Selbsthilfegruppe Hilfe, wenn Angehörige depressiv sind

red
An Depressionen erkrankte Menschen verlieren oft Antrieb und Hoffnung. Auch die Familie ist betroffen. Foto: Diakonie Hochfranken/Pixabay

Depressive Phasen können einen aus der Bahn werfen. Das zehrt auch an den Angehörigen. Eine neue Selbsthilfegruppe in Hof will Halt geben. Ihre Initiatorin erzählt ihre Geschichte.

 
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Seit einiger Zeit gibt es in Hof eine Selbsthilfegruppe für Menschen, die an Depressionen erkrankt sind. Nun soll auch eine Selbsthilfegruppe für Angehörige dieser Betroffenen entstehen. Die Initiative startete eine Angehörige in Zusammenarbeit mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst Hof der Diakonie Hochfranken. In einem Gespräch erklärt die Initiatorin und Angehörige eines Betroffenen – die anonym bleiben möchte – ihre Beweggründe für die Gründung, an wen sich das Angebot richtet und warum sie es wichtig findet.

Sie möchten eine Selbsthilfegruppe für Angehörige depressiv erkrankter Menschen ins Leben rufen. Was ist Ihre Motivation?

Mein Mann leidet aktuell noch unter einer depressiven Episode. Die ersten Anzeichen traten schon vor einem Jahr auf, bis er dann im Herbst vergangenen Jahres einen schweren Nervenzusammenbruch hatte und ein Aufenthalt im Bezirkskrankenhaus Rehau notwendig wurde. Ich war zu der Zeit vollkommen überfordert mit der Situation und habe selbst dringend nach einer Selbsthilfegruppe gesucht. Leider wurde ich nicht fündig, da sich die bis vor einiger Zeit noch bestehende Angehörigengruppe aufgelöst hatte. Mir wurde geraten, selbst eine Gruppe zu eröffnen. Allerdings war ich zu dem Zeitpunkt durch die Situation selbst angeschlagen und habe mir das nicht zugetraut. Mir hätte es damals gutgetan, mich mit jemandem austauschen zu können. Nachdem sich die Situation etwas stabilisiert hat, ich aber immer noch kleine Rückschläge erlebe, möchte ich diesen Schritt nun tun – für mich und für andere.

Was hat Sie damals überfordert?

Ich habe anfangs überhaupt nicht verstanden, was mit meinem Mann passiert: Er war bis dahin immer aktiv und familiär gut eingebunden und nach und nach war das alles nicht mehr vorhanden. Zu Beginn der ersten Anzeichen hofft man ja, dass es nur eine kurze Phase ist, die wieder vorbei geht. Aber irgendwann wird einem klar, dass das nicht der Fall ist. Das hat mir dann große Angst gemacht: nicht zu wissen, was passiert und ob es jemals wieder gut werden wird. Mittlerweile ist vieles wieder besser geworden und wir können wieder Sachen unternehmen, die vorher unmöglich waren. Aber es ist bei Weitem noch nicht wieder gut.

Können Sie sagen, was zu der schweren depressiven Phase Ihres Mannes geführt hat?

Mein Mann ist vor zwei Jahren in den Ruhestand getreten. Erst war alles in Ordnung. Dann kam die Corona-Pandemie mit all ihren Einschränkungen, der Angriffskrieg auf die Ukraine und die Wirtschaftskrise. In dieser Zeit begann mein Mann, sich immer mehr Sorgen zu machen, die sich zu existenziellen Ängsten und depressiven Gedanken ausweiteten. Dazu kommt, dass er mich mit seinen Sorgen und Gedanken nicht belasten möchte und deshalb wenig über seine Gefühle spricht. Dabei würde ich mir genau das wünschen.

Wie gehen Sie mit der Erkrankung Ihres Mannes im Bekannten- und Freundeskreis um?

Ich bin in meinem Freundeskreis sehr direkt und frontal mit dem Thema umgegangen: Ich wollte nicht, dass Gerüchte in die Welt gesetzt werden und habe offen von der Erkrankung meines Mannes berichtet. Mit dem überraschenden Ergebnis, dass plötzlich jeder jemanden kannte, der betroffen ist. Oder dass auch Freunde erzählten, selbst betroffen zu sein. Das war für mich dann eine weitere Motivation, eine Selbsthilfegruppe zu gründen.

Was erhoffen Sie sich von einer Selbsthilfegruppe für Angehörige von depressiv erkrankten Menschen?

Dass man sich austauschen und von eigenen Erfahrungen berichten kann, zu hören, was anderen geholfen hat. Dass man sich gegenseitig Mut machen und sich unterstützen kann. Dabei soll es jedem selbst überlassen sein, wie viel er oder sie sich öffnen möchte. Es ist auch vollkommen in Ordnung am Anfang einfach nur dabei zu sein, ohne selbst viel zu berichten. Dass einfach die Möglichkeit besteht, zu sehen, dass es auch andere Menschen gibt, die ähnlich betroffen sind wie man selbst.

Wie stellen Sie sich den Ablauf dieser Gruppentreffen vor?

Ich könnte mir vorstellen, sich ein bis zwei Mal im Monat für jeweils eineinhalb Stunden zu treffen, zu Beginn im Besprechungsraum der Diakonie Hochfranken. Bei schönem Wetter vielleicht auch mal draußen zu gemeinsamen Spaziergängen. Da können wir uns nach den Wünschen der Teilnehmenden orientieren.

Was möchten Sie jemandem raten, der sich in einer ähnlichen Situation befindet?

Vor allem den Mut zu haben, sich Hilfe zu holen! Auch wenn es anfangs vielleicht schwerfällt, die Hürde zu überwinden, um beispielsweise im Sozialpsychiatrischen Dienst anzurufen und sich einen Termin für eine Angehörigenberatung geben zu lassen oder nach dem Termin des nächsten Treffens der Selbsthilfegruppe für Angehörige depressiv Erkrankter zu fragen. Also nicht zu lange zu warten, sondern sich selbst auch zuzugestehen, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen. Gerade auch dann, wenn die Betroffenen selbst im Moment noch nicht in der Lage sind, Hilfe anzunehmen.

Kontakt: Luitpoldstraße 18, Hof. Tel.: 09281 / 837530 Mail: sozialpsychiatrischerdienst@diakonie-hochfranken.de

Erster Termin
der Selbsthilfegruppe: Montag, 10. Juli, von 17.30 bis 19 Uhr. Ort: Luitpoldstraße 18 in Hof, Eingang B, Besprechungsraum im zweiten Stock.

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