben“, freut sich Heike Markus.

Die Entwicklung wird aktuell an der Hochschule Hof durch ein internationales Team umgesetzt: So arbeiten hier unter deutscher Leitung auch drei indische Studierende der Studiengänge „Software Engineering for Industrial Applications“ und „Operational Excellence“, eine wissenschaftliche Mitarbeiterin aus Bolivien sowie ein weiterer Mitarbeiter aus dem Iran. „Diese Kombination hat sich als sehr spannend, experimentierfreudig und bereichernd für alle Seiten erwiesen“, so die Projektleiterin abschließend.

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