Eigens erarbeitete Studie
Die Jungwissenschaftler Ole Tröbst und Friederike Fischer von der Universität Vechta stellten eine eigens dafür erarbeitete und das Projekt begründende wie flankierende Studie zum Thema „Regionale Lebensmittelversorgung für Großabnehmer im Fichtelgebirge“ vor, die unter der Leitung von Professor Karl Born erstellt worden war. Born verantwortet in Vechta den Masterstudiengang „Transformationsmanagement im ländlichen Raum“, an dem Geografen, Politikwissenschaftler, Ökonomen und auch Ethiker mitwirken. Er betonte: „Unser Ziel ist eine nachhaltigkeitsorientierte Transformation im ländlichen Raum.“ Die Anliegen des Projekts umschrieb er mit den Worten: „Es geht um kurze Transportwege, Zertifikate für regionale Produkte, die Regionalisierung von Lieferketten und die soziale Dimension: Menschen vor Ort werden mit guten Produkten versorgt, und es geschieht Wertschöpfung vor Ort.“
Tröbst und Fischer benannten Erwartungen, Bedürfnisse und Befürchtungen der regionalen Produzenten und Abnehmer aufgrund ihrer Studie. Dazu zähle vor allem Verlässlichkeit bei Anbietern und Abnehmern. Die Studie zeige, dass bereits viele Speisepläne von Großküchen mit regionalen Produkten arbeiten. Die Kunden erwarteten von dem angestrebten Projekt Vertragssicherheit, vereinfachten Kontakt zwischen Einrichtungen und Produzenten, Liefergarantien und die Möglichkeit, Monatsrechnungen zu erstellen. Sowohl Rohware als auch küchenfertige Ware sollten aus regionaler Produktion verfügbar sein.
Preisbindung und Vorschriften
Als Probleme benannten Tröbs und Fischer bei der von Astrid Köppel moderierten Veranstaltung die Preisgebundenheit an feste Sätze bei manchen Abnehmern, die geringe Nachfrage nach Bioprodukten und die staatlichen Hygienevorschriften. Die regionale Verfügbarkeit einiger Produkte sei nicht gewährleistet, Personalkapazitäten erforderten zum Teil küchenfertige Ware. Es herrsche viel Unkenntnis über regionale Verfügbarkeit von Produkten, teilweise sei keine langfristige Planung möglich. Tröbs unterstrich: „Eine zentrale Informationsplattform zur Koordination wird durchaus gewünscht.“
Öko-Modellregion als Partner
Lisa Hertel stellte schließlich die „Öko-Modellregion Fichtelgebirge“ als Projektpartner vor. Die von der Staatsregierung initiierte Aktion der „Öko-Modellregionen“ soll nach ihren Worten die Produktion heimischer Bio-Lebensmittel und das Bewusstsein für regionale Identität voranbringen. Bisher gibt es 27 solcher staatlich anerkannten Regionen, der Landkreis Wunsiedel und seine Kommunen gehören dazu. Sitz der von Hertel geleiteten Projektstelle ist im Landratsamt. Der Landkreis habe jetzt schon rund 100 zertifizierte Bio-Betriebe. „Das ist landkreisweit ein sehr hoher Anteil an Bio-Betrieben und Flächen von circa zwanzig Prozent im Vergleich zum bayerischen Durchschnitt von elf Prozent“, so Hertel.
Dass das Projekt auf Interesse stößt, aber auch Fragen weckt, wurde bei der anschließenden regen Diskussion der rund 80 Teilnehmer deutlich. So kam unter anderem die Frage nach der Bezahlbarkeit bei Regionalprodukten auf. Ein Redner monierte: „Der Handel ist ein knallhartes Geschäft. Sie müssen den Handel mit ins Boot nehmen.“ Gefragt wurde auch danach, ob die Initiatoren des Projekts wüssten, was da finanziell auf sie zukomme.