Wassersolidarität wird in Spanien gerne gefordert, aber ungern geübt. Was in einer Provinz niederregnet, soll auch in der Provinz bleiben. Man weiß ja nie, wie der nächste Sommer wird. Der Vorschlag der katalanischen Regionalregierung, eine 65 Kilometer lange Überlandwasserleitung von El Vendrell in der Provinz Tarragona nach Olérdola in der Provinz Barcelona zu bauen, kam deswegen in Tarragona nicht gut an.
Zu wenig Anlagen zur Meerwasserentsalzung
Übrigens auch nicht in Aragón, der Nachbarregion Kataloniens. Dort ereiferten sich Politiker aller Parteien über die Idee, Ebro-Wasser in die katalanische Hauptstadt zu schicken, so als sollte ihnen persönlich der Hahn abgedreht werden. Der Ebro fließt auch durch Aragón, allerdings bevor er die katalanische Provinz Tarragona erreicht; die Nachbarn Kataloniens wäre also nur sehr mittelbar betroffen. Weil in Katalonien aber Separatisten regieren, die vom Rest Spaniens nichts wissen wollen, fällt die Solidarbereitschaft gegenüber Katalonien besonders niedrig aus.
So oder so würde die Überlandleitung ziemlich sicher nicht bis zum Sommer fertig werden, weswegen Barcelona auf Schiffslieferungen mit Wasser angewiesen wäre, wahrscheinlich ebenfalls aus Tarragona.
Die Tageszeitung „La Vanguardia“ macht „die Vergesslichkeit nach der großen Dürre 2007/2008“ für die Notlage verantwortlich. Zwei Meerwasserentsalzungsanlagen – zu den zwei bestehenden – sind geplant, aber noch immer nicht in Angriff genommen. Ebenso ein großes Investitionsprogramm zur Reparatur des Leitungsnetzes. Bisher ist ja noch immer alles gut gegangen, so wie 2008, als es dann doch wieder ordentlich zu regnen begann. Aber keiner weiß, wann der Regen diesmal kommen wird.