Wenn Elena Giesbrecht-Esterl in die Tasten haut, ist sie nicht wiederzuerkennen. Die zurückhaltende und leise sprechende Frau spielt ein Stück des russischen Komponisten Rodion Schtschedrin. „Der ewige Krieg“ heißt ihre Schtschedrin-Version: Eine wüst klingende Mixtur aus Sirenenheulen, Bombenexplosionen, Zerstörung und Angstschreien für Klavier. Als sie vor wenigen Tagen vormittags am Wunsiedler Marktplatzklavier mit Wut in die Tasten haut, passt die bewusst mit Dissonanzen gespickte Musik so gar nicht zum friedlichen Treiben. Und doch haben die Klänge einen Sinn: Sie erinnern an den nur etwas mehr als tausend Kilometer östlich von Wunsiedel tobenden Krieg in der Ukraine.