Senioren im Fokus Bald ein Drittel über 65 Jahre alt

Hürdenfrei sollen Senioren leben können – das ist der Wunsch von Werner Schlöger. Foto: /Patrick Pleul

In Marktredwitz gibt es immer mehr ältere Menschen. Umso wichtiger ist der Posten des Seniorenbeauftragten. Den hat jetzt Werner Schlöger übernommen. Und der hat so einige Forderungen.

 
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Marktredwitz - Die Menschen werden immer älter. Dank medizinischen Fortschritts gehören Rentner und Pensionisten längst nicht mehr zum alten Eisen. Und wenn es hie und da zwickt und zwackt, gibt es heutzutage vielerlei Möglichkeiten zur Abhilfe. Doch im Alltag tun sich noch immer Hürden auf, die einem gesunden jungen Menschen vielleicht nicht auffallen mögen, einem Betagten oder Gehbehinderten jedoch das Leben erschweren. Da möchte der 66-jährige Werner Schlöger als Nachfolger von Gisela Wuttke-Gilch in seinem neuen Amt als Seniorenbeauftragter so einiges bewirken.

Zahlen und Fakten: Zunächst einmal einige Zahlen, die die Daseinsberechtigung eines Seniorenbeauftragten mehr als rechtfertigen: Momentan leben 5776 Menschen in Marktredwitz, die über 60 Jahre alt sind. Und das bei etwas über 17 000 Einwohnern. Etliche der Älteren haben nicht mehr das Glück, den Lebensabend in den eigenen vier Wänden verbringen zu können. In der K & S Seniorenresidenz leben 94 Frauen und Männer, im Seniorenpark Dorea-Familie (früher Siebenstern) wohnen 101, im Martin-Schalling-Haus 93 Personen. Im Senivita-Luisenhof leben 47 und im Wohnheim der Lebenshilfe 36 Menschen.

Lebensmittelanbieter im Zentrum: „Das Kaufland ist der einzige Laden in der Innenstadt, der Lebensmittel anbietet. Für Senioren ist es unzumutbar, einen Kilometer weit zu einem Geschäft zu laufen, um einzukaufen“, betont Schlöger. Obendrein habe der Wegzug von Kaufland Auswirkungen auf die gesamte Innenstadt. „Das ist kontraproduktiv zu dem, was wir anstreben, nämlich eine Belebung der Innenstadt!“ Ersatz sei zwingend erforderlich.

Anruftaxi: „Je älter man wird, umso öfter muss man zum Arzt“, sagt Werner Schlöger. Doch viele Ältere fahren kein Auto mehr. „Wir bräuchten ein Anruftaxi für solche Fälle. Denn nicht jeder kann sich von der spärlichen Rente ein reguläres Taxi für den Einkauf oder zum Arzt leisten.“ Auch zum neuen Greenpark am Berghof könnte man einen Shuttle einsetzen.

Radwege: „Zwar hat sich die Stadt Gedanken darüber gemacht, Marktredwitz radfreundlicher zu gestalten, aber die Überlösung ist es nicht, was da vorgeschlagen wird“, meint der Seniorenbeauftragte. Wer nicht mehr Auto fährt, könne sich als Rentner zuweilen noch gut auf dem Fahrrad fortbewegen. „Allerdings nicht mehr ganz so sicher.“ Deshalb müsse man da schon ein bisschen mehr machen, als Radwege nur mit einer Markierung abzutrennen, findet der frühere Elektromeister, der seine Rente im Ruhestand mit einem Nebenjob ein wenig aufstockt.

Essen auf Rädern: „Viele ältere Menschen möchten so lange wie möglich zu Hause in ihren eigenen vier Wänden wohnen bleiben. Aber etliche tun sich hart, sich selbst komplett zu versorgen. Dafür gibt es zwar verschiedene Dienste, die unterschiedliche Leistungen anbieten. Nicht jeder kann es sich leisten, essen zu gehen. Schon gar nicht, wenn die Mobilität fehlt. Da bräuchten wir wieder so etwas, wie es früher gab, nämlich Essen auf Rädern zu moderaten Preisen.“ Es gebe schon einige Leute, die das Kochen übernehmen würden, meint Schlöger. Das Problem aber sei der Transport.

Reparatur-Café: Waldershof hat es vorgemacht, in Marktredwitz gibt es so etwas bislang nicht: ein Reparatur-Café. Gerade in Zeiten, wo man Ressourcen schonen sollte, wäre so etwas nach Ansicht des neuen Seniorenbeauftragten sehr sinnvoll. „Ältere Leute, die handwerklich noch gut drauf sind, hätten somit eine sinnvolle Beschäftigung und kämen auch unter Leute“, meint Schlöger. „Da schlummert viel Potenzial.“ Und andere könnten ihre reparaturbedürftigen Geräte dort abgeben und für einen günstigen Preis wieder instandsetzen lassen. „Man könnte in dem neuen Zentrum in Dörflas zwischen Fabrikgasse und Dörflaser Hauptstraße, wo die Tagesmütter und die Arbeiterwohlfahrt unterkommen, einen Raum zur Verfügung stellen.“

Barrierefreiheit: „Zwar sind heute in Neubauwohnungen Aufzüge vorgeschrieben, aber wir haben ja im Bestand von Stewog und Baugenossenschaft noch etliche Wohnungen, die nicht barrierefrei sind. Daran muss dringend gearbeitet werden“, fordert Schlöger.

Gehsteige: Hier gebe es noch so einige Hürden für Menschen mit Rollator, Krücken, Rollstuhl oder auch Mütter mit Kinderwagen. „Nach dem Winter müssen wir unbedingt eine Verkehrsbesichtigung mit dem Verkehrsbeirat machen, um Gehsteige und Übergänge zu überprüfen. Dann könnten wir hier gleich Abhilfe schaffen und Hürden beseitigen.“ Positiv findet Schlöger die erhöhten Bushaltestellen, damit die Passagiere barrierefrei einsteigen können. Apropos Busse: Nach Ansicht Schlögers wäre bei der Beförderung „noch Luft nach oben“. Da müsste man flexibler agieren. Dem neuen Wegweiser für Senioren sei der Busfahrplan beigelegt.

Wegweiser für Senioren: „Der ist neu überarbeitet worden und bald erhältlich. Darin gibt es wichtige Hinweise in einem etwas handlicheren Format. Federführend haben den Wegweiser Anja Würfel und Anita Berek gestaltet.“

Öffentliche Toiletten: Das sei eine ganz wichtige Geschichte. „Das Behinderten-WC im KEC ist meistens zugesperrt. Aber in einem Einkaufs-Center darf so etwas nicht sein!“ Die Toilette auf dem La Mure-Platz sei völlig fehl am Platz. Und die Toiletten im Rathaus könne man als Rollstuhlfahrer wegen der Stufe allein nicht erreichen, beklagt Werner Schlöger.

Mitspracherecht: „In Kürze, nämlich 2025, wird ein Drittel unserer Einwohner über 65 Jahre alt sein.“ Bei der Entwicklung, Planung und Entscheidung für die Zukunft von Marktredwitz müssten die Senioren daher ein gewichtiges Wort mitreden können, so Schlöger. Als positiv wertet er die Workshops, die vor einer Umgestaltung verschiedener Quartiere – Stadtpark oder Winkel – durchgeführt worden sind. „Mich stört aber, dass viele Anregungen ganz einfach unter den Tisch gefallen sind.“ Er werde darauf achten, dass Dinge auch verwirklicht werden. „Auch im Stadtpark, dessen Neugestaltung ja um weit mehr als ein Jahr verschoben worden ist.“

Sport und Bildung: Da gebe es vom Fitness-Center bis hin zum Hallenbad, der VHS, den Museen und vielen Angeboten der Vereine eine ganze Menge.

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