Rehau Schritttempo lässt sich nicht durchsetzen

Schrittgeschwindigkeit fährt hier kaum jemand. Deshalb hat der Bausenat jetzt beschlossen, die Regelung aufzuheben und stattdessen Tempo 20 auszuweisen. Es soll zunächst ein Versuch sein. Foto: Uwe von Dorn

Die Rehauer halten sich am Maxplatz nicht an die Schrittgeschwindigkeit. Konsequenz: Die Stadt setzt das Tempolimit wieder nach oben.

 
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Rehau - Vor fünf Jahren hat der Stadtrat beschlossen, den nördlichen Teil des Maxplatzes, jenen, der am Alten Rathaus vorbeiführt, zur verkehrsberuhigten Zone zu erklären. Heißt im Klartext: Autos müssen hier in Schrittgeschwindigkeit fahren, also irgendwo zwischen vier und sieben Stundenkilometern. Das Problem: Kaum einer hält sich daran: "Die einzigen, die sich daran halten, sind die Fahrschulen, die den Schülern zeigen, wie Schrittgeschwindigkeit funktioniert", sagt Michael Abraham. Die Temporegelung am nördlichen Maxplatz hat am Dienstag auf der Tagesordnung des Bausenats gestanden.

Wer sich mit seinem Auto durch Rehau bewegt und den Maxplatz an seiner nördlichen Seite passiert, kommt nicht umhin zu sehen, dass er hier Schrittgeschwindigkeit zu fahren hat. Nachdem das Schild, das auf die verkehrsberuhigte Zone hinweist, geflissentlich ignoriert worden war, hatte die Stadt mit einem klaren Hinweis "Schrittgeschwindigkeit" nachgelegt. Nur: Gebracht hat auch das nichts: Die Autos fuhren nach wie vor mit viel zu hoher Geschwindigkeit am Alten Rathaus vorbei. Die Konsequenz, die die Verwaltung aus der Entwicklung zieht, überrascht zunächst: Künftig wird die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 Stundenkilometer hochgesetzt. Und: Parken darf man im besagten Bereich dann auch.

Im Rehauer Rathaus schätzt man, dass die Beschaffenheit der Straße eine maßgebliche Rolle dabei spielt, dass die Autofahrer nicht langsam genug unterwegs sind. Die Straße ist recht breit, gut einsehbar und verläuft schnurgerade. Gründe, den Fuß vom Gas zu nehmen, gibt es subjektiv so nicht. Dem will die Stadt mit der neuen Regelung einen Riegel vorschieben. "20 km/h sind eine eindeutige Regelung", sagte Bürgermeister Michael Abraham während der Sitzung. Daran gebe es nichts misszuverstehen. Man müsse den Autofahrern etwas anbieten, das sie auch umsetzen könnten. "Das ist jetzt ein Versuch", fügte Abraham an. Rückendeckung erhielt er auch von Gerhard Puchta (FUWR), der bis zur Pensionierung Chef der Rehauer Polizei gewesen ist. "Es gehört mehr zu einem verkehrsberuhigten Bereich als nur Schilder", sagte Puchta.

Als "voll dagegen" bezeichnete sich SPD-Sprecher Hagen Rothemund. "Warum knicken wir hier ein?", fragte er in den Raum. Die von der Verwaltung vorgeschlagene Richtung empfinde er als Kapitulation vor denen, die sich nicht an die Regel halten. Es gebe auch jetzt schon eine klare Regelung: "Wer das nicht kapiert, soll den Führerschein abgeben", sagte Rothemund deutlich. Mit einer die Fahrbahn einengenden Markierung oder Blumenkübeln komme man seiner Ansicht nach einer Lösung näher als der Erhöhung der zulässigen Geschwindigkeit. Der Bürgermeister entgegnete, jeder bauliche Eingriff müsste erst von der Regierung von Oberfranken genehmigt werden, denn es handle sich schließlich um ein über die Städtebauförderung bezuschusstes Gebiet. Im Idealfall könnte es am nördlichen Maxplatz tagsüber keine Einschränkung geben, dafür abends und am Wochenende aber die Verkehrsberuhigung. "Aber das funktioniert nicht", sagt er. Eine Lösung mit im Boden versenkbaren Pollern sei kostspielig und eben auch eine bauliche Veränderung. Zur nun vorgeschlagenen Lösung sagte Abraham: "Das ist keine Kapitulation, sondern eine Regelung, die hoffentlich auf Akzeptanz stößt."

Mit der Gegenstimme von Hagen Rothemund sprach sich der Bausenat für die neue Regelung aus. Sie soll aber erst gelten, sobald die Goethestraße Ende des Jahres fertig ist. Dasselbe gilt auch für eine Einbahnstraßenregelung in der Pfarrstraße. Die soll künftig vom Maxplatz aus stadtauswärts nur noch in eine Richtung befahrbar sein. Die Verwaltung begründete dies damit, dass sich die Kreuzung Gartenstraße/Pfarrstraße zu einem Unfallschwerpunkt entwickelt habe. So wird die Fahrtrichtung am Maxplatz in der Pfarrstraße fortgeführt, für die Bauverwaltung eine logische Regelung. Mit Michael Haarich war auch ein Anwohner der Pfarrstraße als Zuhörer bei der Sitzung zugegen, der sich für eine Ausweitung der Einbahnstraßenregelung aussprechen wollte, aber in der Sitzung kein Rederecht hat. Er will sein Anliegen nun schriftlich an den Bürgermeister herantragen.

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