Die Protagonisten werden allenthalben ins Rampenlicht gerückt: Aus altbekannten Stilmitteln wie Rhythm'n'Blues, Westernswing und Country haben die Musiker Bill Haley, Carl Perkins und Elvis Presley zeitgleich, jedoch mehr oder weniger unabhängig voneinander, den Mythos Rock'n'Roll erschaffen - und damit die Popmusik erfunden. Doch war dies wirklich so? Oder stellt "Pop" nicht ein sehr viel älteres Phänomen dar? In dem profunden, indes sehr unterhaltsamen Sachbuch "Von Edison bis Elvis - wie die Popmusik erfunden wurde" (Reclam-Verlag, 448 Seiten, broschiert, 24,95 Euro) sucht der Journalist und Buchautor Ernst Hofacker nach Antworten. Er wird natürlich fündig: beispielsweise in der bahnbrechenden Erfindung der Tonaufzeichnung durch Thomas Alva Edison, in der Hit-Schmiede Tin Pan Alley in New York City zu Beginn des 20. Jahrhunderts und in den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg überhaupt. Ein paar Schlagwörter, die wohl jeder irgendwie mit dem schwammigen Begriff "Pop" verbindet, seien eingestreut: der Startenor Enrico Caruso (der erste Plattenmillionär), der Erfinder Nikola Tesla (der den Weg zum Radio ebnete), der Sänger und Trompeter Louis "Satchmo" Armstrong (der mit "What a Wonderful World" später einen Riesenhit hatte), der Hund Nipper und das Plattenlabel "His Masters Voice" (mit dem berühmten Logo, wo eben jenes Tier seinen Herrn im Trichter eines Phonographen vermutet) oder Blues-Sängerin Bessie Smith (eine Schwarze, die den Typus "Rockstar" erfand). Doch Hofacker belässt es nicht dabei. Sehr ausführlich widmet sich sein Buch den Vorläufern des Rock'n' Roll, so Country und Twang. Der Autor vervollständigt sein Werk mit einem Crashkurs über die jüngere Pop-Historie und die Jetzt-Zeit (vom Kassetten-Walkman bis zum Rapper Eminem) und blickt sogar in die Zukunft. Wer es mag, von einer Fülle an Fakten erschlagen zu werden, wie sie solch ein umfangreiches Thema mit sich bringt, wird an dem Buch seine Freude haben.