Auf die Hoffnung, dass es im nächsten Jahr besser werde, verlässt sich Andreas Wolfrum nicht: "Nach zwei solchen Jahren hintereinander muss man sich darauf einstellen, dass es so weitergeht." Der Landwirt experimentiert daher viel, um den Betrieb den Gegebenheiten anzupassen, etwa indem er die kompletten Flächen für die Frühjahrsaussaat im Winter grün halten und danach nur minimal und ohne Pflug bearbeiten will, um Wasser zu sparen und die Nährstoffe im Boden zu halten. "Das könnte gut funktionieren, aber trotzdem braucht es dafür im Herbst Niederschlag, damit die Felder dicht bewachsen ins Frühjahr gehen." Außerdem will Andreas Wolfrum auf Wintergetreide und die Pflanzenart Luzerne setzen, die sehr tief wurzele und Wasser aus bis zu drei Metern Tiefe hoch ziehe.
Auch der Töpener Landwirt Armin Streitberger bereitet sich auf weitere Trockenjahre vor, obwohl er aus statistischen Gründen eher nicht damit rechnet. Überhaupt rät er dazu, entspannt mit der Situation umzugehen: "Es ist nicht so, dass wir noch nie so schlechte Erträge gehabt hätten." Zwar sei die Ernte in diesem Jahr eher mäßig ausgefallen und noch einmal schlechter als 2018; dafür aber sei 2017 niederschlagsreich und sehr gut gewesen: "Das gleicht sich aus. Wir haben noch Vorräte aus den vergangenen Jahren, haben Futtergetreide zugekauft und kommen durch."
Im ohnehin trockenen Frankenwald gilt Marxgrün als besonders trocken. Herbert Bayreuther betreibt dort seit 1986 einen Biohof mit Milchkühen, die er bereits jetzt tagsüber mit Winterfutter versorgen muss. "Sonst fangen wir damit immer erst im Oktober an", erzählt er. Die Ernteeinbußen durch die Trockenheit haben außerdem dazu geführt, dass er Futter aus dem Biohandel von auswärts zukaufen musste, statt sich im Tausch mit den anderen drei Marxgrüner Biolandwirten behelfen zu können.
"Das Problem für uns ist, dass durch die Trockenheit unsere Kreisläufe nicht mehr richtig funktionieren", erklärt Herbert Bayreuther. Normalerweise seien auf einem Biohof die Nährstoffkreisläufe geschlossen, das heißt, auf den Feldern lande nur die Gülle der eigenen Kühe, ohne dass Dünger von außen zugeführt werde. Anders ausgedrückt, werden die Ausscheidungen der Kühe wieder im Boden gebunden. So werde die Gefahr des Überdüngens vermieden.
"Die Kreisläufe sind aber stark wetterabhängig", sagt der Biolandwirt. "Kleegras braucht viel Wasser, sonst wächst es nur noch eingeschränkt, und das Futter für die Kühe fehlt." Außerdem werde weniger Humus im Boden gebildet. Neben dem Zukauf von Futter führte die Trockenheit auf dem Biohof der Familie Bayreuther heuer dazu, dass sie den Viehbestand um rund 15 Prozent reduzieren mussten. "Ich hoffe zwar, dass es nächstes Jahr besser wird, aber wir überlegen trotzdem auch, wie wir da rauskommen, falls es weiter so trocken bleibt."
Bei allen Problemen legt Herbert Bayreuther Wert darauf, mit der Situation sachlich umzugehen. Da man vor 2018 einige sehr gute Jahre gehabt habe, könne man davon noch zehren. Sein Fazit: "Existenzbedrohlich ist die Lage noch nicht. Aber eine neue Herausforderung."