Tierwohl-Kampagne Bauern kritisieren Discounter

red
Landwirte protestieren in Hof vor einer Aldi-Filiale (von links): der Wunsiedler Kreisobmann Harald Fischer, die Hofer Kreisbäuerin Karin Wolfrum, der Hofer Kreisobmann Hermann Klug und BBV-Geschäftsführer Thomas Lippert Foto: BBV

Aldi wirbt damit, künftig nur noch Fleisch und Milch aus besserer Haltung verkaufen zu wollen. Der Bauernverband hält diese Kampagne mit Blick auf Billigpreise in den Discountern für verlogen und fordert mehr Rücksicht auf kleinere Betriebe.

 
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Hof - Der Bayerische Bauernverband (BBV) kritisiert den Lebensmitteldiscounter Aldi für seine aktuelle Kampagne für mehr Tierwohl. Aldi wirbt damit, dass Frischfleisch bis 2030 nur noch aus den Haltungsformen 3 und 4 in den Handel kommen soll. Demnach sollen nach Angaben des Discounters Frischfleischprodukte aus guter Tierhaltung, wie etwa Bio-Fleisch, künftig zur Selbstverständlichkeit werden. Zudem will man dies auch auf Frischmilch ausweiten – hier soll künftig keine Milch aus der Haltungsform 1, der „konventionellen Stallhaltung“, in den Handel kommen.

Dem Bauernverband stößt diese Aktion allerdings sehr sauer auf: Er sieht laut Mitteilung vor allem kleinere Milchbauern in ganz Süddeutschland bedroht. Dabei hätten Politik und Bauernverbände in Bayern und Baden-Württemberg in den vergangenen Jahren gemeinsam an Wegen gearbeitet haben, um die Tierhaltung in solchen Betrieben Schritt für Schritt weiterzuentwickeln. Aldi habe nun seine Machtposition ausgenutzt, kritisiert der Bauernverband.

„Der Handelskonzern stellt Bäuerinnen und Bauern einmal mehr vor vollendete Tatsachen und gefährdet damit die regionale Landwirtschaft“, heißt es in der Mitteilung. Und: „Die Standards in Sachen Tierwohl steigen. Doch die Frage, wer die damit verbundenen Kosten trägt, ist offen.“ Hermann Klug, Hofer Kreisobmann des BBV warnt: Die Existenz Dutzender Höfe in Stadt und Landkreis Hof steht auf dem Spiel.“

Jüngst protestierten Hermann Klug und der Wunsiedler Kreisobmann Harald Fischer gemeinsam mit Landwirten aus der Region vor einer Aldi-Filiale in Hof.

Die Landwirte ärgern sich laut der Mitteilung, dass Aldi davon spricht, dass Tierwohl eine Frage der Haltung sei, dabei aber vergessen werde, dass die Umsetzung für die Landwirte auch eine finanzielle Frage sei. Damit spielt der Bauernverband auch auf die Discounterpreise an und hält die Kampagne deshalb für verlogen: „Zu einem Haltungswechsel gehört auch ein Ende der Niedrigpreise“, erklärte der bayerische Bauernpräsident Walter Heidl in einem offenen Brief an Aldi: „Die bayerischen Bauernfamilien sind wütend und enttäuscht.“ Aldi inszeniere sich als Hüter von Tierwohl in der Landwirtschaft. „Tatsächlich erleben wir Aldi aber anders: aggressive Niedrigpreisstrategien, auch für Tierwohl-Fleisch.“

Wie der BBV weiter mitteilt, hätten zudem die Vertreter des Lebensmitteleinzelhandels nach zweijährigen Verhandlungen über ein branchenweites Tierwohlprogramm für Rindfleisch und Milch jüngst einen umfangreicheren Katalog an Tierwohlkriterien verhindert, weil sie den Kostenausgleich für die Landwirte nicht bezahlen wollten.

Der BBV fordert unter anderem eine angemessene Honorierung von Tierwohl und die Berücksichtigung der besonderen Situation kleinerer Betriebe. „Das wäre ein ernsthafter gemeinsamer Weg hin zu mehr Tierwohl, der auch die kleineren Betriebe mitnehmen würde, statt sie aus dem Markt zu drängen“, erklärt der Bauernpräsident. In allen Kreisverbänden finden in den kommenden Tagen weitere Aktionen statt – auch vor anderen Supermärkten. red

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