Ähnlich läuft der Alltag in der 7. Klasse bei Konrektorin Christina Bauer. „Auch für uns Lehrer ist der Distanzunterricht anspruchsvoll. Die Vorbereitung ist umfassender und länger. Auch ist es schwerer, zu kontrollieren, ob wirklich alle Schüler dem Unterricht folgen können. Normalerweise gehe ich durch die Klasse und sehe auf den ersten Blick am Hefteintrag, ob jemand Hilfe benötigt. Da müssen wir nun wesentlich intensiver nachfragen.“
Lehrer fürchten um die Chancengleichheit
Immer wieder fällt im Gespräch mit den Lehrern das Wort Chancengleichheit. Ist sie wirklich gegeben, wenn sich bei einigen Schülern die Eltern kaum für den Schulalltag ihrer Kinder interessieren? Gibt es Chancengleichheit für Kinder im Distanzunterricht, die erst vor zwei Jahren aus einem Bürgerkriegsland nach Wunsiedel gekommen sind und gerade so ein bisschen Deutsch sprechen? Und wie sieht es mit der Chancengleichheit für Schüler aus, die auf einem Aussiedlerhof mit einer miserablen Internetverbindung leben?
Zumindest letzteres Problem zu beseitigen ist für die Stadt Wunsiedel seit Jahren Daueraufgabe. „In allen Stadtbezirken, die von der SWW mit Internet versorgt werden, steht schnelles Internet zur Verfügung. Aber es gibt tatsächlich einige Stellen im Stadtgebiet, für die ein anderer Telekommunikationsanbieter zuständig ist...“, sagt Lahovnik. Damit in diesen Gebieten auch Weiler mit schnellem Internet versorgt werden, zapft die Festspielstadt Förderprogramme wie den „Höfebonus“ an.
Distanzunterricht erreicht 90 Prozent der Schüler
Zurück in die Schule. Schulleiter Stefan Müller schätzt, dass mit dem Distanzunterricht sicherlich gut 90 Prozent aller Schüler erreicht werden. Dennoch spürt er ebenso wie die übrigen Lehrer bei einigen Mädchen und Jungen den zunehmenden Frust über die Situation. „Ich glaube, es gibt keinen Schüler, der nicht liebend gerne wieder zurück in den normalen Unterricht wollte.“ Schon hat Müller zusammen mit den Experten vom Gesundheitsamt ein Hygienekonzept ausgetüftelt, bei dem die Spuck- oder Gurgeltests die zentrale Rolle spielen, um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein.
Vor allem für die Abschlussklassen hofft Müller, dass sie möglichst bald wieder schulische Normalität genießen können. „Auch hier geht es um die Chancengleichheit. In Landesteilen mit niedriger Inzidenz können sich die Schüler längst im Klassenzimmer auf den Quali vorbereiten. Unsere haben hier das Nachsehen. Das darf nicht sein.“