Warum sind fleischlose Produkte so teuer?
Aber warum sind vegane Ersatzprodukte überhaupt teurer als Fleisch?
„Fleisch heißt Massenproduktion“, sagt der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. Es gehe der Industrie darum, in möglichst großen Stückzahlen zu produzieren, wodurch die Kosten je Stück geringer werden. Dadurch kann billiges Fleisch angeboten werden. Vegane Ersatzprodukte könnten bei den Mengen nicht mithalten. „Deswegen sind sie schlicht und ergreifend teurer“, sagt Heinemann.
Lasse van Aken, Agrarexperte bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace, verweist auf den Mehrwertsteuersatz. So greift bei Fleisch und Wurst ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent. Für Ersatzprodukte werden hingegen 19 Prozent fällig. „Das kritisieren wir ganz stark“, sagt van Aken. Beim Fleisch müsse der Mehrwertsteuersatz angehoben werden. Pflanzliche Alternativen sollten im Gegenzug mit null Prozent besteuert werden, fordert er.
Wesentlich mehr Menschen ernähren sich fleischlos
Der Markt für vegetarische oder vegane Fleischalternativen in Deutschland ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Laut dem Statistischen Bundesamt wurden im vergangenen Jahr 104 300 Tonnen Fleischersatzprodukte produziert. Das seien 6,5 Prozent mehr als im Vorjahr und im Vergleich zu 2019 sogar 72,7 Prozent mehr.
Allerdings stellte das Marktforschungsunternehmen GfK zuletzt in einer Analyse fest, dass das Wachstum im ersten Halbjahr 2023 ins Stocken geraten sein soll. Demnach sei der Umsatz mit zwei Prozent nur noch leicht gestiegen, die verkaufte Menge aber um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken. Wobei dies nicht auf die Anzahl der Käuferinnen und Käufer zurückzuführen sei. Diese stieg der Analyse zufolge nämlich um 3,6 Prozent. Stattdessen kauften die Haushalte seltener und weniger als im ersten Halbjahr 2022.
Hanna Kehl, GfK-Expertin für Verbraucherverhalten, nennt dafür verschiedene Gründe. Sie beobachte Substitutionsbeziehungen zu anderen Produkten. „Vielleicht legen sich Verbraucherinnen und Verbraucher auch mal wieder Käse auf das Brot statt veganer Wurst“, sagt Kehl. Oder sie griffen direkt zu rein pflanzlichen Produkten. Auch der Preis spiele angesichts der Inflation sicher eine Rolle.
Aus Sicht von Handelsexperte Heinemann handelt es sich um ein vorübergehendes Phänomen aufgrund der Kaufkraftschwäche. Mittel- bis langfristig werde es aber wieder mehr Dynamik geben. Der Verzicht auf Fleisch sei ein riesengroßes Thema und „noch lange nicht am Ende der Fahnenstange“.
Andere Discounter hielten sich auf Nachfrage bedeckt
Andere Discounter und Supermärkte hielten sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bedeckt, was die Unterschiede bei den Preisen, dessen Gründe und mögliche Anpassungen angeht. Aldi Süd und Aldi Nord teilten mit, dass die Preise grundsätzlich dem marktwirtschaftlichen Prinzip von Angebot und Nachfrage folgten. Kaufland machte keine konkreten Angaben zur Preisgestaltung. Rewe teilte mit, die Recherche „nicht mit Informationen und Aussagen unterstützen“ zu können.
Von Edeka hieß es, die Nachfrage nach veganen Lebensmitteln sei in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Somit sänken die Produktionskosten, was dazu führe, dass viele vegane Artikel mittlerweile sehr preisgünstig angeboten werden können. In vielen Fällen auch günstiger als die Tierprodukte. Das gelte insbesondere für Artikel der Eigenmarke, die besonders knapp kalkuliert seien. shm/