Samstag, 12.30 Uhr: Alle Eltern erfahren über das Online-Portal der Selber Schule von der neuerlichen Infizierung von Schülern in der Mittelschule. "Mit den betroffenen Eltern haben wir sofort Kontakt aufgenommen, damit sich die Kinder testen lassen können. Wir hoffen, dass das Ergebnis am Montag vorliegt", sagt Schulleiter Kunstmann.
15 Kinder - "das ist die vom Ministerium maximal erlaubte Zahl" - hätten das geräumige Klassenzimmer, in dem der Mindestabstand peinlich eingehalten werde, besucht. "Wir setzen alle Richtlinien extrem um", versichert Carsten Kunstmann - von der Maskenpflicht bis hin zum permanenten Händewaschen zu Schul- wie zu Pausenbeginn. Weil der Rahmen mit 15 Kindern sehr eingegrenzt und überschaubar sei, habe man alle Kontaktpersonen schnell ausfindig machen können, ist der Rektor beruhigt. "Nun müssen wir die Ergebnisse abwarten."
Noch mehr beruhigt ihn trotz der angespannten Lage, dass das zweite Geschwisterkind, das die siebte Klasse besucht, in der vergangenen Woche nicht den Präsenz-Unterricht besucht habe, sondern online unterrichtet worden sei. Was den Chef der Schule allerdings verblüfft, ist, dass die Kinder keine Symptome gezeigt hätten. "Somit war der freiwillige Test der Familie quasi ein Volltreffer." Da könne man schon davon ausgehen, "dass es eine hohe Dunkelziffer gibt", meint Kunstmann. Denn sobald ein Schüler auch nur Schnupfen habe, müsse er daheim bleiben. "Da funktioniert die Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten sehr gut."
Landrat Peter Berek muss erst einmal schlucken, als er am Samstag von der neuerlichen Infektion durch das Corona-Virus in seinem Landkreis erfährt. Ihm gibt vor allem die Sorglosigkeit mancher Zeitgenossen zu denken, die glaubten, das mit dem Virus sei allmählich vom Tisch. "Dass die Infektion durch einen freiwilligen Test ans Licht gekommen ist, lässt erkennen, was wirklich los ist", meint er nachdenklich. Natürlich könne er verstehen, dass die Menschen nach dem Lockdown ihre zum Teil zurückgewonnene Freiheit schätzen und genießen. "Aber ich trage immer ein bisschen Grund-Angst in mir."
Als vorbildlich lobt der Landrat die Klassenteilungen in den Schulen, in dem Fall speziell in der Bogner-Schule. "Das hat es uns leicht gemacht, alle Kontaktpersonen zu ermitteln und sofort Maßnahmen zu ergreifen." Die Mitschüler und auch die Lehrer, die Kontakt zu dem Kind in der fünften Klasse hatten, seien allesamt am Wochenende getestet worden. "Sonntag früh gingen die Proben zur Analyse ins Labor in Weiden. Mit etwas Glück liegen die Ergebnisse bis zum Montag vor." Dann werde man sehen, wie viele Kinder genau betroffen sind.
Auch Schulamtsdirektor Günter Tauber wird sofort am Samstag vom Gesundheitsamt in Kenntnis gesetzt, dass sich zwei Schüler aus dem Raum Selb mit dem Virus infiziert haben. "Wir möchten hier für Transparenz sorgen, um die Eltern nicht zu verunsichern", betont Tauber. Und er unterstreicht, "dass die Schule alle Infektions-Schutzmaßnahmen eingehalten hat". Die Informations-Kette habe einwandfrei funktioniert, wie dies schon beim ersten Corona-Fall in Selb und auch bei dem Infektionsfall an der Marktredwitzer Grundschule im Mai der Fall gewesen sei.
Ein "sehr gutes Sicherheits-Konzept" attestiert der Selber Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch der Dr.-Franz-Bogner-Schule. "Im Endeffekt geht es darum, die so wichtige Infektions-Kette schnellstmöglich im Blick zu haben." Daher arbeiteten Gesundheitsamt, Schulamt, Stadt und Landkreis eng zusammen. "Es geht um klare Maßnahmen und auch um die notwendige Quarantäne."
Das noch junge Führungs-Team der Bogner-Schule, das erst seit September im vergangenen Jahr im Einsatz sei, habe hervorragende Arbeit geleistet, lobt Pötzsch. Nur wenn man so schnell reagiere, könnten weitere Fälle vermieden werden, sagt der OB.
Was das Corona-Virus und dessen Verbreitung anbelangt, ist das Selber Stadtoberhaupt nicht allzu positiv gestimmt. "Es bleibt abzuwarten, wie sich alles auswirkt, wenn die Urlauber erst einmal alle zurückkehren. Er sei zu sehr Realist, um die Sache blauäugig zu sehen. "Da rückt der Wunsch in den Hintergrund, denn ich denke, wir werden noch so einiges in dieser Pandemie erleben." Daher setze er auf die Vernunft der Menschen, "schon wegen der Kinder in der schulischen Betreuung, die so Vieles aufzuholen haben. Eine neuerliche Schließung wäre fatal."