Hof Wegweiser im Wirrwarr der Berufe

Corinna Martin

Die 16. Ausbildungsmesse in Hof zieht viel junges Publikum an. Die Betriebe zeigen sich von der besten Seite, und so manche Tür öffnet sich.

 
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Hof - "Du kannst werden was du willst" - unter diesem Motto stand die 16. Hofer Ausbildungsmesse im Beruflichen Schulzentrum. Vertreter von 136 Ausbildungsbetrieben gaben den jugendlichen Besuchern Auskunft zu den unterschiedlichsten Berufen.

Das sagen die Ausbilder

Sommer Fassadensysteme-Stahlbau-Sicherheitstechnik: "Unsere Handwerksberufe erfordern ein gutes mathematisches Verständnis und ein gewisses räumliches Vorstellungsvermögen", sagt Personalleiter Stefan Cimmino. Die Azubis sollten Spaß an handwerklicher Arbeit haben und motiviert sein. "Nicht die Noten sind das Wichtigste, sondern die Freude am Beruf. Über Dinge wie Höflichkeit und Pünktlichkeit sollte man gar nicht mehr sprechen müssen", sagt Cimmino. Robert Hager macht bei Sommer eine Ausbildung zum Technischen Systemplaner und ist nun im zweiten Lehrjahr: "Ich kann nur dazu raten, sich vor der Messe zu informieren und sich einen Plan zu machen, welche Berufe und Firmen man sich anschauen will. Ich habe das Gefühl, dass viele Azubis relativ planlos sind. Außerdem sind viele auf ein Studium getrimmt. Dabei gibt es so viele andere Möglichkeiten. Auch das Handwerk ist keine Männerdomäne mehr."

Rausch & Pausch GmbH: "Das Wichtigste ist die Motivation. Ganz im Sinne der Hands-on-Mentalität sollen unsere Azubis motiviert sein, Neues zu lernen und offen mit neuen Themen umzugehen", sagt Nicole Mertens von der Personalabteilung. Statt Einser-Schüler wünsche sie sich Auszubildende, die offen für ein gutes Betriebsklima sind. "Meiner Meinung nach werden die Jugendlichen von der Schule nicht genügend auf das Leben danach vorbereitet."

Bäcker-Innung: "Wir haben im Moment sehr viele Lehrlinge", sagt Dieter Popp, Bäckermeister und Lehrlingswirt der Bäcker-Innung Hof. Dieter Wietzel, Fachlehrer am Beruflichen Schulzentrum Hof, liefert die Zahlen: "Im Moment sind es 25 Bäcker und 35 Bäckereifachverkäufer." Die Kandidaten bräuchten handwerkliches Geschick, einen Hauptschulabschluss und ein gewisses Verständnis für biologische und physikalische Vorgänge dazu. Popp freut sich, dass immer mehr Frauen Handwerksberufe ergreifen.

An den Informationsständen der Betriebe aus den Bereichen Handwerk, Dienstleistung, Handel und Industrie drängten sich zahlreiche Jugendliche. In Begleitung ihrer Eltern oder Freunden stellten sie den Ausbildern Fragen und ließen sich von Auszubildenden erzählen, wie das Azubi-Leben konkret aussieht. Die Betriebe reichten allerhand Informationsmaterial und kleine Geschenke aus, gaben den Besuchern aber auch praktische Aufgaben. So konnten sie am Stand von Ontec Automation eine Popcornmaschine in Aktion erleben und das Ergebnis verkosten oder sich bei der Sommer Fassadensysteme-Stahlbau-Sicherheitstechnik am "Heißen Draht" versuchen. Die AS-Bau Hof hatte einen Bagger dabei, den die Gäste selbst steuern konnten und die Rehau AG ließ Interessenten eine Büroklammer aus Kunststoff biegen. In einer Backstube konnten sie Pizzabrötchen backen und mit Unterstützung durch Bäcker-Lehrlinge Hefezöpfe flechten.

Viele Unternehmen hinterließen bleibenden Eindruck. So mancher Berufswunsch festigte sich, erste Kontakte mit potenziellen Ausbildern kamen zustande. Viele Jugendliche ergatterten im Rahmen der Messe einen begehrten Praktikumsplatz. Hier und da öffneten sich Türen, die ohne diesen Tag verschlossen geblieben wären. Andere entdeckten auf der Messe die Vielfalt der Region. Die Unternehmen jedenfalls dürfen guter Hoffnung sein, dass die mit Broschüren und Flyern prall gefüllten Taschen zu Hause nicht einfach in der Ecke landen.

Zu den Gästen zählten Anna-Lena Schön (14) aus Hof und Isabel Heckel (14) aus Schwarzenbach, beide Schülerinnen der Hofer Wirtschaftsschule. "Ich möchte entweder Industriekauffrau werden oder als Beamtin bei der Stadt Hof arbeiten. Da ich Mathe ganz gern mag, könnte ich mir auch vorstellen, in die Steuerverwaltung zu gehen. Ich finde, dass Praktika eine tolle Möglichkeit sind, um einen Beruf kennenzulernen", sagte die Neuntklässlerin Anna-Lena Schön. Auch ihrer Freundin Isabel Heckel wollte sich informieren: "Mich interessiert das Kaufmännische. Hier lernt man alle Firmen kennen und sieht gleich, wer dahinter steckt. Ich mache bald mein Schülerpraktikum bei der Sparkasse. An deren Stand war ich heute natürlich auch."

Nina Künzel (16), Laura Gabler (18) und Damla Soruklu (17) kommen aus Selb, machen 2018 ihre Mittlere Reife. Die drei Schülerinnen erkundigten sich, welche Möglichkeiten es gibt. Nina Künzel will Ergotherapeutin werden: "Das ist ein abwechslungsreicher Beruf, bei dem ich Menschen helfen kann. Ich will nicht mein ganzes Leben in einer Firma sitzen und jeden Tag dasselbe machen. Außerdem zieht es mich ins Ausland, nach England oder Irland." Die Hofer Messe finde sie toll - und praktisch. "Wir haben in Selb auch eine Ausbildungsmesse, die ist aber erst im Januar und das ist für uns zu spät." Damla Soruklu möchte zum Zoll: "Hier habe ich mit Menschen zu tun und jeden Tag Abwechslung. Mit der Schule haben wir den Revolution Train besucht. Dort waren Dinge in einem Koffer versteckt, die wir suchen mussten. Mir macht es Spaß, Sachen zu kontrollieren."

Nick Goller (16) aus Leupoldsgrün und Christoph Rausch (15) aus Rothenbürg besuchen die 10. Klasse der Mittelschule in Naila. Nick Goller: "Ich würde gerne in die Richtung der kommunalen Verwaltung gehen, da ich gerne am PC arbeite. Außerdem will ich in der Region bleiben. Deswegen habe ich mir heute das Arbeitsamt Hof und den Stand der Stadt Hof angeschaut." Sein Kumpel Christoph Rausch hat schon ein Praktikum im Elektrohandel gemacht und daher etwas anderes vor: "Mich interessieren die Ausbildungsberufe Betriebselektriker und Mechatroniker. In der Schule fand ich in Physik immer die Schaltvorgänge interessant."

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