Ähnlich äußerte sich die Rotterdamer Virologin Marion Koopmans: „Wir wissen nicht, welche Viren sich im Permafrost befinden, aber ich denke, es besteht ein reales Risiko, dass eines fähig ist, einen Krankheitsausbruch zu triggern – sagen wir, eine urzeitliche Form von Polio“. Einige Forscher bringen auch einen Milzbrand-Ausbruch in Nordsibirien im Jahr 2016 in Zusammenhang mit infizierten Rentierkadavern, die infolge der Erderwärmung aufgetaut waren.
Der Hannoveraner Virologe Albert Osterhaus schätzt aber die Gefahr, die von Krankheitserregern im Eis ausgeht, als vergleichsweise gering ein. „Das Risiko, dass man sich in einem schmelzenden Gletscher mit einem alten Virus infiziert, ist sehr, sehr klein, aber nicht abwesend“, sagte er dem SWR. Gleichzeitig verweist er darauf, dass die weit größere Gefahr für neue Infektionskrankheiten von heutigen Wildtieren ausgehe, denen der Mensch durch die ständige Erweiterung seines Lebensraums immer näher kommt.
Wo es überall Permafrost gibt
- in der arktischen und antarktischen Tundra (Polargebiete)
- weltweit in den Hochgebirgen
Die größten Länder mit Permafrostböden
- Grönland
- Alaska
- Russland
- Kanada
- China
Permafrostgebiete umfassen etwa ein Fünftel der nördlichen Hemisphäre, sind aber stark durch den Klimawandel bedroht. Wenn sie weiter auftauen, könnte das nicht nur neue Gesundheitsgefahren bringen. Sobald die Temperaturen dafür ausreichen, beginnen Mikroorganismen Pflanzenreste und anderes organisches Material abzubauen, das in den Böden reichlich vorhanden ist. Dabei werden große Mengen der Klimagase Kohlendioxid und Methan freigesetzt, was wiederum die Erderwärmung verstärkt und die Böden noch schneller auftauen lässt. Zunehmend geraten auch Gebäude oder Industrieanlagen in Gefahr, die auf gefrorenem Boden errichtet wurden.