Rehau Solidarität gegen die Angst

Von Ronald Dietel
Ch. Schürmann Quelle: Unbekannt

Dekanin Christine Schürmann spricht in Rehau zum Thema "Kirche und Neonazis". Sie mahnt, nicht den Menschen, sondern die Meinung zu verurteilen.

 
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Rehau - Die Reihe der Kanzelreden unter dem Motto "Ins Gespräch gebracht" setzte am gestrigen Sonntag Dekanin Christine Schürmann aus Gräfenberg fort. Ihr Thema in der St. Jobst-Kirche: "Kirche und Neonazis". Die Dekanin hat jahrelang Erfahrung bei den zum Schluss 14-tägigen Neonaziaufmärschen in dem oberfränkischen Ort gesammelt. Sie ist damit zur Kennerin der Szene geworden. Bei der Ursachenforschung, wieso rechtsextremistische Umtriebe zunehmen, stellte die Dekanin die Gleichgültigkeit der Menschen ganz obenan. Sie sagte: "Gleichgültigkeit fördert Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit, sie ist dem Terror immer und überall förderlich." Es werde nach dem Floriansprinzip gehandelt, "wenn die Neonazis in Gräfenberg marschieren, dann wenigstens nicht bei uns".

Das rechtsextremistische Gedankengut befinde sich bereits mitten in der Gesellschaft. Die Gleichgültigkeit gegenüber "braunen Stammtischparolen" oder Sarazinargumenten habe den Prozess gefördert. Hier seien die Christen in der Pflicht. "Jede Form der Menschenfeindlichkeit muss verhindert werden." Christine Schürmann forderte auf, die Frage an sich selbst zu stellen, wo man ausgrenze. Christen seien anfällig für gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Die Dekanin spricht von einer "rohen Bürgerlichkeit in Deutschland". Sie mahnte aber auch, nicht den Menschen, sondern die Meinung zu verurteilen. Ihre Erfahrung aus Gräfenberg sei, dass es couragierte Menschen gibt, die gegen Neonazis friedlich Widerstand üben, dass Landratsamt und Polizei eben solchen Steine in den Weg legt. Sie sagte: "Die Polizei hat deutlich gezeigt, dass das Problem nicht bei den Neonazis, sondern bei den Gegendemonstranten gesehen wird." Gegen Neonazis brauche es ein breites Bündnis und gegen die Angst die Solidarität.

Schürmann sprach klare Worte zu Oberprex. Die Lage ähnele dort sehr derer in Gräfenberg: "Es gibt einen Drahtzieher und es gibt eine Immobilie." Die Inbesitznahme von Oberprex 47 durch Neonazis sei ein erschreckender Schritt. Sie forderte auf, die Neonazis durch friedlichen Protest zu stören. "Demonstrieren Sie vor dem ehemaligen Lokal, so oft es geht. Die Neonazis bleiben, wenn man sie in Ruhe lässt." Die Dekanin hofft, dass der für den 1. Mai in Hof geplante Nazi-Aufmarsch genutzt wird, um Flagge gegen diese Kräfte zu zeigen. Die "Big Band mit Courage" der Realschule Rehau gestaltete den Gottesdienst musikalisch aus. Mehr lesen Sie dazu in der kommenden Ausgabe von "Land & Leute". R. D.

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