Weißenstadt Fichtelgebirge hat Wahrzeichen wieder

Das neue Backöfele auf dem Schneeberg-Gipfel ist fast fertig und sieht aus wie das alte. Jetzt fehlt nur noch die Treppe auf die Aussichtsplattform.

 
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Weißenstadt - Der Turm sieht aus wie das alte Backöfele. Und genau so soll es sein. 77 Prozent all jener, die sich im vergangenen Jahr an einer Umfrage zum neuen Aussichtsturm auf dem Schneeberg beteiligt haben, wollten das Backöfele in einer Eins-zu-Eins-Kopie. Und die ist jetzt fast fertig. Am Dienstag feierten die am Bau beteiligten Firmen, Vertreter der Politik, des Naturparks und des Fichtelgebirgsvereins Richtfest des neuen Turms. Nur zwei Details sind anders: Zumindest noch die ersten Jahre leuchtet das neue Backöfele in hellem Braun vom Gipfel. Erst mit der Zeit wird sich das Holz dunkelbraun färben. Außerdem ist der Aussichtsturm etwa vier Zentimeter höher als der alte. Der Grund dafür ist die etwas aufwendigere Befestigung des Holzgestells am Granit.

Das Backöfele und der 29. August

Dass das Richtfest für das neue

Backöfele am 29. August stattfand, ist kein Zufall. Dietmar Herrmann, das "wandelnde Lexikon des FGV", weist auf die historischen Ereignisse rund um das Wahrzeichen hin:

29. August 1926: Das vom FGV gebaute Backöfele wird

eingeweiht.

29. August 1976: Zum 50.

Jahrestages des mittlerweile im

militärischen Sperrgebiet liegenden Backöfeles gewährt die

US-Armee der Bevölkerung, den Aussichtsturm zu besuchen.

Es kommen 10 000 Wanderer.

29. August 1996: Das Backöfele ist wieder frei zugänglich.

Rückblick: Für viele Menschen im Fichtelgebirge war es ein Schock, als des Backöfele im Frühjahr 2016 für Wanderer gesperrt werden musste. Eine statische Prüfung hatte ergeben, dass das hölzerne Wahrzeichen des Fichtelgebirges nicht mehr sicher ist. Wie sich herausstellte, war eine Reparatur des Aussichtsturmes nicht mehr möglich. "Als sich Naturpark und Kreistag Gedanken machten, wie ein neuer Turm auf dem Schneeberg aussehen könnte, ging ein Aufschrei durch die Bevölkerung", erinnerte Landratsstellvertreter Gerald Schade an die "Emotionen, die das Backöfele auslöst". Daher habe der Kreistag für einen Nachbau des Wahrzeichens gestimmt.

Eigentlich ist das Backöfele fast fertig. Nur noch die Treppe auf die obere Plattform und die Befestigung des Geländers an der Granittreppe zum Turm stehen noch aus. Noch zur Herbst-Wandersaison sollen die Ausflügler wieder die Sicht über das Fichtelgebirge genießen können.

Ein "ungewöhnliches Konzept für den Schneeberg" nannte Regierungsvizepräsident Thomas Engel das
Backöfele. Immerhin habe Architekt Hans Reisinger mit dem Bau an einen germanischen Scheiterhaufen am Rheinufer aus der Siegfried-Sage erinnern wollen. Reisinger sei nicht unumstritten, habe er doch unter anderem an den Plänen der Nazis mitgearbeitet, Bayreuth im Sinne der NS-Ideologie umzugestalten. Dennoch sei das Backöfele ein passendes Bauwerk, weil es eben nicht als monumentaler granitener Aussichtsturm, sondern als zurückhaltende Holzkonstruktion konzipiert sei.

Wer auf der Aussichtsplattform steht, der sieht bei guten Wetterverhältnissen bis zum Thüringer Wald oder zum Bayerischen Wald. Und er sieht eine Gipfellandschaft mit eiszeitlichem Charakter. Die Jahresdurchschnittstemperatur auf 1051 Metern beträgt 3,7 Grad. Dies sind ideale Bedingungen für seltene Flechten und Moose. Auch die Eiszeitspinnen, die zwischen den Felsblöcken leben oder die Auerhühner, die in den Schneeberg-Hängen eines der letzten Refugien in Bayern haben, machen das Gebiet ökologisch so wertvoll. Apropos Auerhühner: Die Bauarbeiten für das Backöfele begannen mit Rücksicht auf deren Brutzeit erst im Juni.

Verdient um den Neubau haben sich nicht nur Politik, Naturpark und Fichtelgebirgsverein gemacht, sondern auch die Bayerischen Staatsforsten. Der Leiter des Forstbetriebs Selb, Michael Grosch, hatte vorgeschlagen, dass die Staatsforsten das Holz für das Wahrzeichen des Fichtelgebirges spenden könnten. "Dies haben wir tatsächlich sehr gerne getan", sagte Reinhardt Neft, Vorstand der Bayerischen Staatsforsten. Allerdings sei als Bauholz Eiche vorgesehen gewesen, "und die wächst klimabedingt nun mal nicht so häufig im Fichtelgebirge". Daher stamme das Eichenholz für das neue Backöfele nun vom Forstbetrieb Forchheim. Aus 30 Festmetern seien sieben Kubikmeter Bauholz gesägt worden.

Das Holz des alten Backöfeles ist nicht für den Kamin gedacht. Die Kunsthandwerker Sabine Schüller und Stefan Zaus haben aus den Balken kunsthandwerkliche Gegenstände wie Schränkchen oder Schalen herausgearbeitet. Der Erlös aus dem Verkauf kommt der Naturschutzstiftung des FGV zugute.

Das neue Backöfele kostet voraussichtlich 150 000 Euro. Davon tragen der Freistaat Bayern 87 000 und die Oberfrankenstiftung 29 000 Euro.

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