Im Bewusstsein vieler Menschen ist kaum ein anderer Name so eng mit Schach verbunden wie Garri Kasparow. Und das, obwohl seine Glanzzeit mehr als ein Jahrzehnt zurückliegt. Dass mittlerweile Kramnik und Anand den Weltmeister-Thron im königlichen Spiel erobert haben, dass sich Kasparow aus dem aktiven Schach zurückgezogen hat, ist der breiten Öffentlichkeit relativ wenig bekannt. Garri Kasparow, der heute, Samstag, seinen 50. Geburtstag feiert, scheint so etwas wie der Allzeit-Champion im Schach zu sein. Immerhin: Weltmeister war er ganze 15 Jahre lang, von 1985 bis 2000. Der Mythos Kasparow entstand in den 80er-Jahren: Sein Duell um die WM-Krone gegen seinen russischen Landsmann Anatoli Karpow geriet zur Legende. Nach 48 Partien zwischen September 1984 und Februar 1985 gab es keinen Sieger, der Weltschachverband Fide brach das Match ab. Im erneuten Finale - diesmal auf 24 Partien begrenzt - behielt Kasparow die Oberhand. Der 22-Jährige wurde jüngster Weltmeister, quasi ein Sebastian Vettel des Schachs. Damals begehrte Kasparow immer wieder gegen die schier übermächtige Fide auf, es kam zum Bruch mit den Mächtigen des Schachs und zur Gründung einer eigenen Organisation. Ein Querdenker ist er nach seiner Karriere am schwarz-weißen Brett geblieben. Einer, der sich in Russland massiv für die Demokratie und "Pussy Riot" - und gegen Putin - stark macht. Dabei sucht er das kalkulierte Risiko, das ein russischer Oppositionspolitiker in Kauf nehmen muss. Drohende Festnahmen und Gefängnis-Aufenthalte schrecken ihn nicht. Mutig setzt Kasparow auf seine Strategie, Zug um Zug ein neues, besseres Russland zu erreichen. Das bringt ihm im Ausland viel Anerkennung ein: Für das Time Magazine war Garri Kasparow im Jahr 2007 einer der 100 einflussreichsten Menschen der Welt.