Zu wenig Regen In Barcelona wird das Wasser knapp

Martin Dahms
Blick auf Kataloniens Hauptstadt vom Aussichtspunkt Bunker del Carmel Foto: //Matias Basualdo

Seit drei Jahren hat es im Osten Kataloniens nicht mehr ordentlich geregnet. Barcelona bereitet sich auf einen Notfallplan schon nächste Woche vor.

 
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Es ist nicht so, dass es in Spanien niemals regnete. Vor einer Woche schüttete es im halben Land genug, um die spanischen Stauseen in wenigen Tagen von gut 45 Prozent auf gut 50 Prozent ihres maximalen Pegels zu bringen. Allein der zweitgrößte Stausee im Land, der Alcántara im Norden Extremaduras, füllte sich in einer Woche mit frischen 717 Millionen Kubikmeter Wasser. Davon träumt man in Barcelona. Die Stauseen in der dortigen Provinz stehen auf 32 Millionen Kubikmeter, das ist knapp 11,7 Prozent ihres Fassungsvermögens. Nur in der Wüstenprovinz Almería ist noch weniger Wasser gespeichert.

Barcelona ist die Hauptstadt Kataloniens und die zweitgrößte Stadt Spaniens. Hier und in 35 umliegenden Städten und Gemeinden leben insgesamt 3,3 Millionen Menschen. Und denen wird das Wasser knapp. Die ersten von ihnen werden es zum 1. Februar zu spüren bekommen: In fünf Gemeinden mit insgesamt 64 000 Einwohnern soll der Wasserdruck gesenkt werden, womit absehbar auch der Konsum sinken wird.

Ein ungutes Gefühl bei jeder Dusche

In diesen fünf Orten liegt der tägliche Gesamtwasserverbrauch pro Kopf bei mehr als 200 Liter, deswegen sind sie als erste dran. In Barcelona selbst beträgt dieser Wert (der vornehmlich von der Wirtschaftsstruktur einer Kommune abhängt) 173 Liter pro Einwohner und Tag. Wenn es weiterhin so wenig regnet wie in den vergangenen drei Jahren, muss die Mittelmeerstadt für den Sommer mit sinkendem Wasserdruck rechnen. Bis dahin wird der Alltag weitergehen wie bisher, aber mit einem unguten Gefühl bei jeder Dusche und jeder Toilettenspülung.

Barcelona hat Pech. Im Osten Katalonien hat es in den vergangenen 38 Monaten unterdurchschnittlich wenig geregnet. Im Rest Spaniens weiß man mittlerweile, dass Katalonien unter Trockenheit leidet, was aber nicht ganz wahr ist: In der nordwestkatalanischen Provinz Lérida sind die Stauseen zu gut 45 Prozent gefüllt, in der südwestkatalanischen Provinz Tarragona zu gut 80 Prozent. Beide bekommen ihr Wasser vom Ebro oder dessen Nebenflüssen, und die strömen ordentlich.

Umweltministerin sticht in ein Wespennest

Die katalanische Regionalregierung ist deswegen auf die Idee gekommen, einen Teil des Ebro-Wassers Richtung Barcelona umzuleiten. Auch die spanische Umweltministerin Teresa Ribera meinte neulich, dass man nicht ausschließen könne, „in Notsituationen außergewöhnliche Notmaßnahmen“ zu ergreifen. Damit stach sie in ein Wespennest.

Wassersolidarität wird in Spanien gerne gefordert, aber ungern geübt. Was in einer Provinz niederregnet, soll auch in der Provinz bleiben. Man weiß ja nie, wie der nächste Sommer wird. Der Vorschlag der katalanischen Regionalregierung, eine 65 Kilometer lange Überlandwasserleitung von El Vendrell in der Provinz Tarragona nach Olérdola in der Provinz Barcelona zu bauen, kam deswegen in Tarragona nicht gut an.

Zu wenig Anlagen zur Meerwasserentsalzung

Übrigens auch nicht in Aragón, der Nachbarregion Kataloniens. Dort ereiferten sich Politiker aller Parteien über die Idee, Ebro-Wasser in die katalanische Hauptstadt zu schicken, so als sollte ihnen persönlich der Hahn abgedreht werden. Der Ebro fließt auch durch Aragón, allerdings bevor er die katalanische Provinz Tarragona erreicht; die Nachbarn Kataloniens wäre also nur sehr mittelbar betroffen. Weil in Katalonien aber Separatisten regieren, die vom Rest Spaniens nichts wissen wollen, fällt die Solidarbereitschaft gegenüber Katalonien besonders niedrig aus.

So oder so würde die Überlandleitung ziemlich sicher nicht bis zum Sommer fertig werden, weswegen Barcelona auf Schiffslieferungen mit Wasser angewiesen wäre, wahrscheinlich ebenfalls aus Tarragona.

Die Tageszeitung „La Vanguardia“ macht „die Vergesslichkeit nach der großen Dürre 2007/2008“ für die Notlage verantwortlich. Zwei Meerwasserentsalzungsanlagen – zu den zwei bestehenden – sind geplant, aber noch immer nicht in Angriff genommen. Ebenso ein großes Investitionsprogramm zur Reparatur des Leitungsnetzes. Bisher ist ja noch immer alles gut gegangen, so wie 2008, als es dann doch wieder ordentlich zu regnen begann. Aber keiner weiß, wann der Regen diesmal kommen wird.

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