Staatliches Museum für Porzellan Das Porzellanikon startet durch

Kuratorin Petra Werner gestaltet die Vitrinen bei der Neu-Präsentation der Studiensammlung in Hohenberg mit einem neuen Farbkonzept. Foto: Florian Miedl

Das Museum stellt sein umfangreiches Programm für die kommenden Monate vor. Es reicht vom Kino-Sommer in Selb bis zur barrierefreien Umgestaltung in Hohenberg.

 
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Selb/Hohenberg - In der langen Zeit der unfreiwilligen Schließung sind die Verantwortlichen des Porzella-nikons – staatliches Museum für Porzellan Hohenberg a. d. Eger/Selb nicht untätig gewesen. Sie haben die Stärken und Schwächen ihrer beiden Häuser erkundet und sich Gedanken gemacht, was man ändern und dem Publikum präsentieren könnte. Dabei wurden neue Sponsoren gewonnen, das äußere Erscheinungsbild des Museums modernisiert und ein Relaunch des Internet-Auftritts in Gang gebracht. Gestern stellten Museumsdirektorin Anna Dziwetzki und ihre Mitarbeiter die weiteren Ergebnisse dieses vielköpfigen Brainstormings vor.

Erster Porzellanmarkt

Da sind zunächst einmal drei große Veranstaltungen in naher Zukunft. Dr. Jana Göbel, die Leiterin des Referates EU-Projekte, Digitalisierung und Sammlung des 21. Jahrhunderts, stellte zunächst den ersten eigenen Porzellanmarkt des Museums vor, der am 31. Juli und am 1. August in Hohenberg stattfinden wird. Dort soll – anders als beim beliebten Porzellinerflohmarkt, dem man keinesfalls Konkurrenz machen will – neues Porzellan von jungen Designerinnen und Designern präsentiert und verkauft werden. Dafür hat eine Jury heuer 20 Teilnehmer ausgewählt. Unter ihnen wählt die Jury dann vor Ort einen Sieger aus, der seine Arbeiten im Jahr darauf in einer eigenen kleinen Studioausstellung zeigen darf.

André Zaus, Leiter des Referats Museumsorganisation, Veranstaltungen und Tourismus, kündigte für 3. bis 9. August den „Kino-Sommer“ auf dem Gelände in Selb-Plößberg an. Auf dem Programm stehen unter anderem Blockbuster wie „Pretty Woman“, „Inception“ und „Knives out“, der Film „Lindenberg“ und der Kinderfilm „Jim Knopf und die Wilde 13“. Natürlich gelten auch hier die Corona-Beschränkungen; registrieren lassen kann man sich per Luca-App.

Wander- und Aktionstag

Am 29. August finden, wie Zaus fortfuhr, in Zusammenarbeit mit dem Fichtelgebirgsverein ein großer Wander- und Aktionstag statt. Start und Ziel für fünf verschiedene Wanderungen ist das Porzellanikon in Hohenberg, wo die Teilnehmer anschließend die Ausstellungen ansehen können und wo auch etwas für Kinder und Jugendliche geboten wird.

Angebot für Senioren

Im Bereich Bildung und Vermittlung hat man neben den jungen Museumsbesuchern auch die Senioren ins Auge gefasst. So setzt man, wie Museumspädagogin Sina Hartmann sagte, nach dem Motto „Dialog statt Monolog“ am Standort Hohenberg in Kooperation mit Seniorenhäusern ein Konzept für ältere Besucher um.

„Ab sofort sind wieder unsere regulären Programme und Workshops möglich – darüber freuen wir uns am meisten“, sagte Christoph Uhlig, Leiter des Referats Bildung und Vermittlung. Allerdings sei die jeweilige Gruppengröße noch beschränkt, deshalb sei eine rechtzeitige Anmeldung ratsam.

Wiesenfest-Alternative

Uhlig kündigte für den 10. und 11. Juli ein Alternativangebot für das erneut abgesagte Selber Wiesenfest an: Unter dem Titel „Museum statt Wiesenfest“ ein abwechslungsreiches Programm mit Führungen und Porzellanmalen an; „außerdem kann, wer will, wieder eine Schaufel mitbringen und auf dem Gelände nach Schätzen graben. Da findet man immer etwas aus der Porzellanvergangenheit.“ Am 26. und 27. September seien zudem Technik-Tage geplant: „Jeder, der gern mit Technik spielt, kann dann einfach vorbeikommen und loslegen.“

Darüber hinaus wird das Vermittlungskonzept für die Massemühle zu Beginn des Rundgangs erneuert. Uhlig: „Es entstehen neue Grafiken und Texte für die Maschinen, die die Verarbeitungsschritte intuitiver darstellen.“ So könnten auch Besucher, die nicht an einer Führung teilnehmen, die Porzellanherstellung besser erschließen.

3 D-Marathon

Bis zum 3. Oktober ist die Ausstellung „Kunst trifft Technik“ mit Exponaten rund um einen 3 D-Drucker zu sehen, die die Zukunft der Formgestaltung zeigt und wohin sie sich entwickeln könnte, wie Wolfgang Schilling, der stellvertretende Museumsdirektor und Leiter des Referats Wirtschafts-, Technik- und Sozialgeschichte und Dokumentation, sagte. Zu diesem Themenkomplex bietet das Porzellanikon am 14. September eine Vortragsveranstaltung an mit Dr. Wolfgang Kollenberg, Geschäftsführer der WZR ceramic soloutions und Prof. Gerhard Hahn, Fachbereich Design der Hochschule Niederrhein, Projektbereich Keramik-/Porzellan-/Glas-Design und Dreidimensionales gestalten, Krefeld. Sie werden das Thema 3D-Druck aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. „Außerdem“, fügte Christoph Uhlig an, „können wir jetzt auch wieder unseren 3 D-Workshop für Gruppen anbieten, nach dem eine sehr große Nachfrage besteht. Wer als einzelner teilnehmen will, kann sich nach Anmeldung am 14. Juli, am 11. August oder am 8. September einer Gruppe anschließen.“ Kurz vor Ende der Ausstellung findet zudem ein 3 D-Marathon statt.

Auch aus der Tatsache, dass das Museum die große Sonderausstellung „More than bricks“ coronabedingt schon zum zweiten Mal um ein Jahr verschieben musste, haben Kurator Thomas Miltschus und seine Kollegen Positives gezogen: „Wir bereiten gerade das umfangreiche Begleitprogramm vor, bei dem die Besucher selbst kreativ werden können.“ Miltschus stellt auch die – dank der Unterstützung von Sponsoren – umfangreiche Publikation zur Ausstellung vor, die man für 39,95 Euro schon jetzt bestellen kann.

Böhmisches Porzellan

Auch sein nächstes Projekt ist bereits in Vorbereitung: eine Sonderausstellung in Hohenberg mit dem Arbeitstitel „Böhmisches Porzellan – ‚Barocker‘ Luxus für die High Society“, die zu den Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen 2023 stattfinden wird.

Für den Standort Hohenberg hat sich auch Petra Werner, Leiterin des Referats Kunst- und Kulturgeschichte des Porzellans, für die nähere Zukunft viel vorgenommen. „Wir gestalten die Studiensammlung komplett um, die künftig anhand von Themen präsentiert werden soll“, kündigte sie an und sagte, dass dabei auch das Farbkonzept in den Vitrinen eine große Rolle spielen werde.

Ein zweites wichtiges Thema ist die komplette Barrierefreiheit und Inklusion, die 2022 im Hohenberger Museum umgesetzt werden soll. Dazu bezieht sie regionale Behindertenverbände in die Planung und Umsetzung mit ein. Petra Werner: „Zudem würden wir uns sehr freuen, wenn Menschen, die von Einschränkungen betroffen sind, mit uns zusammenarbeiten. Sie können sich gerne bei uns melden.“

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