Hof Pfusch am Rathaus-Anbau kostet Stadt 225.000 Euro

Die Verkleidung der Decken in allen Räumen des Rathausanbaus muss aufwendig saniert werden. Foto: Uwe von Dorn

Beim Einbau der Decken hat die Baufirma kräftig danebengegriffen. Das hat Konsequenzen und mündet in einen Rechtsstreit.

 
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Hof - Nun ist klar: Für die Sanierung der frisch eingebauten Decken im Rathaus-Anbau muss die Stadt 225.000 Euro zahlen. So viel kostet der Auftrag für die aufwendige Sanierung, den der Stadtrat an die Firma wba aus Pößneck vergab. Die erneuten Trockenbau-Arbeiten sind erforderlich, weil die zuerst beauftragte Firma offenbar nicht fachgerecht gearbeitet hat; dieFrankenpost hatte zuerst darüber berichtet." target="_blank">

Bei der ersten Inbetriebnahme der Heiz- und Kühldecken waren nach Angaben der Stadt - unterstützt von einem Sachverständigen - starke Risse aufgetreten. Die Decken waren nicht nach den Hersteller-Vorschriften verfugt, die Wandanschlüsse nicht beweglich ausgeführt.

Von dem Baubetrieb, der mutmaßlich für den Pfusch verantwortlich zeichnet, will sich die Stadt die zusätzlichen Ausgaben wieder holen. Zur Not vor Gericht. Eine Schadenersatzforderung steht im Raum; die Verantwortlichen sehen gute Chancen, dass sie recht bekommen. "Es ist schon eindeutig", sagte Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD) in der Stadtratssitzung.

Der Auftrag für die Sanierung ist in der Tat sehr umfangreich: Die Beplankung der Heiz- und Kühldecken in allen Geschossen des Neubaus muss demontiert werden, danach wird die Konstruktion unter den Decken neu verkleidet.

Im Stadtrat kam Unmut darüber auf, dass man gezwungen war, der Firma mit dem wirtschaftlichsten Angebot den Auftrag für die Trockenbau-Decken zu geben. Thomas Etzel (Linke) schimpfte über "Firmen, die es einfach nicht können". Firmen, wie sie offensichtlich auch bei der Freiheitshallen-Fassade zugange gewesen seien. Etzel wollte wissen, ob die Stadt schon vor der Vergabe eingreifen könne, wenn sich andeute, dass eine Firma ein Billigangebot einreiche. Bauamtsleiter Stephan Gleim erläuterte, dass Angebote sehr wohl sehr genau geprüft würden. Falls eine Firma einen Preis nenne, der weit unter der Kostenschätzung liege, gebe es ein Gespräch. Dabei würden die Anforderungen nochmals dargelegt.

Im konkreten Fall hat die Baufirma, wie Gleim durchblicken ließ, wohl kräftig danebengegriffen. Aber er warb auch um etwas Verständnis für die Baubranche: "Es ist immer ein Einzelstück, das produziert wird." Mehrere Faktoren spielten zusammen und führten zu unterschiedlicher Qualität. Zum Beispiel, wenn ein und dieselbe Firma anderes Personal auf eine Baustelle schicke.

Bei der Deckenverkleidung im Rathaus-Anbau verhält es sich nach Gleims Worten so, dass die Arbeiter den Einbau nicht nach den Regeln der Technik - quasi der Gebrauchsanweisung - erledigt hätten. "Die Art und Weise, wie Decken einzubauen sind, gibt der Hersteller vor. Das hat die Firma nicht beachtet." Auch Nacharbeiten hätten nicht zum Erfolg geführt. "Ein Schaden für die Stadt wäre nur entstanden, wenn wir die Leistung akzeptiert hätten", betonte der Chef im Bauamt.

Nun kann sich die neu beauftragte Firma aus Pößneck in Kürze ans Werk machen. Zwei Räume bleiben aber vorerst unverändert - zur Beweissicherung im Rechtsstreit mit dem Unternehmen, das Mängel hinterlassen hatte. In diesen Räumen könne man auch später noch die Reparaturen vornehmen, sagte Gleim.

Immerhin soll der Pfusch keine Verzögerung nach sich ziehen. Am Termin für den Einzug in den Anbau - Sommer 2021 - will derzeit niemand rütteln.

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