Zurückhaltung bei Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung
Das gilt auch für die Untersuchungen zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs: Mit Hilfe des sogenannten Pap-Abstrichs, bei dem Zellen aus der Schleimhaut von Muttermund und Gebärmutterhalskanal entnommen werden, lassen sich bereits Vorstufen eines Zervixkarzinoms aufspüren. Doch auch hier waren die Frauen in Baden-Württemberg zurückhaltend: Nach Auswertung der AOK Baden-Württemberg lag die Zahl der Untersuchungen im vergangenen Jahr 6,5 Prozent unter dem Wert von 2019, im ersten Quartal diesen Jahres gab es noch ein größeres Minus von 11,5 Prozent.
Immerhin das Bewusstsein für Darmkrebs und dem Nutzen der Vorsorgeuntersuchung wächst. Denn beim Screening lassen sich nicht nur potenzielle Krebsvorstufen erkennen, sondern gleichzeitig auch entfernen. Bei diesen Darmspiegelungen zur Früherkennung ist gegenüber 2019 sogar ein Plus von 9,4 Prozent im Jahr 2021 und von 16,8 Prozent im ersten Quartal 2022 festzustellen. Die Vermutung der AOK-Fachärztin Sabine Knapstein: „Hier machen sich die Ausweitung des Kreises der anspruchsberechtigten Versicherten und die angebotenen Vorsorgeuntersuchungen bemerkbar.“
Brust oder Prostata werden öfter untersucht
Auch über die häufigsten Krebsarten, Brust- und Prostatakrebs, sind sich viele bewusst. Aktuell stellen Ärzte deutschlandweit ungefähr 69 000 Mal im Jahr die Diagnose Mammakarzinom bei einer Frau und rund 62 000 Mal die Diagnose Prostatakrebs beim Mann. „So ist auch die Bereitschaft für eine Untersuchung höher“, sagt Ulrika Gebhardt.
Bei der Prostatakrebs-Früherkennung gab es einen eher kleinen Rückgang von minus 4,6 Prozent im Gesamtjahr 2021 und minus 6,2 Prozent im ersten Quartal 2022. Beim Mammografie-Screening hat sich die Situation im Land nach starken Einbrüchen zur Hochzeit der Pandemie wieder normalisiert.
Risiko einer Überdiagnose
Dabei besteht gerade bei diesen beiden Früherkennungsmaßnahmen die Gefahr einer Überdiagnose, also einer Diagnose, die sich ohne eine Untersuchung nie bemerkbar gemacht und keine Beschwerden ausgelöst hätte. So werden etwa bei der Mammografie-Reihenuntersuchung häufig frühe Zellveränderungen festgestellt. Diese machen rund 20 Prozent aller auffälligen Befunde aus. Ob die Zellveränderungen irgendwann lebensbedrohlich werden, vermag indes niemand zu sagen. Daher werden die Frauen meist vorsorglich behandelt, was sehr belastend sein kann und Nebenwirkungen mit sich bringt. Dennoch überwiegen nach Expertenmeinung die Vorteile dieser Untersuchung.
Auch Ulrika Gebhardt betont: „Es ist wichtig, dass Patienten im Rahmen jeder Krebsfrüherkennung umfassend aufgeklärt werden.“ Wichtig sei zu klären, was untersucht werde und welche Folgen ein positiver Befund habe. Nur dann könnten Patienten entscheiden, was sie wirklich wollen.
Krebs früh erkennen
Information
Die AOK und die Deutsche Krebsgesellschaft haben den 28. November zum jährlichen „Tag der Krebsvorsorge“ ausgerufen. Der Krebsverband Baden-Württemberg informiert darüber per Social Mediakanäle (Instagram: krebsverband.bw, Facebook: Krebsverband Baden-Württemberg).
Vorsorg-O-Mat
Die AOK Baden-Württemberg startet einen „Vorsorg-O-Mat“, www.aok.de/vorsorgomat. Dieser beantwortet den Nutzern die Frage, welche Krebsfrüherkennungs-Untersuchungen anstehen und was diese beinhalten.